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Biologie

Neuer Pilz nach „Dune“-Sandwürmern benannt

Tulostoma shaihuludii erinnert an Shai-Hulud-Würmer vom fiktiven Planeten Arrakis

Pilz und Wurm
Sie könnten Zwillinge sein: Links der neu entdeckte Pilz Tulostoma shaihuludii und rechts sein Namensvetter Shai Hulud aus der Roman-Reihe „Dune“. © Foto: Péter Finy, Illustration: Dániel G. Knapp /CC-by 4.0

Ein Pilz aus einer anderen Welt: Biologen haben in Ungarn eine neue Pilzart entdeckt, die sie nach den riesigen Sandwürmern in der Science-Fiction-Reihe „Dune“ benannt haben. Die Fruchtkörper des Tulostoma shaihuludii getauften Pilzes erinnern in ihrer Form an einen Shai-Hulud-Wurm, der sich aus dem Sand des fiktiven Wüstenplaneten Arrakis erhebt und zu seiner Beute herabbeugt, wie die Biologen erklären. Passenderweise wächst der Pilz bevorzugt auf sandigen Böden der ungarischen Steppe.

Auf den ersten Blick sieht die Pannonische Tiefebene in Zentralungarn recht eintönig aus. Die weite Steppenlandschaft ist geprägt von sandigen Böden und strohigen Gräsern. Gerade im Sommer und Herbst ist es hier außerdem sehr heiß und trocken. Doch in der vermeintlichen Einöde steckt deutlich mehr Leben, als man zunächst vermuten würde.

Ein Sandwurm in Ungarn?

So ist es Biologen um Péter Finy von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest gerade gelungen, vier neue Pilzarten der Gattung Stielboviste (Tulostoma) in der sandigen Steppe Ungarns zu identifizieren. Alle waren schon bei früheren Expeditionen gesammelt und fälschlicherweise bereits bekannten Arten zugeordnet worden. Doch mikroskopische und genetische Untersuchungen von Finy und seinen Kollegen haben nun ergeben, dass die vier Pilze in Wirklichkeit komplett neuen Arten angehören.

Während das Forschungsteam die ersten drei – Tulostoma dunense, Tulostoma hungaricum und Tulostoma sacchariolens – noch auf verhältnismäßig klassische Namen getauft hat, besitzt der vierte einen höchst ungewöhnlichen Namensvetter: Der Pilz Tulostoma shaihuludii ist nach den „Shai-Hulud“ benannt – den über 400 Meter langen räuberischen Sandwürmern aus der jüngst verfilmten Science-Fiction-Romanreihe „Dune“ (deutsch „Der Wüstenplanet“), verfasst von Frank Herbert.

Der Tulostoma shaihuludii aus verschiedenen Perspektiven und mikroskopisch betrachtet. © a, b, e–h: P. Finy, c: L. Albert d K. Bóka /CC-by 4.0

Durch Form und Sandliebe vereint

Doch was haben ein nicht einmal zehn Zentimeter großer Pilz und ein riesiger Sandwurm vom fiktiven Wüstenplaneten Arrakis gemeinsam? Die schwertartigen Zähne des monströsen Wurms teilt Tulostoma shaihuludii schon einmal nicht. Auch fühlt sich der Pilz anders als sein Namensvetter nicht von rhythmischen Vibrationen angezogen, über die er seine Beute findet.

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Vielmehr ist es die Form des Pilz-Fruchtkörpers, die Finy und sein Team an den gewaltigen Shai-Hulud erinnert. Im direkten Vergleich sehen der bräunliche, gebogene Stiel des Pilzes und sein kugeliger weißer Schirm ein wenig aus wie ein Sandwurm, der sich mit seinem Kopf und vorderen Körper aus dem Sand erhebt und seiner Beute entgegenbeugt.

Außerdem haben beide Lebewesen gemeinsam, dass sie sich im Sand besonders wohlfühlen. Wie die Biologen festgestellt haben, treibt Tulostoma shaihuludii seine tiefen Wurzeln bevorzugt in lockerem, kalkhaltigem Sand aus und wächst in der Nähe des Grases Festuca vaginata. Ob er auch außerhalb der Steppenlandschaft in Zentralungarn vorkommt, ist jedoch noch unbekannt.

Noch weitere Pilz-Arten zu entdecken

In Europa könnten aber durchaus noch weitere ungewöhnliche Stielbovist-Arten auf ihre Entdeckung warten, wie Finy und seine Kollegen erklären: „Zusätzlich zu den vier hier vorgeschlagenen neuen Arten deuten die Ergebnisse früherer Arbeiten und unsere laufenden Studien auf das Vorkommen vieler weiterer unbeschriebener Arten von Tulostoma in Mitteleuropa hin.“

Trotz ihrer lokalen Häufigkeit gelten die Pilze in Europa allerdings als eher selten. Die meisten von ihnen sind bereits auf der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten gelandet, die von der Weltnaturschutzunion IUCN geführt wird. (MycoKeys, 2023; doi: 10.3897/mycokeys.100.112458

Quelle: MycoKeys

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