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Klima

Nord- und Ostsee waren 2022 zu warm

Sommer 2022 gehörte in beiden Meeren zu den wärmsten der letzten 25 Jahre

Nord- und Ostsee
Abweichungen der Oberflächentemperaturen in Nord- und Ostsee vom langjährigen Mittel im Sommer 2022. © BSH

Der anomal warme Sommer 2022 hatte Folgen auch für Nord- und Ostsee: Beide Meere waren in diesem Jahr wärmer als das Mittel der letzten 25 Jahre, wie Messungen zeigen. Besonders ausgeprägt war die Erwärmung der Nordsee im südwestlichen Teil. In der Ostsee lagen die Temperaturen nahezu flächendeckend 1,5 Grad über dem langjährigen Mittel. Auch mehrere marine Hitzewellen wurden detektiert.

Der Sommer 2022 war in Europa und weiten Teilen der Nordhalbkugel einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Vielerorts wurden neue Hitzerekorde erreicht und Niederschläge blieben aus. Ursache dafür ist der Klimawandel: Ohne ihn wäre ein solcher Sommer praktisch unmöglich gewesen, wie die Attributionsforschung belegt hat. Noch schlimmer wäre die Lage allerdings, wenn nicht die Ozeane rund 90 Prozent des Energieüberschusses aufnehmen und damit abpuffern würden.

Nordsee: Stellenweise neuer Wärmerekord

Das allerdings geht an den Meeren nicht spurlos vorüber, wie nun auch Auswertungen der Temperaturen von Nord- und Ostsee bestätigen. Basis dafür bilden Messungen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), das wöchentlich die Oberflächentemperaturen der gesamten Nordsee und Ostsee mittels Satelliten, Messstationen und Schiffen ermittelt. Aus den Wochenmitteltemperaturen im Juni, Juli und August haben die Wissenschaftler nun das Sommermittel für das Jahr 2022 gebildet.

Das Ergebnis: Im Sommer 2022 lagen die Oberflächentemperaturen in weiten Teilen der Nordsee über dem langjährigen Mittel von 1997 bis 2021. Im südwestlichen Bereich nahe der Ostküste Englands und im Ärmelkanal war es sogar mehr als ein Grad wärmer als im Mittel der letzten 25 Jahre. Dort war es für die Nordsee der wärmste Sommer seit 1997, wie das BSH berichtet. In der Deutschen Bucht gab es zudem im Juni 2022 eine marine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu zwei Grad über dem Mittel.

Ostsee: 1,5 Grad wärmer als normal

In der Ostsee waren die Folgen des warmen Sommers noch breitflächiger: Dort lagen die Oberflächentemperaturen größtenteils 1,5 Grad und mehr über dem langjährigen Mittel. Dies galt
insbesondere für Meeresgebiete zwischen Südschweden und dem Baltikum, sowie dem nördlichen Teil der Ostsee, wie das BSH berichtet. In den Bereichen vor der deutschen Küste lag die Abweichung zum langjährigen Mittel bei rund einem Grad. Insgesamt war 2022 für die Ostsee der viertwärmste Sommer seit 1997.

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An der BSH-Messstation bei Kiel wurden im Sommer 2022 zwei marine Hitzewellen registriert. Die erste ereignete sich im Juni/Juli und hielt 10 Tage an, die zweite folgte im August/September und dauerte 19 Tage. Die Temperaturen in einem halben Meter Wassertiefe lagen dabei bis zu drei Grad über dem langjährigen Mittel. Insgesamt wertet die BSH die Häufigkeit der marinen Hitzewellen aber nicht als ungewöhnlich.

Dennoch ist die Erwärmung der Meere durchaus Grund zur Besorgnis. Denn für die Meeresumwelt kann schon eine leicht erhöhte Temperatur weitreichende Folgen haben. Fauna und Flora der Meere verändern sich, viele Fischarten haben ihre Verbreitungsgebiete schon nach Norden verlagert, dafür können sich invasive Arten aus südlichen Gefilden leichter etablieren. Wärmeres Wasser und eine stärkere Schichtung fördern zudem die Ausbreitung sauerstoffarmer „Todeszonen“.

Quelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)

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