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Geowissen

Wind raubt Everest-Besteigern den Atem

Luftdruck und Sauerstoffabfall mit tödlichen Folgen

Bei der Besteigung hoher Berge kann Wind tödlich sein – nicht weil er Bergsteiger in den Tod reisst, sonder weil er ihnen den Atem raubt. Dies haben Analysen von Wissenschaftlern ergeben, die das Wetter in der Nähe des Mount Everest-Gipfels genauer untersuchten. Es zeigte sich, dass der starke Wind Luftdruck und Sauerstoff bis auf tödliche Werte absenken kann.

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Genauere Wetter -und Windvorhersagen könnten Bergsteigern somit das Leben retten, wie das Wissenschaftsmagazin Nature am Dienstag berichtete. Bergsteiger werden bereits davor gewarnt, den Mount Everest bei zu starkem Wind zu besteigen. Kent Moore, Physiker von der University of Toronto, rät dazu, auf sich ändernde Winde zu achten, da diese wesentlich mehr Sauerstoff rund um den Gipfel abtransportieren als gewöhnliche Winde.

Der Gipfel des Mount Everest liegt in der Troposphäre, wo Winde um die 110 km/h keine Seltenheit sind. Der Sauerstoffgehalt in der Luft dort beträgt nur ein Drittel des Sauerstoffgehaltes am Meeresniveau. Besonders so genannte Jet Streaks, die einen riesigen Luftzug an einer Seite des Berges erzeugen können, was wiederum den Sauerstoffanteil in der Luft senkt, können zum Tod aufgrund von Sauerstoffmangel führen. Jet Streaks sind Windstöße, die mit einer schnelleren Geschwindigkeit als die sie umgebenden Winde blasen.

Als Grundlage für die Untersuchung haben Moore und sein Kollege John Semple Daten des Massachusetts Institute of Techology (MIT) verwendet, die am South Col, der welthöchsten Wetterstation, 1998 gesammelt wurden. Die beiden haben dann untersucht, inwiefern sich der Druckverlust auf die Bergsteiger auswirkt. Vor Everest-Expeditionen werden zwar Windstärken gemessen, jedoch nicht, ob sich Winde ändern, kritisiert Moore. „Wenn sich dort oben Winde ändern, beginnt es, gefährlich zu werden, und Bergsteiger beachten diese Gefahr nicht“, sagte Moore.

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Die Idee zur Untersuchung kam Moore, nachdem er das Buch „Into Thin Air“ gelesen hatte, in dem der Tod von acht Everest-Bergsteigern im Mai 1996 beschrieben wird. Moore glaubt, dass sie besagten Bergsteiger an den Folgen von Sauerstoffmangel, der zu Orientierungslosigkeit und Verwirrtheit führt, gestorben sind. Reinhold Messner und Peter Habeler waren 1978 die ersten Menschen, die den Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff erklommen haben. Das Everest-Basecamp liegt auf 5000 Metern, der Gipfel des höchsten Berges der Welt auf 8850 Meter.

(PTE, 26.05.2004 – NPO)

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