Wie wird sich das Ökosystem Meer durch den Klimawandel verändern? Das wollen Meeresforscher mithilfe transportabler Riesenaquarien jetzt herausfinden. Die neuen Großgeräte simulieren den Ozean der Zukunft – aber nicht im Labor, sondern auf hoher See. Die Kieler Meeresforscher planen, damit erstmals die Folgen des Klimawandels auf Meeresorganismen direkt im Ozean zu untersuchen.
Zwei Kräne des Forschungsschiffs ALKOR waren gefordert, um das neues Großgerät des IFM-GEOMAR zur Untersuchung kleinster Meeresbewohner an Bord zu hieven. Die über drei Tonnen schwere Aluminiumkonstruktion dient als frei treibender Auftriebsrahmen, an dem ein sogenannter Mesokosmos aufgehängt wird. Einmal ausgebracht in offener See entfaltet sich der aus speziellem Kunststoff gefertigte Behälter wie ein überdimensioniertes Reagenzglas von der Meeresoberfläche bis in 20 Meter Wassertiefe. Dabei schließt er einen 65.000 Liter Wasserkörper und mit ihm alle darin lebenden Meeresbewohner ein.
Sinn und Zweck dieser weltweit einzigartigen Anlage für das offene Meer ist es, den Ozean der Zukunft im Kleinformat zu untersuchen. In solchen so genannten Mesokosmen sollen nämlich jene Umweltbedingungen simuliert werden, die bei fortschreitendem Klimawandel in unseren Ozeanen zu erwarten sind.
Zielgebiet der ALKOR-Expedition unter der Leitung von Prof. Ulf Riebesell ist die mittlere Ostsee vor der Küste Gotlands, wo das neue schwimmende Großlabor jetzt getestet wird. Das erste Großexperiment mit neun Mesokosmen ist für nächstes Jahr geplant. Es soll den Einfluss der Ozeanversauerung auf mikroskopisch kleines Meeresplankton, Basis der Nahrungskette im Meer, untersuchen.
(Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 07.07.2006 – NPO)