Die am 18. Juni 2009 gestartete unbemannte Mondsonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“ (LRO) hat die ersten Bilder zur Erde geschickt. Die neuen hochauflösenden Aufnahmen zeigen die Mondoberfläche in den Hochländern südlich des so genannten Mare Nubiums (Meer der Wolken), einer der dunklen vulkanischen Oberflächen auf der südwestlichen Mondvorderseite, in nie dagewesener Detailtreue.
„So habe ich den Mond noch nie gesehen, das ist absolut fantastisch“, kommentierte Professor Harald Hiesinger vom Institut für Planetologie der Universität Münster die neuen Bilder, die nahe dem so genannten „Terminator“ aufgenommen wurden – der Trennlinie zwischen abgeschatteter und beleuchteter Seite des Mondes. Durch den dadurch extrem niedrigen Sonnenstand wird die Morphologie der Oberfläche durch lange Schatten betont. Hiesinger ist mit einem von sechs Experimenten an Bord von LRO vertreten. Die NASA Mission soll eine bemannte Rückkehr zum Mond vorbereiten.
Kleinste Krater und feinste geologische Strukturen
An Bord befinden sich mehrere Kameras, unter anderem eine Weitwinkelkamera und zwei Kameras, die mit Teleobjektiven ausgestattet sind. Die hochauflösende NAC-Kamera bildet die Oberfläche mit circa 50 Zentimeter pro Bildpunkt ab, die Weitwinkelkamera WAC liefert den Kontext mit rund 100 Metern pro Bildpunkt.
„Endlich macht sich die harte Arbeit der letzten Jahre bezahlt“, sagte Hiesinger. „Wir sehen nun kleinste Krater und feinste geologische Strukturen in den Bildern, die wir in den nächsten Jahren gezielt auswerten werden“, so Hiesinger.
Forscher kartieren Oberfläche des Mondes
Das Team in Münster wird die neuen Bilder unter anderem dazu nutzen, um die Oberfläche des Mondes genau zu kartieren und deren Alter zu bestimmen. Dabei nutzen die Wissenschaftler eine Methode, die bereits zu Apollozeiten entwickelt und seitdem kontinuierlich verfeinert wurde.
Da eine Oberfläche immer mehr Krater ansammelt je länger sie dem Meteoritenbombardement ausgesetzt ist, kann durch Zählen der Krater das Alter der Oberfläche ermittelt werden. Die soeben von der NASA freigegebenen ersten Bilder zeigen in der Tat eine Vielzahl an Kratern unterschiedlicher Größe, die Hiesinger und sein Team nun sofort zählen werden.
Wasser in Mondkratern?
„Aber natürlich werden wir auch die Polgebiete genau betrachten. Diese sind besonders interessant, weil man vermutet, dass in den tiefen Kratern der Polregionen Wasser vorkommen könnte“, so Hiesinger. Da in diese Krater vermutlich niemals ein Sonnenstrahl dringt, ist es dort sehr kalt, so dass Wasser dort ausfrieren und über lange Zeit stabil sein kann.
„Wasser auf dem Mond ist natürlich eine ungeheuer wertvolle Ressource für alle zukünftige Astronauten. Dieses Wasser kann getrunken werden oder als Raketentreibstoff dienen“, erklärt Hiesinger.
LRO: fünf Jahre Arbeit am Mond
Ein weiteres spannendes Thema ist die Auswahl sicherer Landestellen für zukünftige bemannte Missionen. Die Planetologen werden unmittelbar daran beteiligt sein, die besten Landestellen zu erkunden.
„Die heutigen Bilder sind nur der erste Appetithappen. Im Laufe des nächsten Jahres werden wir viele Terabytes erstklassiger und spektakulärer Bilder erhalten“, sagt Hiesinger. Und da der Lunar Reconnaissance Orbiter auf dem Weg zum Mond weniger Treibstoff verbraucht hat als geplant, wird die Mission voraussichtlich fünf Jahre um den Mond kreisen können.
(idw – Universität Münster, 06.07.2009 – DLO)