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Astronomie

Neuer Fahnder für die Dunkle Materie

Ballon-Teleskop SuperBIT soll Selbst-Wechselwirkung der Dunklen Materie klären

SuperBIT-Aufnahme
Diese hochauflösende Falschfarben-Aufnahme des Tarantelnebels stammt vom neuen Ballon-Teleskop SuperBIT. Es soll die Dunkle Materie in Galaxienhaufen kartieren. © SuperBIT

Ein Mitte April gestartetes Ballon-Teleskop soll helfen, die Natur der Dunkeln Materie zu ergründen. Dafür kartiert das „SuperBIT“-Teleskop kollidierende Galaxienhaufen und ermittelt mithilfe des Gravitationslinseneffekts, wie die Dunkle Materie in ihnen verteilt ist. Dies soll klären, ob und wie stark die Teilchen der Dunklen Materie untereinander wechselwirken – und so neue Hinweise auf ihre Identität liefern. Das Ballon-Teleskop schwebt in gut 33 Kilometer Höhe und trägt auflösungsstarke Weitwinkel-Optiken.

Obwohl die Dunkle Materie unser Universum prägt, ist ihre Beschaffenheit ein Rätsel. Wir wissen weder, woraus sie besteht, noch, welche Eigenschaften die Dunkle-Materie-Teilchen haben. Bisher ist nicht einmal klar, ob diese Teilchen miteinander wechselwirken und welche Masse sie haben. Auch die Art ihrer Kopplung mit der Gravitation wirft Fragen auf. Die Fahndung mithilfe verschiedener Detektoren hat bisher nur gezeigt, was die Dunkle-Materie-Teilchen wahrscheinlich nicht sind.

SuperBIT-Start
Vorbereitung auf den Start des SuperBIT-Teleskops am 16. April 2023. Links das Teleskop, rechts der Heliumballon. © NASA/Bill Rodman

Wechselwirkt die Dunkle Materie mit sich selbst?

Jetzt kommt ein neuer Fahndungshelfer ins Spiel: das Ballon-Teleskop SuperBIT. Seine Aufgabe ist es, die Verteilung und das Verhalten von Dunkler Materie in Galaxienhaufen zu kartieren. „Es braucht die Schwerkraft einer ganzen Galaxie, um Dunkle Materie zu bewegen und SuperBIT wird dies in Galaxienhaufen beobachten, die gerade miteinander kollidieren“, erklärt Richard Massey von der Durham University. „Wenn die Dunkle Materie dabei komprimiert wird oder Teile davon weggeschleudert werden, kann uns dies mehr darüber verraten, woraus sie besteht.“

Möglich wird diese Beobachtung durch den Gravitationslinseneffekt: Die Schwerkraftwirkung der Dunklen Materie erzeugt charakteristische Verzerrungen im Licht ferner Hintergrundobjekte. Aus diesen können Astronomen die Masse und Lage der Dunklen Materie in den Galaxienhaufen ermitteln. Das Ballonteleskop kann diese Messungen im Strahlungsbereich vom Nahinfrarot bis ins UV-Licht durchführen und besitzt ein besonders weitwinkeliges Sichtfeld.

Astronomische „Steady-Cam“

Das am 16. April 2023 in Neuseeland gestartete SuperBIT-Teleskop fliegt an einem heliumgefüllten Stratosphärenballon in 33,5 Kilometer Höhe – und damit oberhalb von 99,5 Prozent der irdischen Lufthülle. Getragen von einem fußballfeldgroßen Heliumballon wird SuperBIT in den nächsten rund drei Monaten mehrfach um die Erde schweben. Nachts visiert es seine astronomischen Ziele an, tagsüber lädt es seine Akkus mithilfe von Solarsegeln auf.

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Dank seiner Position in der Stratosphäre und hochauflösenden Optiken hat das Ballon-Teleskop trotz eines nur 50 Zentimeter großen Primärspiegels eine ähnlich hohe Auflösung wie das Hubble-Weltraumteleskop. Spezielle Stabilisatoren und adaptive Optiken sorgen dafür, dass das Teleskop seine Ziele bis auf weniger als 50 Milli-Bogensekunden mit hoher Stabilität anvisieren kann. Dies entspricht dem Versuch, ein Nadelöhr aus 2,5 Kilometer Entfernung zu sehen und den Faden darin eine Stunde lang ohne Berührung der Nadelöhr-Seiten in der Schwebe zu halten.

Erste Testaufnahmen übermittelt

Vor wenigen Tagen hat das SuperBIT-Teleskop erste Testaufnahmen übermittelt, darunter eine hochaufgelöste Aufnahme des Tarantelnebels – einer Sternenwiege in der Großen Magellanschen Wolke. Eine weitere Aufnahme des Ballon-Teleskops zeigt die Kollision zwischen den beiden Galaxien NGC 4038 und NGC 4039, die wegen ihrer Form auch „Antennengalaxien“ genannt werden. Nach diesen Tests kann nun der wissenschaftliche Betrieb von SuperBIT starten.

Quelle: NASA, Durham University

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