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Medizin

Corona-Variante „Eris“ kann Antikörpern besser entkommen

Neue Erkenntnisse zur Corona-Variante EG.5.1 und ihrer Fähigkeit zur Immunflucht

Illustration eines mutierten Coronavirus
Das Coronavirus Sars-CoV-2 verändert sich stetig weiter und bildet neue Mutationen aus. Manche ermöglichen dem Virus eine Antikörperflucht. © peterschreiber.media / iStock

Besser versteckt: Die derzeit kursierende Variante „Eris“ des Coronavirus SARS-CoV-2 wird von den durch Impfungen und bisherige Infektionen gebildeten Antikörpern offenbar etwas schlechter erkannt als ältere Virusvarianten, wie eine neue Studie zeigt. Die „Eris“ oder EG.5 genannte Corona-Variante weist demnach Mutationen im Spike-Protein auf, die es den Antikörpern in unserem Körper schwerer machen, das Virus zu neutralisieren. Dadurch kann das Virus dem Immunsystem leichter entkommen und sich besser verbreiten.

Auch nach mehreren Infektionswellen, zahlreichen Corona-Varianten und dem Einsatz von Impfstoffen dauert der Wettkampf um die bessere Anpassung zwischen dem Coronavirus und unserem Immunsystem weiter an: Infolge einer Covid-19-Impfung oder Corona-Infektion produziert unser Immunsystem neutralisierende Antikörper gegen das Virus. Diese heften sich an das Spike-Protein auf der Oberfläche von SARS-CoV-2 und verhindern so, dass das Virus in unsere Körperzellen eindringen und sich dort vermehren kann.

Gleichzeitig verändert sich das Virus weiter und entwickelt zufällige Mutationen. Sofern diese dem Virus einen Überlebensvorteil bringen, setzt sich diese Virusmutante besser durch als frühere Varianten. Einige der Mutationen können beispielsweise bewirken, dass die von unserem Immunsystem gebildeten Antikörper nicht mehr ans Spike-Protein binden können. Dieser Prozess wird auch als Antikörperflucht bezeichnet und trat unter anderem bei der Omikron-Unterlinie BQ.1 auf. Andere Mutationen, wie sie etwa bei der ursprünglichen Omikron-Variante auftraten, machen das Virus infektiöser, zum Beispiel weil ihr mutiertes Spike-Protein besser an zelluläre Rezeptoren bindet.

Neue Coronavirus-Mutanten im Umlauf

Die als „Eris“ bezeichnete EG.5-Linie von SARS-CoV-2 ist seit Mai 2023 in vielen Ländern der Welt auf dem Vormarsch, auch in Deutschland. Auch die Linie XBB.2.3, auch „Acrux“ genannt, breitet sich zunehmend aus. In Deutschland spielt sie bislang jedoch keine Rolle. Anfang August beziehungsweise Mitte Mai stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) „Eris“ und „Acrux“ als „Virusvarianten von Interesse“ ein.

Derzeit gibt es laut Robert Koch-Institut keine Hinweise darauf, dass Infektionen mit diesen neuen Coronavirus-Varianten vermehrt zu schwereren Erkrankungen führen. Allerdings sind sie, ähnlich wie schon frühere Mutationen, ansteckender als ihre Vorgänger und breiten sich daher stärker aus. Bislang war jedoch unklar, was genau die Ursache für die steigende Verbreitung von „Eris“ und „Acrux“ ist.

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Eris-Unterlinie EG.5.1 untersucht

Deshalb haben Forschende um Lu Zhang vom Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen jetzt die infektiologischen und immunologischen Eigenschaften der Eris-Unterlinie EG.5.1 und der XBB-Unterlinie XBB.2.3 an verschiedenen Zellkulturen im Labor untersucht. „Wir haben getestet, wie gut diese Viren in Zellen eindringen können und wie effizient sie von Antikörpern im Blut von geimpften Personen ohne SARS-CoV-2-Infektion sowie von geimpften Personen mit SARS-CoV-2-Infektion neutralisiert werden“, erklärt Zhang.

Die Versuche wurden aus Sicherheitsgründen nicht mit infektiösen Viren, sondern mit im Labor hergestellten, nicht-vermehrungsfähigen Viruspartikeln, sogenannten Pseudoviren, durchgeführt. Die Antikörper isolierten die Forschenden aus dem Blutplasma von drei oder vier Mal geimpften Personen, das ihnen einige Monate nach der letzten Impfung abgenommen wurde. Zudem verwendete das Team therapeutische Antikörper.

Eris: Schwerer zu neutralisieren, aber nicht infektiöser

Die Experimente ergaben, dass die Viruslinien „Eris“ und „Acrux“ neutralisierenden Antikörpern besser entkommen können als andere derzeit zirkulierende SARS-CoV-2-Linien, weil sie schlechter erkannt werden. Sie haben somit einen Vorteil bei der Infektion von Personen, deren Immunsystem nach Impfung oder Infektion nur auf die Vorgängerversionen optimierte Antikörper gebildet hat.

Den Analysen zufolge sind EG.5.1 und XXB.2.3 aber zumindest auf Zellebene nicht infektiöser als ihre Vorgänger: Sie können Wirtszellen nicht effektiver befallen. Daher sei eine erhöhte Fähigkeit zur Antikörperflucht und nicht eine verbesserte Infektion von Wirtszellen die wahrscheinliche Ursache für die verstärkte Ausbreitung von „Eris“ und XXB.2.3, sagt Seniorautor Markus Hoffmann vom Deutschen Primatenzentrum. „Der Anstieg bei der Fähigkeit zur Antikörperflucht ist allerdings eher moderat und mitnichten ausreichend, um unsere Basisimmunität komplett zu unterwandern“, so Hoffmann.

Werden neue Booster-Impfungen gegen Eris schützen?

Impfstoffhersteller haben ihre Vakzine im Laufe der Corona-Pandemie bereits mehrfach an neue Virusvarianten wie Omikron angepasst. Im bevorstehenden Herbst werden abermals angepasste Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 zum Einsatz kommen, die auf Basis der weitverbreiteten XBB.1.5-Linie hergestellt wurden.

Die Autorinnen und Autoren der Studie gehen davon aus, dass diese Impfstoffe auch gegen EG.5 und seine Unterlinien wirksam sein werden. Sie begründen dies damit, dass es sich bei Eris um einen Abkömmling der nahverwandten XBB.1.9-Linie handelt und die verschiedenen XBB-Unterlinien untereinander nur geringfügige Unterschiede aufweisen. Eine Erst- beziehungsweise Auffrischungsimpfung sei daher insbesondere für Risikogruppen und ihre Angehörigen ratsam. (The Lancet Infectious Diseases, 2023; doi: 10.1016/S1473-3099(23)00547-9)

Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH – Leibniz-Institut für Primatenforschung

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