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Medizin

Raucher werden früher zahnlos

Risiko für vorzeitigen Zahnverlust steigt mit Zigarettenmenge

Rauchen schadet auch den Zähnen © Artem Furman/ iStock.com

Zahnlos dank Glimmständel: Rauchen schadet nicht nur der Lunge, sondern auch den Zähnen. Denn wer raucht, hat ein rund dreifach höheres Risiko, seine Zähne vorzeitig zu verlieren, wie eine Langzeitstudie nun belegt. Dabei steigt das Risiko für Zahnverlust umso stärker, je mehr ein Mensch raucht. Der Grund für diesen negativen Effekt: Rauchen fördert Parodontitis und das wiederum führt unbehandelt zum Ausfallen der Zähne.

Mittlerweile ist es sattsam bekannt: Rauchen ist ungesund. Die Inhaltsstoffe des Tabakrauchs fördern Lungenkrebs, Gefäßerkrankungen, Rheuma und Impotenz. Aber sie machen Raucher auch anfälliger für Infektionen und erschweren die Narkose.

Zahnlos schon mit 65?

Aber das ist noch nicht alles. Jetzt zeigt sich, dass Raucher auch ein deutlich höheres Risiko als Nichtraucher haben, ihre Zähne bereits in jungen Jahren zu verlieren. Das belegt nun eine Auswertung der Daten von 23.376 Teilnehmern der Langzeitstudie EPIC des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE).

Die Auswertung ergab: Raucherinnen hatten ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für eine frühe Zahnlosigkeit. Bei männlichen Rauchern stieg das Risiko für vorzeitigen Zahnverlust gegenüber Nichtrauchern sogar um das 3,6-Fache an. Dieser Zusammenhang war dabei klar dosisabhängig, wie die Wissenschaftler berichten: Starke Raucher, die mehr als 15 Zigaretten pro Tag konsumierten, hatten ein höheres Risiko, als diejenigen, die weniger rauchten.

Parodontitis ist schuld

Den Grund für diesen negativen Effekt des Rauches sehen die Forscher vor allem im Zahnausfall durch Parodontitis. „Wir wissen, dass Rauchen einer der Hauptrisikofaktoren für Parodontitis ist“, sagt Koautor Kolade Oluwagbemigun vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung. „Daher ist der beobachtete Zusammenhang zwischen Rauchen und Zahnverlust sicherlich primär durch ein erhöhtes Auftreten der Parodontitis bei Rauchern zu erklären.“

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Normalerweise ist Zahnfleischbluten ein Warnsignal für eine Zahnfleischentzündung. Spätestens dann muss etwas getan werden. Dummerweise jedoch bremst das Rauchen auch die Durchblutung des Zahnfleisches und maskiert damit das Zahnfleischbluten. „Hierdurch kann das Zahnfleisch bei Rauchern gesünder erscheinen, als es tatsächlich ist“, warnt Erstautor Thomas Dietrich von der University of Birmingham. „Dies sollten Raucher aber auch Zahnärzte berücksichtigen.“

Aufhören lohnt sich auch dafür

Die gute Nachricht: Wer mit dem Rauchen aufhört, der kann auch seine Zähne regenerieren. Schon nach kurzer Zeit des Nichtrauchens sinkt das Risiko für Zahnverlust deutlich ab, wie die Forscher feststellten. Es kann sogar wieder auf das Niveau einer Person senken, die niemals geraucht hat. „Letzteres kann allerdings mehr als zehn Jahre dauern“, sagt Dietrich.

„Auch wenn die genauen Ursachen für den von uns beobachteten Zusammenhang noch nicht geklärt sind, erscheint es mehr als sinnvoll, Menschen davon zu überzeugen, Nichtraucher zu bleiben oder es jetzt zu werden“, sagt EPIC-Leiter Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung. „Nicht zu rauchen ist gut für Lunge und Gefäße und führt nach unseren Erkenntnissen auch zu einer guten Zahngesundheit bis ins hohe Alter.“ (Journal of Dental Research, 2015; doi: 10.1177/0022034515598961)

(Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, 15.09.2015 – NPO)

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