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Biotechnologie

Forscher programmieren Stammzellen zu Herzmuskelzellen

Grundlegende Prozesse der Herzentwicklung auf molekularer Ebene entschlüsselt

Forschern ist es erstmals gelungen, grundlegende Prozesse der Herzentwicklung auf molekularer Ebene zu entschlüsseln und dies für eine vermehrte Bildung von schlagenden Herzmuskelzellen aus embryonalen Stammzellen zu nutzen. Sie berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe von „Nature Cell Biology“.

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Die Stammzellforschung ist sehr umstritten – gleichzeitig aber eines der zukunftsträchtigsten Felder der Wissenschaft. Viele große Volkserkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus oder Herzinfarkte, aber auch Unfälle haben die Zerstörung von Gewebe oder ganzer Organe zur Folge. Für die betroffenen Patienten stehen jedoch bis heute nicht genügend Spenderorgane zur Verfügung, weshalb große Hoffnungen auf der regenerativen Medizin durch Stammzellen liegen.

An der Medizinischen Klinik und Poliklinik I der Universität München konzentriert sich die Arbeitsgruppe um Professor Wolfgang-Michael Franz auf die Entwicklung von Stammzelltherapien bei Herzerkrankungen.

Programmierung mit herzspezifischem Protein

Die Entschlüsselung der Prozesse der Herzentwicklung auf molekularer Ebene gelang den Wissenschaftlern dabei nun durch Programmierung von pluripotenten Stammzellen mit einem herzspezifischen Protein. Pluripotente, also „zu vielem fähige“ Stammzellen finden sich im so genannten Blastozysten-Stadium der Embryonenentwicklung spätestens drei Tage nach der Befruchtung, wenn sich die Zellen bereits relativ stark spezialisiert haben.

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Ihre Besonderheit: Im Gegensatz zu totipotenten („zu allem fähigen“) Stammzellen im 8-Zell-Stadium können sich aus pluripotenten Zellen zwar alle Zellarten wie beispielsweise Muskelgewebe oder Nerven, jedoch kein vollständiger Organismus mehr entwickeln – eine wichtige Komponente in der derzeitigen Diskussion um embryonale Stammzellen.

Liberalisierung der Stichtagsregelung gefordert

Die Forschungsergebnisse des Münchener Teams stellen einen Meilenstein für das Verständnis der Programmierung von Stammzellen zu Herzmuskelzellen dar.

„Damit in Zukunft auch Patienten von dieser bedeutenden Entwicklung profitieren können, müssen die Ergebnisse auf so genannte saubere Zelllinien übertragen werden, die nur aus dem Ausland bezogen werden können. Gleichzeitig könnten solche Zellen auch für die Erprobung von Medikamenten eingesetzt werden. Beides setzt jedoch eine Liberalisierung der Stichtagsregelung des deutschen Stammzellgesetzes voraus“, sagt Franz.

Die so genannte Stichtagsregelung betrifft die Forschungsarbeit mit Zellen, die im Ausland aus überzähligen Embryonen vor dem 1. Januar 2002 hergestellt wurden.

(idw – Universität München, 29.02.2008 – DLO)

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