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Klima

Europa: Mehr Schauer, weniger Landregen

Klimawandel hat kurze Regengüsse zur dominanten Niederschlagsform gemacht

Lokale Wolken und Sturmfornten wie diese bringen Schauer und Starkregen - und das mehr und häufiger als früher. © Petes Photography/ iStock.com

In den letzten Jahrzehnten haben Regenschauer in Europa und Nordasien drastisch zugenommen. Seit 1966 ist ihr Anteil um 43 Prozent gestiegen, wie die Auswertung von Wetterdaten ergab. Schauer haben damit den leichten, aber stetigen Landregen als häufigste Niederschlagsform abgelöst. Ursache für die rapide Zunahme von Schauern und Starkregen ist die Erwärmung der Luft durch den Klimawandel, wie die Forscher im Fachmagazin „Science Advances“ berichten.

Wenn es um Niederschläge geht, unterscheiden Meteorologen zwei Sorten: Der feine, aber stetige Landregen wird meist von ausgedehnten feuchten Luftmassen verursacht, die weite Gebiete mit Regen überziehen. Anders ist dies mit Schauern und Gewittergüssen: Diese sogenannten konvektiven Niederschläge sind meist heftig, aber kleinräumig und kurzlebig. Sie entstehen, wenn warme Luft lokal aufsteigt und ihre Feuchtigkeit kondensiert.

Schwer fassbar

Das Problem: Gerade weil diese Schauer und Gewittergüsse so zeitlich und räumlich begrenzt sind, lassen sie sich nur schwer in Klimamodellen erfassen. „Dadurch neigen Klimasimulationen dazu, Menge und Stärke dieser konvektiven Niederschläge zu unterschätzen“, erklären Hengchun Ye von der California State University in Los Angeles und seine Kollegen. Wie sich die Schauer unter dem Einfluss des Klimawandels entwickeln, blieb daher unklar.

Um diese Frage zu klären, haben die Forscher nun die Niederschlags- und Temperaturdaten von 152 Wetterstationen in Europa und Nordasien aus der Zeit von 1966 bis 2000 ausgewertet. Anhand der Regenstärke, der Dauer und der Wetterlagen konnte sie identifizieren, ob es sich beim Niederschlag jeweils um nichtkonvektiven Landregen oder Schneefall handelte oder aber um Schauer und Gewittergüsse.

In allen Jahreszeiten dominant

Die Auswertung ergab: „Die jährlichen konvektiven Niederschläge haben erstaunlich schnell zugenommen“, berichten die Forscher. In den gut 35 Jahren der Studie nahm die Häufigkeit der Schauer um 8,5 Tage pro Dekade zu, die Intensität um 0,14 Millimeter pro Tag. Insgesamt stieg damit der Anteil dieser konvektiven Niederschläge von 18 auf 43 Prozent, während der Landregen von 68 Prozent auf nur noch 39 Prozent absank.

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„Damit haben Schauer den Landregen als die häufigste Niederschlagsform in der gesamten Region abgelöst“, berichten Ye und seine Kollegen. Während früher Gewittergüsse und Schauer vor allem im Sommer dominierten, sind sie heute in allen Jahreszeiten die dominante Niederschlagsform. „Als Folge werden auch die Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst in dieser Hinsicht sommerähnlicher“, erklären die Forscher.

Ursache ist die Erwärmung

Die Ursache für diese Entwicklung sehen die Wissenschaftler im Klimawandel: Durch die Erwärmung nimmt die Luft mittels Verdunstung mehr Feuchtigkeit auf – und diese regnet beim Aufsteigen der feuchten Luftmassen häufiger und heftiger wieder ab. Die Analysen ergaben, dass für jedes Grad Lufttemperatur mehr die konvektiven Niederschläge um 18,4 Prozent zugenommen haben.

Für die Gegenwart und Zukunft bedeutet dies, dass die Niederschläge bei uns und in weiten Teilen Europas und Nordasiens unberechenbarer, lokaler und kurzlebiger werden. Statt gleichmäßigem Landregen dominieren heftige Schauer und Starkregen. Weil Böden und Vegetation solche kurzfristigen Wasserschübe schlechter aufnehmen können, könnte dies auch die Hochwassergefahr erhöhen. (Science Advances, 2017; doi: 10.1126/sciadv.1600944)

(AAAS, 26.01.2017 – NPO)

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