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Medizin

Wie Gene und Medikamente auf die Leber wirken

Risiken für Lebererkrankungen und Krebs

Hauptverursacher von Lebererkrankungen ist der eigene Lebens- und Ernährungsstil, allen voran Alkohol und Übergewicht. Aber auch unsere Gene können eine Mitschuld tragen. Sie entscheiden zum Beispiel mit darüber, wie schnell die Vernarbung der Leber voranschreitet, wie Forschende herausgefunden haben. Bei Patienten mit fortgeschrittener Fibrose ist demnach häufig das Gen für das Immunprotein C5 verändert. Dadurch wird wahrscheinlich die Entzündung und Vernarbung der Leber verstärkt.

Eine Mutation des sogenannten ABCB4-Gens kann auch eine fehlerhafte Zusammensetzung der Galle und eine nachfolgende Zirrhose verursachen, wie eine Forschungsgruppe gezeigt hat. Durch die Mutation fehlt eine Substanz im Gallensaft, die unter normalen Umständen die Leberzellen vor Giftstoffen in der Galle schützt. Angeborene Krankheiten des Eisenstoffwechsels oder Diabetes Mellitus Typ 1 können das Risiko für Lebererkrankungen wie eine Fettleber oder Zirrhose ebenfalls erhöhen.

Medikamenten-Pille
Die zu häufige Einnahme bestimmter Medikamente wie Paracetamol kann die Leber überfordern und schädigen. © Canonzoom/ iStock

Leberschäden durch Medikamente

Auch eine zu häufige Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln wie Paracetamol kann bei ansonsten gesunden Menschen Leberschäden auslösen. Die Leberzellen sind dann mit der Aufgabe überfordert und sterben ab. Rund die die Hälfte aller Fälle von akutem Leberversagen geht auf Paracetamol zurück. Bei übergewichtigen Menschen mit einer vorgeschädigten Fettleber kann sogar schon eine leichte Überdosis des Schmerzmittels zum Versagen des Organs führen. „Die Fälle von akutem Leberversagen verursacht durch Medikamente nehmen im Klinikalltag zu. Besonders oft ist das gängige Medikament Paracetamol, aber auch Marcumar, dafür der Auslöser“, erläutert Ali Canbay vom Universitätsklinikum Essen.

Das Tückische daran: Eine wirksame Therapie gegen die von Paracetamol verursachten Leberschäden gibt es bisher nicht. Selbst wenn die Überdosis schnell erkannt wird, lassen sich die Folgen kaum mehr rückgängig machen. Sind zu viele Leberzellen zerstört, kann die Patienten nur noch eine Leber-Transplantation retten. Wissenschaftler suchen daher nach Medikamenten, die die Leberschädigung eingrenzen können – beispielsweise durch die Blockade der Verbindungskanälchen, durch die sich die lebergiftigen Substanzen ausbreiten. Darüber hinaus können bestimmte Wirkstoffe gegen Krebs und Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen wie Amiodaron oder Kortikosteroide zu einer Fettleber führen.

Foto eines Leberkarzinoms
Leberkarzinom: Als Spätfolge einer Leberentzündung kann auch Krebs entstehen. © Deilson Elgui de Oliveira /CC-by 4.0

Spätfolge Leberkrebs

Als Folge einer Leberzirrhose kann unter Umständen auch Leberkrebs entstehen, ein sogenanntes Hepatozelluläres Karzinom. „Etwa ein bis acht von 100 Menschen mit einer Leberzirrhose erkranken im Laufe ihres Lebens an Leberkrebs“, informiert die Deutsche Krebshilfe. In Deutschland wird jedes Jahr bei knapp 9.000 Menschen ein Tumor in der Leber festgestellt, Tendenz steigend, wie die Deutsche Krebsgesellschaft informiert. Beinahe ebenso viele sterben daran. In den vergangenen Jahren waren dies in Deutschland mehr als 8.000 pro Jahr. Ein wichtiger Treiber ist dabei der Konsum von Alkohol, der sowohl die Lebererkrankung als auch den Tumor selbst begünstigt.

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Wenn Kräutertees und Pflanzenarzneien die Leber krank machen

Aber auch scheinbar harmlose oder gar als gesundheitsfördernd geltende Kräuterpräparate und Tees können die Leber so schädigen, dass langfristig Krebs entsteht. Auslöser dafür sind nicht die Kräutermischungen selbst, sondern deren Verunreinigungen mit anderen Pflanzen wie dem Jakobskreuzkraut, die sogenannte Pyrrolizidinalkaloide enthalten. Solche Kontaminationen wurden bereits in gängigen Kamillentees, Pfefferminztees und sogar Bio-Kräutertees für Kinder nachgewiesen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt daher, bei Kräutertees die Marken und Sorten häufiger zu wechseln.

Ebenfalls Leberkrebs-auslösend wirkt ein beliebtes Pflanzenmittel aus der traditionellen chinesischen Medizin, wie Forschende im Jahr 2017 herausgefunden haben. Die Pfeifenblume – Gattung Aristolochia – soll gegen Rheuma und Darmleiden helfen, Menstruationsbeschwerden lindern und die Wundheilung fördern. Doch die darin enthaltenen Aristolochiasäuren können leider auch die Nieren schädigen und neben Blasenkrebs auch Leberkarzinome verursachen. In Deutschland sind solche Präparate verboten, der illegale Vertrieb über das Internet lässt sich aber nur in Teilen unterbinden.

Doch nicht immer sind Lebensweise, Alkohol oder Pflanzeninhaltsstoffe schuld: Auch Krankheitserreger können der Leber stark zusetzen.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Hochleistungs-Organ der Superlative
Die Leber ist der Allrounder unter den Organen

Das unterschätzte Organ
Was leistet unsere Leber?

Leberzirrhose und Fettleber
Wie kommt es zu Lebererkrankungen?

Wie Gene und Medikamente auf die Leber wirken
Risiken für Lebererkrankungen und Krebs

Wenn Viren die Leber befallen
Gelbsucht durch Hepatitis-, Gelbfieber- und Circoviren

Gutes für die Leber
Wie Low Carb und Kaffee die Leber gesund halten

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