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Paläontologie

Großer Flugsaurier in Bayern gefunden

145 Millionen Jahre alter Pterosaurier ist einer der größten des Jura-Zeitalters

Pterosaurier-Fossil
145 Millionen Jahre altes Fossil der neuen großen Flugsaurier-Art Petrodactyle wellnhoferi, konserviert im Solnhofener Plattenkalk. © René Lauer

Fliegendes Reptil: Im berühmten Solnhofener Plattenkalk haben Paläontologen das Fossil eines der größten bisher bekannten Flugsaurier des Jura entdeckt. Der 145 Millionen Jahre alte Pterosaurier hatte eine Flügelspannweite von 2,10 Meter, war aber noch nicht ganz ausgewachsen. Ebenfalls ungewöhnlich groß ist der knöcherne Kopfkamm dieser Petrodactyle wellnhoferi getauften Art. Zähne und Anatomie des Tieres deuten darauf hin, dass es im Wasser waten konnte und kleine Fische und Wassertiere fraß.

Flugsaurier waren die ersten Wirbeltiere, die den Luftraum eroberten. Während des Jura und der Kreidezeit brachten sie eine beeindruckende Formenvielfalt hervor. Die Spanne reicht von Winzlingen im Vogelmaßstab bis zu Giganten mit zwölf Meter Flügelspannweite. Auch in Deutschland wurden bereits zahlreiche Pterosaurier-Fossilien gefunden, die meisten von ihnen im feinkörnigen Solnhofener Plattenkalk der Fränkischen Alb, wo auch der legendäre Archaeopteryx entdeckt wurde.

Petrodactyle wellnhoferi
Fossil von Petrodactyle wellnhoferi, aufgenommen unter UV-Licht. © René Lauer

Flügelspannweite von 2,10 Meter – mindestens

Jetzt gibt es einen weiteren Pterosaurier-Fund aus der Solnhofener Formation, wie David Hone von der Queen Mary University of London und seine Kollegen berichten. Entdeckt wurde das Fossil bereits im Jahr 2010 im Schaudberg-Steinbruch bei Mülheim in Bayern, wegen seines schon damals erkennbaren großen, pompadour-artigen Knochenkamms auf dem Kopf erhielt es zunächst den Spitznamen „Elvis“. Hone und sein Team haben das 145 Millionen Jahre alte, gut erhaltene Fossil seither eingehend untersucht und phylogenetisch eingeordnet.

Das Flugsaurier-Fossil gehört zu einer neuen Spezies innerhalb der Ctenochasmatoidea, einer Untergruppe der Kurzschwanzflugsaurier, für die lange, zahnbewehrte Kiefer typisch waren. Das Petrodactyle wellnhoferi getaufte Fossil ist mit einer Flügelspannweite von 2, 10 Meter jedoch ungewöhnlich groß. „Es ist beträchtlich größer als die meisten aus Solnhofen und ähnlichen Formationen bekannten Taxa“, berichten die Paläontologen.

Einige noch nicht vollständig verknöcherte Skelettteile sprechen zudem dafür, dass es sich bei dem Fossil um ein noch nicht vollständig ausgewachsenes Exemplar handelte. „Es ist daher wahrscheinlich, dass dieses Tier noch immer wuchs und potenziell eine noch größere Größe erreicht hätte“, so die Forscher.

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KNochenkamm
Petrodactyle wellnhoferi trug einen ungewöhnlich großen Knochenkamm auf seiner Schnauze. © René Lauer

Ungewöhnlich großer Knochenkamm

Damit ist Petrodactyle wellnhoferi einer der größten bisher bekannten Flugsaurier des späten Jura-Zeitalters, wie die Paläontologen berichten. Ebenfalls ungewöhnlich groß ist der Knochenkamm, den das Tier auf der Oberseite seiner langen Schnauze trug. Dieser nach hinten niedriger werdende prämaxilläre Kamm ist bei diesem Fossil 3,20 Zentimeter hoch und 10,4 Zentimeter lang. Damit besaß Petrodactyle wellnhoferi den mit Abstand größten bekannten Knochenkamm aller Ctenochasmatiden, wie die Paläontologen berichten.

Zu Lebzeiten dieser Flugsaurier dienten diese Knochenkämme wahrscheinlich als Geschlechtsmerkmal, möglicherweise spielten sie eine Rolle bei der Partnerwahl. „So groß dieser Kamm auch ist, wir wissen, dass diese Pterosaurier hautähnliche Fortsätze hatten, die an ihm befestigt waren, sodass Pterodactyle zu Lebzeiten einen noch größeren Kamm gehabt haben muss“, sagt Hone.

Watender Fischfänger

Der neu entdeckte Pterosaurier lebte vor 145 Millionen Jahren wahrscheinlich am Ufer flacher Gewässer, wo er im Wasser watend nach kleinen Fischen oder Garnelen schnappte. Dafür sprechen die kurzen, aber scharfen Zähne von Pterodactyle und eine verbreiterte Muskelansatzstelle am Hinterkopf. Aus ihr schließen die Paläontologen, dass das Tier relativ kräftige Kiefermuskeln und einen entsprechend starken Biss gehabt haben muss.

„Dieser Biss war für Petrodactyle vermutlich wichtig, um kleine Fische, aber auch Kopffüßer, kleine Krebse und sogar frisch geschlüpfte Landwirbeltiere zu fangen“, erklären Hone und seine Kollegen. „Damit zeigt sich ein immer größeres Spektrum von Anpassungen bei diesen Flugsauriern“, ergänzt Seniorautor Frederik Spindler vom Dinosaurier Museum Altmühltal. Der junge, im Solnhofer Plattenkalk konservierte Petrodactyle wellnhoferi zeugt damit einmal mehr von der reichen Vielfalt dieser ersten fliegenden Wirbeltiere unseres Planeten. (Paleontologia Electronica, 2023; doi: 10.26879/1251)

Quelle: Queen Mary University of London

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