Nach der erfolgreichen Entschlüsselung des Rindergenoms ist nun das Schaf dran: Ein internationaler Wissenschaftlerverbund will bis 2012 das Erbgut des Schafs entschlüsseln. Die Sequenzierung soll nicht nur neue Strategien für die Zucht aufzeigen, sondern auch die Basis für die Sequnezierung anderer Wiederkäuer-Genome bilden.
Weltweit gibt es etwa 1,3 Milliarden Schafe, Spitzenreiter in Sachen Schafsproduktion ist China mit 170 Millionen Tieren. In Deutschland leben 2,6 Millionen Schafe, 89 der insgesamt 1.400 verschiedenen Rassen sind bei uns beheimatet. Diese teilweise recht alten Rassen bilden einen der größten Gen-Pools weltweit. Aufgrund dieser Rassenvielfalt gilt das Schaf als ideales Modell zur Gewinnung von Erkenntnissen zu Genomvariationen. Unter der Führung des College of Agriculture der Utah State University in Logan wollen daher nun Wissenschaftler aus Australien, Neuseeland, Großbritannien und Deutschland die DNA-Sequenz des Schafgenoms entschlüsseln.
Kartierung der Genorte
Um die DNA-Sequenz komplett aufklären zu können, müssen die Schafchromosomen zunächst identifiziert und die Lage der Gene auf den Chromosomen bestimmt werden. Die Identifizierung dieser Genorte mit Hilfe von zytogentischen Kartierungsmethoden ist Aufgabe von Forschern des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie (FBN), da sie zu den wenigen weltweit anerkannten Experten auf dem Gebiet der Genkartierung beim Schaf gehören. Die Kenntnis der genauen Lage von Genen auf den Chromosomen ist eine wichtige Information für die Erstellung der korrekten DNA-Sequenz des Schafgenoms.
Schafsrasse Texel als Modellorganismus
Dass für die Analysen benötigte Probenmaterial wird vom Kooperationspartner in den USA, der Utah State University geliefert. Dabei handelt es sich um DNA-Fragmente, der vor allem in westlichen Nationen in der Zucht verwendeten Schafsrasse Texel. Das bis Ende 2012 laufende internationale Forschungsprojekt wird vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium gefördert. Durch die vollständige Sequenzierung und Aufklärung der Genstruktur des Schafgenoms wird ein tieferes Verständnis der Biologie und Evolution von Wiederkäuern erwartet.
Basis auch für Entschlüsselung anderer Wiederkäuergenome
Die Ergebnisse liefern nicht nur die Basis, um das Schafgenom im Detail zu verstehen. Sie bilden auch einen Ansatzpunkt, um neue Strategien für die Zucht aufzuzeigen. So könnten beispielsweise langfristig moderne umweltangepasste Schafstiere entwickelt werden, die mit den lokalen Gegebenheiten einer Region optimal zu Recht kommen und sehr gute Erträge wie Wolle, Fleisch und Milch, liefern.
Das entschlüsselte Erbgut von Rind und Schaf soll künftig auch das Rückgrat für die Analyse der Genstruktur anderer Wiederkäuer wie Ziege oder Giraffe bilden. Es wird dann für Wissenschaftler und Forscher frei zugänglich sein. Zudem macht die relativ hohe genetische Ähnlichkeit und damit enge Beziehung zum Menschen, das Schaf zu einem nützlichen Modell für grundsätzliche biomedizinische Fragestellungen.
(Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere, 17.02.2010 – NPO)