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Medizin

Was haben die Corona-Impfungen gebracht?

In Europa könnten die Impfstoffe gut eine Million Todesfälle durch Covid-19 verhindert haben

Corona-Impfstoff
Die Corona-Impfstoffe sollten schwere Verläufe verhindern und dadurch Leben retten. Wie gut haben sie das geschafft? © kovop58/ iStock

Rettender Pieks: Allein in Europa könnten die Corona-Impfungen mehr als eine Million Menschenleben gerettet haben, wie nun WHO-Forschende nach Auswertung der epidemiologischen Daten berichten. 96 Prozent der vermiedenen Todesfälle betraf dabei die Gruppe der Über-60-Jährigen. Besonders ausgeprägt war zudem der Effekt des ersten Booster-Impfung. Rund die Hälfte der durch die Immunisierung vor dem Tod bewahrten Fälle ereignete sich während der Omikron-Welle.

Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde immer darüber diskutiert, wie gefährlich das Coronavirus SARS-CoV-2 ist und wie viele Todesfälle wirklich auf sein Konto gehen. Schätzungen der Mortalitätsrate und Übersterblichkeit gingen anfangs weit auseinander. Im März 2022 ergab dann eine weltweite Auswertung, dass während der Corona-Pandemie mindestens 18,2 Millionen Menschen mehr gestorben sind, als es ohne Pandemie der Fall gewesen wäre. In Europa hat es mehr als zwei Millionen Corona-Todesfälle gegeben.

Impfungen und ihre Wirkung

Seit Ende 2020 standen sowohl mRNA-Impfstoffe als auch Vektor-Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung und wurden weltweit verimpft. Sie sollten gegen schwere Verläufe von Covid-19 schützen und das Ansteckungsrisiko zumindest vermindern. In Deutschland haben rund drei Viertel der Bevölkerung zumindest zwei Impfdosen erhalten und sind damit grundimmunisiert. In der Kritik standen die Impfungen jedoch, weil in seltenen Fällen auch schwerere Nebenwirkungen wie Sinusvenenthrombosen und Herzmuskelentzündungen aufgetreten sind.

Umso wichtiger ist die Frage, was die Corona-Impfungen gebracht haben. Das hat jetzt ein Epidemiologen-Team um Margaux Meslé von WHO-Europa ermittelt. Für ihre Studie werteten sie die wöchentlichen Todeszahlen und Impfraten in 26 europäischen Ländern und Regionen zwischen Dezember 2020 und März 2023 aus. Auf Basis von virologischen Daten und epidemiologischen Modellen errechneten sie dann, wie hoch die Übersterblichkeit mit und ohne Impfung war und wie viele Todesfälle durch die Impfungen vermieden wurden.

Eine Million Todesfälle weniger

Das Ergebnis: Die Covid-19-Impfstoffe haben allein in Europa mindestens eine Million Menschen vor dem Tod bewahrt, wie das Team berichtet. Diese Zahl beinhaltet nur die direkt durch die Impfung und ihre immunisierende Wirkung vermiedenen Todesfälle. Indirekt gerettete Leben, beispielsweise durch Entlastung der Intensivstationen und die sonst noch schlechtere Versorgung anderer Krankheiten, sind hierbei noch nicht mit eingerechnet.

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Den größten Effekt hatten die Corona-Impfungen bei älteren Menschen ab 60 Jahren aufwärts. 96 Prozent der geretteten Leben entfallen auf diese Hochrisikogruppe, wie Meslé und seine Kollegen berichten. In dieser Altersgruppe hatte zudem die Booster-Impfung die größte Schutzwirkung. Diese dritte Impfdosis könnte 64 Prozent der sonst unter Senioren aufgetretenen Todesfälle verhindert haben.

Starke Wirkung auch noch bei Omikron

Interessant auch: Die Delta-Variante von SARS-CoV-2 war zwar pathogener und verursachte mehr schwerere Verläufe als die seit Ende 2021 dominierende Omikron-Variante. Dennoch haben die Impfstoffe vor allem Todesfälle durch die infektiösere, aber weniger aggressive Omikron-Variante verhindert. 57 Prozent der geretteten Leben entgingen nach Angaben der WHO-Forscher dem Tod durch Omikron. In absoluten Zahlen wurden in dieser Phase der Pandemie mehr als 568.000 Todesfälle durch die Impfungen vermieden.

„Unsere Ergebnisse demonstrieren, dass die Covid-19-Impfstoffe in Europa viele Menschenleben gerettet haben“, sagt Richard Pebody, Leiter des Teams für Hochrisiko-Pathogene der WHO Europa. Dies gelte vor allem für die vulnerable Gruppe der Älteren. (European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID 2023))

Quelle: European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases

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