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Ökologie

Rodungen machen Klima

Aus der Geschichte lernen

Bei der Diskussion über die Anpassung von Wäldern an Klimaänderungen können auch aus der jüngeren Waldgeschichte wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. So haben die großen Rodungen des Mittelalters sowie die anthropogenen Eingriffe in die Baumartenzusammensetzung die Wuchsbedingungen für die heutigen Wälder einschneidend verändert. Die großflächige Abholzung veränderte das Landschaftsklima in Richtung auf kontinentalere Bedingungen: Die Sommer wurden heißer und trockener, die Winter kälter.

Tiefensickerung bei unterschiedlicher Waldbestockung am Beispiel eines Forstreviers auf der Talsandterrasse des Choriner Endmoränenbogens (642 ha; 620 mm Jahresniederschlag): oben Szenario mit Kiefernwald; unten Szenario mit Buchenwald © BFH

Auf großen Teilen der verbliebenen Waldfläche erfolgte darüber hinaus ein Baumartenwechsel. Die heute im norddeutschen Tiefland weit verbreiteten Kiefern-Forsten haben häufig eine geschlossene Bodenvegetation, die erhebliche Mengen Wasser verbraucht. Ihr Waldinnenklima ist lichter, wärmer und trockener als das der ursprünglichen Buchen-dominierten natürlichen Laubwälder. Untersuchungen in Brandenburg zeigen, dass in diesen Buchenwäldern eine bis zu dreifach höhere Tiefensickerung und Grundwasserneubildung im Vergleich zu den Kiefernforsten stattfindet. Der Landschaftswasserhaushalt kann demnach durch die Rückbesinnung auf die natürliche Waldgesellschaft entscheidend beeinflusst werden.

In Zusammenhang mit der vorhergesagten Klimaveränderung wird in diesen Gebieten auch über den Anbau trockenheitsresistenterer Kiefernarten und -rassen nachgedacht. Die auf vielen Standorten angespannte Wasserhaushaltssituation würde dadurch noch verschärft werden. Besonders im nordostdeutschen Tiefland ist auf nährkräftigen und mittleren Standorten die Umwandlung naturferner Kiefern-Reinbestände in leistungsfähige und stabile Laub-/Nadel-Mischbestände ein wichtiger Schritt zu einer zukunftsorientierten Waldbewirtschaftung. Durch Verbesserung des Bestandeswasserhaushaltes wird nicht nur bereits verloren geglaubter Spielraum bei der Begründung und Bewirtschaftung der Wälder zurück gewonnen, sondern zugleich dem prognostizierten Klimatrend entgegen gewirkt.

Doch auch bei der Umwandlung der Wälder in naturnahe Bestände muss darauf geachtet werden, Herkünfte zu verwenden, die möglichst gut an die künftigen Klimabedingungen angepasst sind. Hierzu besteht noch erheblicher Forschungsbedarf.

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Stand: 04.11.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

CO2: Vom Klimakiller zum Dünger?
Auswirkungen des Treibhausgases auf die Pflanzenwelt

Atmosphären-Dünger
Kohlendioxid beeinflusst Pflanzenwachstum

Pflanzen in Freilandhaltung
Warum Feldversuche wichtig sind

Transpiration und CO2
Wasserverbrauch der Pflanzen vermindert

Biomasseproduktion
Wachstumssteigerung geringer als erwartet

Stimulierte Bäume
Klimaänderungen lösen Reaktionen aus

Von Fall zu Fall...
Anpassungsfähigkeit der Wälder unterschiedlich

Indikator Blattaustrieb
Pflanzenherkunft entscheidend

Rodungen machen Klima
Aus der Geschichte lernen

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