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407° C: Neuer Hitzerekord in der Tiefsee

Forscher entdecken heißesten bisher bekannten "Schwarzen Raucher" am Meeresboden

Temperaturmessung in 3.000 Meter Wassertiefe © MARUM, Universität Bremen

Den heißesten bisher bekannten "Schwarzen Raucher" am Meeresboden haben jetzt Wissenschaftler am Mittelatlantischen Rücken entdeckt. Mithilfe eines durch den Tiefseeroboter QUEST gesteuerten Temperatursensors ermittelten die Forscher einen Rekordwert von 407° C in 3.000 Metern Tiefe.

Während der 68. Reise des Forschungsschiffes Meteor konnte das internationale Forscherteam zudem das Sieden der austretenden Fluide an der heißen Quelle mit der charakteristischen Partikelwolke im austretenden Wasser filmen. Gefunden wurde die superheiße Quelle im Untersuchungsgebiet der Meteor-Expedition am Mittelatlantischen Rücken bei 5° S an der submarinen Grenze zwischen der afrikanischen und südamerikanischen tektonischen Kontinentalplatte. Die Platten bewegen sich dort pro Jahr rund vier Zentimeter auseinander, was hier zu häufigen Vulkanausbrüchen führt. Diese Vulkane werden durch zirkulierendes Meerwasser gekühlt, das normalerweise mit Temperaturen bis circa 350° C am Meeresboden austritt.

Maximale Wassertemperaturen bis zu 402° C in hydrothermalen Tiefseequellen waren bislang nur aus dem Pazifik bekannt. "Die Erhöhung des Temperaturweltrekords um nur 5° C mag auf den ersten Blick unerheblich scheinen; sie hat jedoch erhebliche Konsequenzen", sagt die Fahrtleiterin, Professorin Andrea Koschinsky, von der International University Bremen (IUB). "407° C ist nämlich eine "magische" Temperatur für Meerwasser. In 3.000 Meter Wassertiefe stellt sie einen so genannten Kritischen Punkt dar, wo Wasser nicht mehr als Flüssigkeit, sondern als eine Art überkritischer Dampf vorliegt.

Dieser Dampf im Zwischenzustand zwischen flüssig und gasförmig löst Bestandteile aus den umliegenden Gesteinen, unter anderem Metalle, auf eine ganz andere Weise als flüssiges Wasser heraus. Das Ergebnis sind superheiße Lösungen mit außergewöhnlichen Zusammensetzungen", so Koschinsky.

Frische Lavaflüsse am Meeresboden

Nach Meinung des Kieler Geologen Professor Colin Devey weist die ungewöhnlich hohe Temperatur darauf hin, dass die vulkanische Aktivität in dem untersuchten Gebiet noch relativ jung ist, was auch durch Beobachtungen von frischen Lavaflüssen am Meeresboden bestätigt wurde. Trotz dieser Temperaturen ist die Umgebung der Austrittsstelle eine Oase des Lebens, denn die austretenden Lösungen liefern für die hydrothermale Lebensgemeinschaft die notwendigen Nährstoffe wie die Gase Methan, Wasserstoff und Schwefelwasserstoff, die ein exotisches Leben fernab der Sonne in den Tiefen des dunklen Ozeans ermöglichen.

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Das Ziel des Expeditionsteams, das noch bis zum 02. Juni 2006 an Bord der Meteor bleibt, ist es, die Zusammenhänge zwischen Vulkanismus, Wasserzirkulation im und oberhalb des Meeresbodens und Leben an den heißen Quellen zu erforschen, entdeckte neben dem bisher einzigartigen superheißen Schwarzen Raucher noch weitere bislang unbekannte heiße Quellen.

Ermöglicht wurde dies durch die auf einem deutschen Forschungsschiff erstmalig eingesetzte Kombination des autonomen Unterwasserfahrzeugs "ABE" – entwickelt vom Woods Hole Oceanographic Institute, USA – für die systematische Suche nach heißen Quellen mit dem ferngesteuerten Unterwasserfahrzeug "QUEST 5" der Universität Bremen zur Vermessung und Beprobung neu entdeckter Felder.

(idw – International University Bremen, 23.05.2006 – DLO)

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