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Klima

Klimawandel treibt Pflanzen in die Höhe

Neue Studie zur Alpen-Vegetation vorgelegt

Forschungsarbeiten am Schrankogel in den Stubaier Alpen. © Universität Wien

Die Vegetation in Hochgebirgen wie den Alpen wird aufgrund steigender Temperaturen nach oben wandern. Dies belegt erstmals eine neue Studie der Universität Wien passend zum internationalen Tag der Berge am 11. Dezember 2006. In der Folge, so die Forscher, wird eine besonders artenreiche Pflanzenwelt über die Waldgrenze verdrängt. Die Wissenschaftler berichten über ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Global Change Biology.

Der anhand von Klimaprognosen angezeigte Temperaturanstieg von bis zu fünf Grad Celsius im Alpenraum innerhalb dieses Jahrhunderts könnte zu einem massiven Gefährdungsfaktor für alpine Ökosysteme werden. Hochgebirgs-Ökosysteme sind durch tiefe Temperaturen definiert und gelten deshalb als besonders empfindlich in ihrer Reaktion auf die Klimaerwärmung.

Infolge beobachteter Veränderungen der Anzahl von Pflanzenarten auf hohen Gipfeln in den Europäischen Alpen wurden im Jahr 1994 zahlreiche einen Quadrtameter große Dauerbeobachtungsflächen am 3.496 Meter hohen Berg Schrankogel in den Stubaier Alpen eingerichtet. Diese markierten Beobachtungsflächen befanden sich am alpin-nivalen Ökoton, das heißt der Übergangszone zwischen der alpinen Höhenstufe mit überwiegend geschlossener Rasenvegetation und der fels- und schuttdominierten nivalen Höhenstufe zwischen 2.900 und 3.450 Meter. In der nivalen Zone würde der Schnee auf ebener Fläche ganzjährig liegen bleiben. Im Jahr 2004 wurden die Untersuchungen an einer repräsentativen Auswahl von 362 Flächen wiederholt.

Verdrängung von unten

Das Ergebnis der von einem Team unter der Leitung von Georg Grabherr, Professor am Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der Universität Wien, gemachten Studie signalisiert einen Rückgang von extrem spezialisierten Hochgebirgspflanzen in den Alpen, an den Kältegrenzen pflanzlichen Lebens. Extremer Kälte angepasste Arten verlieren zunehmend an Areal. Zum einen, weil ihr Verbreitungsgebiet nach oben hin begrenzt ist und die Temperaturen ständig steigen. Zum anderen aber kommt es, so die Forscher zu einem Verdrängungsmechanismus durch Pflanzen von der unteren, alpinen Zone, die sich im alpin-nivalen Ökoton ansiedeln.

Alle subnival-nivalen Arten zeigten signifikante Rückgänge, während bei alpinen Pionierarten eine Zunahme beobachtet wurde. Die aktuelle Klimaerwärmung in den Alpen, die doppelt so hoch war wie im weltweiten Durchschnitt, wird als grundlegende Ursache dieser Veränderungen erachtet. Die Ergebnisse deuten auf eine laufende Einengung der Verbreitung subnival-nivaler Arten an ihrer Untergrenze und eine gleichzeitige Expansion alpiner Pionierarten an ihrer Obergrenze hin.

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"Diese Veränderungen wurden auf Grund von Modellrechnungen erwartet, mit der neu publizierten Studie konnte der Artenrückgang in den Hochlagen der Alpen jedoch erstmals nachgewiesen werden", erläutert Teamleiter Georg Grabherr die Ergebnisse und weiter: " Die in Hochrechnungen angezeigte Beschleunigung der Klimaerwärmung gibt Anlass zur Besorgnis. Die Biodiversität in Hochgebirgen ist ernsthaft bedroht."

(idw – Universität Wien, 11.12.2006 – DLO)

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