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Geowissen

„Whirlpool“ am Nordseeboden entdeckt

Tauchboot spürt aktive Methangasquelle auf

Methangasquelle am Nordseeboden © J. Schauer, IFM-GEOMAR

Auf den Grund eines geheimnisvollen Gaskraters in der Nordsee sind jetzt erstmals Meeresforscher des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) mit dem U-Boot JAGO abgetaucht. Dabei spürten sie eine aktive Gasquelle am Meeresboboden auf, aus der mit hohem Druck Methangas aufsteigt.

Das Forschungsschiff ALKOR des IFM-GEOMAR kehrt heute mit aufregenden Forschungsergebnissen von einer Reise in die Nordsee zurück. Ein wissenschaftlicher Höhepunkt der Ausfahrt waren Tauchgänge in einen 20 Meter tiefen Krater, der 1990 als Folge eines missglückten Ölbohrversuchs entstanden war. Beim Anstechen eines großen, flachen Gasreservoirs hatte sich damals ein so genannter "Blowout" ereignet, eine Bezeichnung aus der Erdölindustrie für das unkontrollierte Entweichen von Gas oder Öl. Die Eruption schuf einen Krater im Durchmesser von 75 Meter auf dem Boden der Nordsee.

Während Austritte auf dem Meeresboden normalerweise kein Gas direkt in die Atmosphäre entlassen, entdeckten die Wissenschaftler um Olaf Pfannkuche einen breiten Blasenteppich und eine stark gekräuselte Meeresoberfläche und damit einen unmittelbaren Fluss von Methan in die Atmosphäre. Mit dem bemannten Tauchboot JAGO gelang es den Kieler Wissenschaftlern erstmals, direkt in den geheimnisvollen Krater, aus dem ein ständiger Strom von Gasblasen aufsteigt, hinabzutauchen.

Der starke Gassausstoß erschwerte ein Eintauchen in das 20 Meter tiefe Loch. Doch nicht nur am Meeresgrund, auch an der Oberfläche hatte die Mannschaft der ALKOR alle Hände voll zu tun, das Schiff auf Position zu halten. "Es war eine echte Herausforderung, gegen die aufsteigenden Strömungen anzukommen", kommentierte Tauchbootpilot Jürgen Schauer vom IFM-GEOMAR die ungewöhnliche Mission. Beim Abtauchen wetteiferte das Forschungstauchboot mit einem großen Schwarm an Seelachsen, die in dieser Vertiefung Schutz und Nahrung finden.

Tauchgang in eine andere Welt

Am Boden des Kraters tat sich vor den Augen der Forscher ein atemberaubendes Szenario auf. Aus drei Hauptquellen und zahlreichen Nebenquellen schoss das Gas mit hohem Druck aus dem Boden und formte bizarre Blasenwirbel. Daneben gab es circa zehn weitere Quellen unterschiedlicher Stärke. Der Kraterboden war in zwei, etwa sechs Meter breite Becken unterteilt und mit Steinen und Schalen von abgestorbenen Islandmuscheln bedeckt. Zahlreiche Blumentiere und andere Organismen besiedeln den Hartboden. An den langsamer strömenden Gasaustritten haben sich weiße schwefel-oxidierende Bakterienmatten gebildet.

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"Es war ein Tauchgang in eine andere Welt", beschreibt der Meeresforscher Peter Linke seine Erlebnisse. Trotz der Schwierigkeiten gelang es dem Forscherteam aus Kiel, ein anspruchsvolles Beprobungsprogramm durchzuführen. Die erste Erkundung des "Blowouts" zeigt neue Perspektiven für die Langzeitbeobachtung von Gasaustritten in der Nordsee mit Hilfe von verankerten Instrumenten auf.

(idw – Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 31.10.2006 – DLO)

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