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Raumfahrt

Wild-West im All

Wettkampf um Standorte und Ressourcen

Die Raumfahrt boomt: Immer mehr Länder und Privatunternehmen lancieren Satelliten, Raumsonden oder sogar bemannte Missionen ins All. Ziele sind neben der Erdumlaufbahn auch andere Himmelskörper wie Mond, Mars oder erdnahe Asteroiden. Doch anders als noch zu Zeiten der Apollo-Missionen geht dabei längst nicht mehr um die rein wissenschaftliche Erkundung. Gerade bei privaten Akteuren spielen zunehmend kommerzielle Interessen eine Rolle.

Satelliten
Der erdnahe Weltraum und die Erdumlaufbahn sind längst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. © fatido/ iStock

Wirtschaftsfaktor Weltraum

Kein Wunder: Das All ist eine ökonomische Goldgrube. Das World Economic Forum schätzte den Wert der globalen Weltraumwirtschaft im Jahr 2023 noch auf rund 630 Milliarden US-Dollar. Doch das Wachstum ist rasant: Schon 2035 könnte die „Space Economy“ auf ein Volumen von rund 1,8 Billionen US-Dollar angewachsen sein. Damit entspräche dieser Sektor in Bedeutung und Umfang bereits dem der weltweiten Halbleiterindustrie, so die Experten. Das jährliche Wachstum der Raumfahrtökonomie beziffern sie auf rund neun Prozent pro Jahr – deutlich mehr als die Wachstumsrate des globalen Bruttoinlandsprodukts.

„Weltraumtechnologien bringen mehr Gewinne und begünstigen eine größere Bandbreite von Akteuren als jemals zuvor“, erklärt Sebastian Buckup vom Exekutivkomittee des World Economic Forum. „Weil die Kosten sinken und die Zugangsmöglichkeiten steigen, könnten diese Technologien ganze Industrien transformieren und so viel Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft haben wie Smartphones oder das Cloudcomputing.“

Orbit, Mond und darüber hinaus

Was aber bedeutet dies konkret? Den größten Anteil am Weltraumboom haben dem Bericht zufolge Weltraumaktivitäten, die uns hier auf der Erde direkten Nutzen bringen. Dazu gehören beispielsweise Satelliten für die Navigation und Telekommunikation, aber auch Satellitenkonstellationen wie Starlink von SpaceX und anderen. Sie bieten neue, weiterreichende Funktionen vom orbitalen Internet über die Echtzeit-Überwachung von Infrastrukturen und Arealen bis zur Fernsteuerung von robotischer Vehikel. Entsprechend stark werden irdische Technologien boomen, die an diese orbitale Infrastruktur angebunden sind.

Mond
Der Mond lockt mit Rohstoffen, strategischen Standorten und Prestigegewinn. Doch wem steht was zu? © abriendomundo/ Getty images

Doch der Erdorbit ist nur der erste Schritt: Längst richtet sich der Blick vieler staatlicher und privater Raumfahrtunternehmen weiter ins All hinaus, im Fokus stehen dabei vor allem der Mond, erdnahe Asteroiden und langfristig auch der Mars. Diese Himmelskörper locken mit wertvollen Rohstoffen wie Helium-3, Iridium und Edelmetallen, sind aber auch potenzielle Ziele für Weltraumtouristen und strategisch wichtige Standorte für Raumbasen jenseits des Erdorbits.

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Schon jetzt planen sowohl die USA, als auch China, Russland und mehrere kommerzielle Unternehmen bemannte Missionen zum Mond und erste Stationen im lunaren Orbit und auf der Mondoberfläche. Diese neuen Stützpunkte sollen nicht mehr nur wissenschaftlichen Zwecken dienen, sondern auch erforschen, wie sich die lunaren Ressourcen bestmöglich nutzen lassen – für den Unterhalt der Stationen, Raumfähren und Astronauten, aber auch für den potenziellen Transport von Rohstoffen zurück zur Erde.

Wer sorgt für Ordnung?

Das Problem jedoch: Mit zunehmender Präsenz all dieser Akteure im Orbit und auf erdnahen Himmelskörpern steigt das Risiko für Konflikte. Denn was passiert, wenn sich zwei Raumfahrtnationen oder Unternehmen einen potenziell lukrativen Standort auf dem Mond streitig machen? Oder wenn sich Satelliten in die Quere kommen und kollidieren? Und wer haftet für den Weltraumschrott, der bei Defekten, Crashs und dem ganz normalen Raumtransport anfällt?

Auf der Erde regeln nationale und internationale Veträge und Gesetze das Miteinander. Gremien wie die UNO oder der Internationale Gerichtshof sollen dafür sorgen, dass sich alle Länder und Akteure an die Vorgaben halten. Das klappt zwar in der Praxis nicht immer, aber zumindest theoretisch sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für viele Fälle abgedeckt. Aber wie ist das im Weltraum?

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Gesetz(los) im Weltraum?
Wer gibt auf Mond, Mars und Co die Regeln vor?

Wild-West im All
Wettkampf um Standorte und Ressourcen

Der Weltraumvertrag
Ein erstes Regelwerk für Orbit, Mond und Co

Alles Auslegungssache?
Was sagt der Weltraumvertrag zum Bergbau im All?

Die geschmuggelte Nutzlast
Beresheet, der Absturz und die Tardigraden

Wer schützt uns und die anderen?
Die Schutzkategorien der COSPAR

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