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Klima

Schneefreie Sommer heizen Arktis auf

Schneefreie Zeit wirkt stärker als der Schwund des Meereises

Die Arktis wird wärmer – diese Erkenntnis ist nicht neu. Doch verantwortlich dafür ist nicht nur das immer spärlicher werdende Meereis, sondern auch die Tatsache, dass in den arktischen Sommern immer weniger Schnee fällt, wie jetzt eine neue, in der Zeitschrift „Science“ veröffentlichte Studie festgestellt hat.

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Wissenschaftler um Terry Chapin, Professor für Ökologie an der Universität von Fairbanks in Alaska, werteten für die Studie ein Jahrzehnt von Felddaten aus, darunter Temperaturaufzeichnungen, Albedomessungen und Daten zu Wolkenbedeckung, Energieaustausch und Veränderungen in Vegetations- und Schneebedeckung.

Die Auswertungen zeigten, dass die Erwärmung der Arktis nicht, wie bisher angenommen, in erster Linie auf dem Rückgang des Meereises und damit einer im Winter niedrigeren Albedo – Reflektion – der Meeresoberflächen beruht. Stattdessen ereignet sich die Erwärmung primär auf dem Land, wo die schneefreien Perioden seit einigen Jahren immer länger werden. Die steigenden Sommertemperaturen über den arktischen Landflächen spielen nach Ansicht der Forscher eine wichtige Rolle für die gesamte arktische Erwärmung.

„Die sommerliche Erwärmung ist über dem Land stärker als über dem Meereis, und Atmosphäre und Meereis allein können diese Entwicklung nicht erklären“, so Chapin. Nach Ansicht der Forscher müssen Veränderungen in der Länge der schneefreien Saison eine Reihe von miteinander verknüpften Feedback-Reaktionen ausgelöst haben, die auch die zukünftigen Erwärmungsraten beeinflussen könnten. „Die Schneeschmelze tritt in jeder von uns untersuchten Dekade rund 2,5 Tage früher ein“, erklärt Chapin.

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Zwei Mechanismen könnten die starke Erwärmung über dem Land während der Sommer erklären: Zum einen erhöht die frühe Schneeschmelze die Zeitdauer, in der die dunkle Landfläche freiliegt und damit mehr Wärmeenergie aus dem Sonnenlicht aufnehmen kann. Zum zweiten fördert der eisfreie Untergrund ein Vorrücken der Busch- und Baumgrenze und einen dichteren Bewuchs. „Halten die gegenwärtigen Trends der Ausdehnung von Busch- und Baumbewuchs an, könnte dies die atmosphärische Erwärmung noch um das Zwei- bis Siebenfache erhöhen“, erklärt Chapin.

“Es sind aber eher die Veränderungen in der Saisonlänge als Vegetationsveränderungen, die diese Beobachtungen erklären“, so der Forscher. Die ausgewerteten Daten ergaben eine Korrelation der sommerlichen Erwärmung mit einer Verlängerung der schneefreien Zeit. Diese hat, so die Hypothese der Forscher, die Atmosphäre lokal in einem Maße angeheizt, die in ihrer Größenordnung einer regionalen Erwärmung durch einen verdoppelten Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre entspricht. „Dieser Mechanismus sollte in die Klimamodelle mit aufgenommen werden“, so das Fazit Chapins.

(University of Alaska Fairbanks, 26.09.2005 – NPO)

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