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Klima

Hightech gegen Klimawandel

Erste Reaktionen auf den 3.Teilbericht des IPCC

Die massivsten Auswirkungen des Klimawandels können noch vermieden werden – dies ist das Fazit des dritten Teilberichts des IPCC. Dabei scheint der wirksame Klimaschutz durch eine weltweite Verringerung der Treibhausgas-Emissionen sogar bezahlbar und volkswirtschaftlich vernünftig. Laut UN-Bericht sind Energieeffizienz, erneuerbare Energieträger sowie die Abscheidung und Einlagerung von Kohlenstoff entscheidend. Die Kernenergie hingegen spielt eine geringere Rolle.

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„Der aktuelle UN-Klimabericht macht deutlich, dass Klimaschutz machbar ist. Untätigkeit können wir uns nicht leisten! Der Preis dafür wäre um ein Vielfaches höher, als es kluge Investition in den Klimaschutz sind“, kommentierte Bundesforschungsministerin Annette Schavan den IPCC-Bericht, der Freitag in Bangkok vorgelegt wurde. „Dazu brauchen wir Forschung und die richtigen Technologien, die den Ausstoß klimaschädlicher Gase in den entscheidenden Bereichen unseres Alltags und der Wirtschaft wirkungsvoll reduzieren“. Der UN-Klimabericht nennt Energieversorgung, Verkehr, Gebäude, Industrie, Landwirtschaft, Forst- und Abfallmanagement als zentrale Sektoren.

Hightech-Strategien als Lösung

„Auf dem Klima-Forschungsgipfel in Hamburg haben wir die richtigen Schritte unternommen und die Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammengebracht, die unweltfreundliche Technologien entwickeln und implementieren können. Wir haben einen verbindlichen Prozess gestartet, der bis zum Herbst in einer Hightech-Strategie zum Klimaschutz mündet“, erläuterte Schavan. Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft haben dazu konkrete Technologien identifiziert.

Dazu zählen zum Beispiel Photovoltaik, CO2-Abtrennung und Speicherung bei Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen, emissionsarme Herstellungsverfahren der Materialwirtschaft, künstliche Photosynthese, Wärmedämmung in Gebäuden, neuartige Antriebstechnologien und Energiespeicher für Kraftfahrzeuge. Deutschland hat bereits heute bei der Entwicklung umweltschonender Produkte, Dienstleistungen und Verfahren eine Vorreiterrolle. Mit der Hightech-Strategie will das Bundesforschungsministerium diese Rolle weiter stärken und deutsche Technologie auf diesen Gebieten zum Exportschlager machen.

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Notwendig – und bezahlbar

Mehrere internationale Studien haben nachgewiesen, dass die nötigen Schritte für eine Begrenzung der Erwärmung weniger als ein Prozent des globalen Bruttosozialprodukts kosten würden. Als konservativste Abschätzung gibt der IPCC Kosten von drei Prozent an. „Selbst unter der etwas pessimistischeren Annahme sind die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimaschutzes noch tragbar“, erläutert Ottmar Edenhofer, Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Die Kostenschätzungen des IPCC basieren im Wesentlichen auf einer einschlägigen Studie des Potsdam-Instituts. Der neue UN-Bericht zitiert die Arbeiten der Forschergruppe um Edenhofer zustimmend, wenn er betont, dass mit einer aktiven Klimaschutzpolitik die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimaschutzes sinken, da sie den technologischen Wandel stimuliere und damit günstiger mache. „Um das 2-Grad-Ziel halten zu können, rechnen wir lediglich mit Klimaschutzkosten von einem Prozent des weltweiten Sozialprodukts. Das würde bedeuten, dass sich das Wirtschaftswachstum bis zum Jahr 2030 um nur etwa drei Monate verzögert“, so Ottmar Edenhofer.

Kernenergie: nur leichte Zunahme erwartet

Erneuerbare Energien könnten bis zum Jahr 2030 bereits 30 bis 35Prozent der globalen Stromerversorgung ausmachen, und seien darüber hinaus ausbaufähig, so die Studie des IPCC. Gleichzeitig könnte verstärkt Erdgas statt Kohle („fuel switch“) eingesetzt werden, um die CO2-Emissionen weiter zu vermindern. Eine wesentlich geringere Rolle bei den Lösungsstrategien spiele die Kernenergie, über die im Klimarat erstmals ausführlich diskutiert wurde. Zwar rechnet der IPCC damit, dass in den nächsten Jahrzehnten weitere Kernkraftwerke gebaut werden. Laut Bericht wird aber erwartet, dass ihr Anteil an der globalen Stromproduktion gegenüber den heutigen 16 Prozent nur bis maximal 18 Prozent zunehmen wird. Das gilt auch für die Annahme, dass es zu einem CO2 Preis von 50 Euro / t CO2 eq. kommen sollte – der heutige Preis liegt bei 1 Euro.

(BMBF, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 07.05.2007 – AHE)

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