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Zoologie

Meeresspinnen ohne Körper

Die Pantopoden

Sie sehen aus wie dünne Stäbchen mit acht langen Beinen: die Asselspinnen oder Pantopoden. Tatsächlich bestehen diese absonderlichen Meeresbewohner fast nur aus Extremitäten und diese Tatsache schlägt sich auch in ihrem Namen nieder, denn er bedeutet wörtlich übersetzt „nur Bein“.

Asselspinne © Peter Brueggeman

Der Rumpf der Pantopoden ist maximal sechs Zentimeter lang und in der Regel faden- bis stabförmig. An ihm sitzen neben den Cheliceren und Pedipalpen vier bis sechs Paar Laufbeine, die den Körper um ein vielfaches an Länge übertreffen. Als Besonderheit besitzen die Asselspinnen vor den Laufbeinen ein Extremitätenpaar, das als Ovigera oder Eierträger bezeichnet wird. An ihnen transportieren die Männchen die Eierballen.

Der Körper ist so eng bemessen, dass in ihm nicht einmal die wichtigsten inneren Organe untergebracht werden können. Daher erstrecken sich zum Beispiel Ausläufer des Darms und anderer Organe in die Beine hinein, von denen jedes einzelne geräumiger ist als der Rumpf. Im Gegensatz zu den übrigen Chelicerata haben manche Arten der Asselspinnen neben den Eierträgern noch ein bis zwei Paar zusätzliche Laufbeine. Eine weitere Besonderheit ist eine Art Rüssel am Kopfende des Rumpfes, der zwischen den Cheliceren liegt und die Mundöffnung trägt.

Die Asselspinnen bewohnen die Meere von den Küstenzonen bis in eine Tiefe von 4.000 Metern. Besonders im Antarktischen Ozean sind sie mit einem erstaunlichen Formenreichtum vertreten. Am Meeresboden klettern sie langsam und behäbig zwischen Tangen, Korallen oder Schwämmen umher. Dabei sind sie durch ihre langsame Fortbewegungsweise kaum auszumachen, zumal sie meist mit zahlreichen Kleintieren bewachsen sind. Obwohl sie auch schwimmen können, halten sich die meisten der rund 500 Arten bevorzugt am Grund auf und bewegen sich laufenderweise fort. Sie können extrem niedrige Wassertemperaturen aushalten, einige Exemplare wurden schon aus zwei Grad kaltem Wasser gefischt.

Ihre Nahrung besteht vorzugsweise aus Polypen, Korallen und Schwämmen, die die Asselspinnen mit ihren Cheliceren anbohren und dann einzelne Gewebeteilchen mit dem Rüssel einsaugen. Unter ihnen gibt es auch viele Arten, die in oder an anderen Tieren parasitieren.

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Bezüglich der Einordnung der Pantopoden ins zoologische System sind sich die Wissenschaftler noch uneinig. Da die meisten Arten im Gegensatz zu den übrigen Cheliceraten mit nur drei Gliedmaßenpaaren geboren werden, werden sie vielfach als Schwestergruppe der Cheliceraten in einem eigenen Unterstamm untergebracht. Andererseits haben sie aber echte Cheliceren und auch sonst überwiegen spezielle Merkmale der Chelicerata. Daher ist die heute vorherrschende Meinung, dass die Pantopoden als Schwestergruppe der Spinnentiere eine eigene Klasse innerhalb der Chelicerata bilden.

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Stand: 11.11.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Leben auf acht Beinen
Spinnen und ihre Verwandten

Von winzig klein bis tellergroß
Die Vielfalt der Spinnen

Kunstwerke aus Proteinen
Spinnennetze

Wenn Spinnen stoned sind
Toxizitätsuntersuchungen von Drogen an Radnetzspinnen

Acht Beine, Kieferklauen und Giftdrüsen
Die Merkmale der Chelicerata

Hören mit den Haaren
Die Sinnesorgane der Spinnentiere

Die Giftmischer
Sind Spinnen und Skorpione gefährlich?

Mit Scheren und Stachel
Die Skorpione

Lichtscheue Gesellen
Walzenspinnen - weit verbreitet und gefürchtet

Spinnen und Skorpione mit Geißeln
Uropygi und Amblypygi

Schmarotzer und Krankheitserreger
Milben und Zecken

Meeresspinnen ohne Körper
Die Pantopoden

Ein lebendes Fossil
Die Schwertschwänze

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