Erstmals konnten Mäuse mit Diabetes Typ 1 erfolgreich mit einer Impfung behandelt werden. Damit haben die Forscher gezeigt, dass es prinzipiell möglich ist, so genannte Autoimmunerkrankungen ursächlich durch Ausbildung „aktiver Toleranz“ zu therapieren. Sie berichten hierüber online in den amerikanischen Proceedings der National Academy of Sciences (PNAS).
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Autoimmunerkrankungen entstehen, wenn das Immunsystem nicht mehr zwischen „fremd“ und „eigen“ unterscheidet und eigene Körperstrukturen attackiert. Zu den Autoimmunkrankheiten gehört auch der Diabetes Typ 1. Bei dieser schweren Stoffwechselstörung zerstören irregeleitete T-Zellen des Immunsystems die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das lebensnotwendige Hormon Insulin produzieren. Die Betroffenen, die häufig bereits in der Kindheit erkranken, müssen deshalb ihr Leben lang Insulin spritzen.
Im Versuch mit Mäusen hatten Kirsten Falk sowie Olaf Rötzschke Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch vor einiger Zeit nachgewiesen, dass es möglich ist, das fehlgeleitete Immunsystem zu hemmen. Sie hatten Mäuse mit modifizierten Strukturen des Organs geimpft, gegen die das Immunsystem Amok läuft. Strukturen, die das Immunsystem aktivieren, werden als Antigene bezeichnet. Die MDC-Forscher konnten zeigen, dass die Tiere mit Hilfe aneinander verknüpfter identischer Kopien dieser körpereigenen Antigene vor der Autoimmunerkrankung geschützt sind. Allerdings war nicht klar, worauf dieser Schutzmechanismus beruht.
Impfung mit körpereigenen Antigenen eröffnet Therapie für alle Autoimmunerkrankungen
Jetzt haben die beiden MDC-Forscher zusammen mit Roland S. Liblau aus Toulouse nachweisen können, dass der schützende Effekt der Impfung auf der Aktivierung von Suppressorzellen des Immunsystems beruht. Suppressorzellen unterdrücken T-Zellen. Sie hemmen dabei jedoch ganz spezifisch nur die T-Zellen, die körpereigenes Gewebe angreifen. T-Zellen, die fremde Strukturen wie Viren oder Bakterien attackieren, bleiben von diesen Suppressorzellen unbehelligt.
Das Immunsystem ist damit wieder in der Lage, körpereigene Strukturen als „eigen“ zu erkennen und zu tolerieren. Damit haben Suppressorzellen für die Immunologie erneut an Bedeutung gewonnen, betont Dr. Rötzschke. Der Immunologe ist davon überzeugt, dass die Unterdrückung unerwünschter Immunreaktionen durch entsprechende Impfungen mit körpereigenen Antigenen grundsätzlich die Möglichkeit eröffnet, künftig nicht nur Diabetes Typ 1 sondern auch andere Autoimmunerkrankungen vorbeugend und auch nach Ausbruch zu behandeln.
(Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, 21.05.2007 – AHE)