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Paläontologie

Ur-Koala in Australien entdeckt

25 Millionen Jahre altes Fossil schließt Lücke der Beuteltier-Evolution

Urzeitliche Beuteltiere
Der neu entdeckte Lumakoala teilte sich seinen Lebensraum mit vielen weiteren Beuteltieren wie dem Muramura (links), dem Madakoala (Mitte) und den bärenartigen Ilaria (rechts). © Peter Schouten

Zuwachs bei den Beuteltieren: In Australien haben Paläontologen einen frühen Verwandten des modernen Koalas entdeckt. Der Lumakoala blackae lebte vor 25 Millionen Jahren und wog mit 2,5 Kilogramm etwa so viel wie eine Hauskatze. Seinen Lebensraum teilte er sich mit mindestens zwei weiteren Koala-Arten. Die Entdeckung des Lumakoala trägt nun dazu bei, eine 30 Millionen Jahre große Lücke der australischen Beuteltier-Evolution zu schließen, wie die Forschenden berichten.

Australien ist bekannt für seine einzigartige Tierwelt und vor allem für seine ikonischen Beuteltiere. Die meisten von ihnen – unter anderem Kängurus, Koalas und Wombats – gehören der Gruppe der Diprotodontia an. Doch wie genau diese einst entstanden ist, bleibt ein Rätsel. Denn aus der Zeit vor 55 bis 25 Millionen Jahren fehlen jegliche Fossilien australischer Landwirbeltiere. Diese 30 Millionen Jahre große Fossilienlücke sorgt dafür, dass die erste Hälfte der Diprotodontia-Evolution praktisch unbekannt ist.

Backenzähne schließen Lücke

Paläontologen um Arthur Crichton von der australischen Flinders University haben nun Fossilien entdeckt, mit deren Hilfe sich die Lücke in der Beuteltier-Evolution zumindest teilweise schließen lassen könnte. In Pwerte Marnte Marnte, einer Fossilienfundstelle in Zentralaustralien, sind sie auf 25 Millionen Jahre alte Backenzähne gestoßen. Die Tiere, von denen sie stammen, lebten demnach gegen Ende der mysteriösen Fossilienlücke.

Obwohl von den urzeitlichen Beutlern nur Backenzähne erhalten sind, verraten diese bereits einiges über ihre Position im Beuteltier-Stammbaum. Denn bei den Diprotodontia hat jede Familie – etwa die der Kängurus oder Koalas – eine einzigartige Backenzahnform, anhand derer sie eindeutig identifiziert werden kann, wie die Paläontologen erklären. Die Zahnmuster reichen von Halbmonden bis hin zu Höckern.

Größenvergleich Koalas
Zeitgleich zum Lumakoala lebten in Zentralaustralien auch der Nimio- und der Madakoala. © A Crichton (Flinders University)

Ein neuer Koala für Australien

Die neuentdeckten fossilen Backenzähne sind durch mehrere halbmondförmige Kämme gekennzeichnet und ähneln somit denen moderner Koalas. Crichton und seine Kollegen gehen daher davon aus, dass es sich bei den Funden um drei verschiedene Ur-Koalas oder zumindest nahe Verwandte dieser Familie handelt. Zwei von ihnen – Madakoala und Nimiokoala – sind der Forschung bereits bekannt, beim dritten handelt es sich hingegen um einen Neuzugang.

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„Die neue Art mit dem Namen Lumakoala blackae wog etwa 2,5 Kilogramm – etwa so viel wie ein heutiges Fuchskusu oder eine kleine Hauskatze – und ernährte sich wahrscheinlich hauptsächlich von weichen Blättern, hätte aber auch Insekten nicht verschmäht, wenn sie die Chance dazu gehabt hätte“, berichtet Crichton.

Urzeitliches Koala-Schlaraffenland

Luma-, Mada- und Nimiokoala lebten einst zeitgleich in den Wäldern Zentralaustraliens und besetzten dort wahrscheinlich unterschiedliche Nischen. „Bis jetzt gab es keine Aufzeichnungen darüber, dass Koalas jemals im Northern Territory vorkamen. Jetzt gibt es drei verschiedene Arten an einer einzigen fossilen Fundstelle“, sagt Seniorautor Gavin Prideaux von der Flinders University.

Und auch sonst war Australien vor 23 bis 25 Millionen Jahren offenbar eine Art Koala-Schlaraffenland. „Während wir heute nur eine Koala-Art kennen, wissen wir jetzt, dass es damals mindestens sieben Arten gab – zusammen mit riesigen koalaähnlichen Beuteltieren“, so Prideaux weiter. Letztere brachten es einst auf bis zu 200 Kilogramm.

Fossile Zähne
Die Zähne des Lumakoala haben große Ähnlichkeit mit modernen Koalas, aber auch mit deutlich älteren Beuteltieren. © A Crichton (Flinders University)

Blick in die Vergangenheit

Doch der neuentdeckte Urzeit-Beutler Lumakoala trägt nicht nur zur Koala-Diversität bei, sondern erlaubt auch Aussagen zum bislang verborgenen Teil der Beuteltier-Evolution. Er offenbart indirekt, was in der 30 Millionen Jahre großen Lücke alles geschehen sein muss. Denn seine Backenzähne erinnern neben Koalas auch an die der fossilen Beuteltiere Thylacotinga und Chulpasia, die bereits vor 55 Millionen Jahren lebten, wie die Paläontologen erklären.

„In der Vergangenheit wurde vermutet, dass die rätselhaften Thylacotinga und Chulpasia eng mit Beuteltieren aus Südamerika verwandt sein könnten“, so Crichton. „Die Entdeckung von Lumakoala legt jedoch nahe, dass Thylacotinga und Chulpasia tatsächlich frühe Verwandte der australischen pflanzenfressenden Beuteltiere wie Koalas, Wombats, Kängurus und Opossums sein könnten.“

Das wiederum würde bedeuten, dass die Diprotodontia, denen all diese Familien angehören, sich bereits vor 65 bis 50 Millionen Jahren von anderen Beuteltieren abgespaltet haben – deutlich früher als bisher angenommen. (Scientific Reports, 2023; doi: 10.1038/s41598-023-41471-0

Quelle: Flinders University

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