Anzeige
Geowissen

El Niño vermindert Hurrikanzahl

Wichtiger Steuerungsmechanismus für die Entstehung tropischer Wirbelstürme entdeckt

Montage der Hurrikane, die 2005 das amerikanische Festland erreicht haben. © C. Velden, CIMMS, Universität Wisconsin

Das Jahr 2005 war mit insgesamt 28 tropischen Stürmen, von denen 15 Hurrikanstärken erreichten, ein Rekordjahr. Noch nie gab es seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen im Jahr 1850 so viele Hurrikane. Im Jahr 2006 dagegen fiel die Bilanz eher „mager“ aus: Es gab nur neun tropische Stürme, von denen sich gerade einmal fünf zu einem Hurrikan entwickelten. Doch wie kommt es zu solch starken Veränderungen von Jahr zu Jahr? Auf diese Frage könnten jetzt Wissenschaftler vom IFM-GEOMAR eine Antwort gefunden haben. Sie entdeckten einen wichtigen Steuerungsmechanismus bei der Entstehung tropischer Wirbelstürme, über den sie demnächst im internationalen Fachblatt Geophysical Research Letters berichten.

{1l}

Die Studie des IFM-GEOMAR unter Leitung von Professor Mojib Latif zeigt, dass der Temperaturunterschied zwischen dem tropischen Nordatlantik und dem tropischen Indischen und Pazifischen Ozean (Indo-Pazifik) die Hurrikanaktivität über dem Atlantik stark beeinflusst. Der Temperaturunterschied kontrolliert die vertikale Windscherung (Änderung des Windes mit der Höhe) über dem Atlantik, ein wichtiger Parameter für die Entstehung von tropischen Wirbelstürmen. Eine schwache Windscherung begünstigt die Entstehung von Hurrikanen, während eine starke Windscherung ihre Entwicklung behindert.

In den vergangenen Jahren hat nun eine stärkere Erwärmung des tropischen Nord Atlantiks im Vergleich zum Indo-Pazifik zu einer Verringerung der Windscherung über dem tropischen Nordatlantik geführt. Dies erleichterte nach den Erkenntnissen der Forscher die Bildung von tropischen Wirbelstürmen und führte zu einer überdurchschnittlichen Anzahl. Im Jahr 2006 war aber die Temperaturdifferenz zwischen dem tropischen Nordatlantik und dem Indo-Pazifik infolge eines El Niño Ereignisses, einer Erwärmung des äquatorialen Pazifik, deutlich reduziert. Dies verstärkte die vertikale Windscherung über dem tropischen Nordatlantik und erklärt die geringe Zahl tropischer Stürme im Atlantik im letzten Jahr.

Vorhersage der Hurrikansaison wird präziser

"Die Kenntnis dieses Zusammenhangs könnte die Vorhersage der Hurrikansaison deutlich verbessern", so Latif. "Damit können wir sehr viel verlässlicher als bisher schon im Frühsommer prognostizieren, ob es viele oder wenige Hurrikane geben wird", erklärt Latif weiter. "Dieses Instrument ist natürlich nicht dazu geeignet das Entstehen und die Zugbahn einzelner Hurrikane vorherzusagen, dass bleibt Aufgabe der Wettervorhersage".

Anzeige

Die nun vorgestellte Studie stellt auch die Vermutung in Frage, dass die große Anzahl von Hurrikanen im Jahr 2005 auf den globalen Klimawandel zurückgeführt werden kann. "Wir erwarten durch den Anstieg der Meeresoberflächentemperaturen infolge der globalen Erwärmung zwar ein häufigeres Auftreten sehr starker Hurrikane, aber insgesamt nicht unbedingt mehr tropische Wirbelstürme", so Latif.

Wenn man sich die Anzahl der tropischen Wirbelstürme weltweit ansieht, war 2005 ein eher durchschnittliches Jahr. Und wie sieht es in diesem Jahr aus? "Da müssen wir noch die weitere Entwicklung des El Niño im Pazifik abwarten und sehen, ob sich La Niña (kalte) Bedingungen im nächsten Sommer einstellen", sagt Latif. "Unter La Niña Bedingungen gibt es meistens mehr Hurrikane als normal".

(idw – Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 03.01.2007 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Bändereisenerz

Ur-Magnetfeld ohne festen Erdkern?

Krebs kann auch ohne DNA-Mutation entstehen

Waffentruhe eines mittelalterlichen Flaggschiffs geöffnet

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Hurrikans - Zerstörerische Wirbelstürme im Aufwind?

Wetterextreme - Klimatische "Ausrutscher" oder Folgen des Klimawandels?

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?

Bücher zum Thema

Der Klimawandel - von Stefan Rahmstorf und Hans J. Schellnhuber

Wie wird das Wetter? - von Jörg Kachelmann und Siegfried Schöpfer

Wetterkatastro- phen und Klimawandel - Sind wir noch zu retten? von Hartmut Grassl u. a.

El Niño - Klima macht Geschichte von Cesar Caviedes

Naturkatastrophen - Vulkane, Beben, Wirbelstürme - Entfesselte Gewalten und ihre Folgen von Harald Frater (Hrsg.)

Das Jahrtausend der Orkane - Entfesselte Stürme bedrohen unsere Zukunft von Joachim Feyerabend

Wetter & Klima - Das Spiel der Elemente - Atmosphärische Prozesse verstehen und deuten von Dieter Walch und Harald Frater

Top-Clicks der Woche