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Astronomie

Mega-Tsunamis an einstigen Mars-Küsten?

Meteoriteneinschläge könnten Riesenwellen auf dem Roten Planeten ausgelöst haben

Ein Ozean im Norden: Vor etwa 3,4 Milliarden Jahren waren große Teile des Roten Planeten mit Wasser bedeckt © ESO/ M. Kornmesser/ N. Risinger

Turbulente Zeiten: Einst könnten Mega-Tsunamis über die Küsten eines Ur-Ozeans auf dem Mars hereingebrochen sein. Das legen Sedimentablagerungen nahe, die auf die spektakulären Ereignisse auf dem Roten Planeten hinweisen. Wie Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichten, könnten die Riesenwellen durch Meteoriteneinschläge entstanden sein. Die Entdeckung könne nun für die Suche von Spuren einstigen Lebens auf dem Mars interessant werden.

Heute ist er ein trockener Wüstenplanet – doch einst war der Mars von Wasser geprägt, darüber sind sich Experten weitgehend einig. Unser Nachbarplanet soll vor etwa 3,4 Milliarden Jahren sogar einen Ozean im Norden besessen haben.

Nun berichtet ein Forscherteam um Palmero Rodriguez vom Planetary Science Institute in Tucson über Hinweise auf spektakuläre Ereignisse, die einst die Küstenlinien dieses Mars-Ozeans geprägt haben könnten: In charakteristischen Ablagerungen zeichnet sich die Wucht zweier Mega-Tsunamis ab.

Als Meteoriten ins Marswasser krachten

Die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler basieren auf neuen Kartierungen der nördlichen Tiefebenen des Mars, wo sich den Vermutungen zufolge der Ozean einst befunden hat. Demnach zeichnen sich hier einstige Küstenlinien ab und auch Strukturen, die auf die Wirkung von zwei Tsunami-Ereignissen zurückzuführen sind.

Links: Höhenmodell des untersuchten Bereichs der Marsoberfläche, wo sich die vermuteten Küstenlinien des Ozeans vor etwa 3,4 Milliarden Jahren befanden. Rechts: Bereiche, die von den Tsunamis erfasst wurden. © Alexis Rodriguez

Die Riesenwellen könnten am Ufer wohl Höhen von bis zu 120 Metern erreicht haben und strömten dann mehrere hundert Kilometer landeinwärts, sagen die Planetenforscher. „Die Flutwellen könnten durch Meteoriteneinschläge ausgelöst worden sein, die Krater von etwa 30 Kilometern im Durchmesser erzeugt haben.“ Zwischen den beiden Tsunami-Ereignissen lagen den Einschätzungen der Wissenschaftler zufolge ein paar Millionen Jahre.

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„Das Fehlen von Spuren klarer Küstenlinien auf einer einheitlichen Höhe galt lange als unvereinbar mit der Annahme, dass es vor etwa 3,4 Milliarden Jahren einen großen Ozean auf dem Mars gegeben hat“, sagt Rodriguez. „Unsere Entdeckung bietet nun eine Erklärung für diese Ungereimtheit: Weit verbreitete Tsunami-Ablagerungen auf verschiedenen Höhen prägten die Küstenstrukturen“, sagt der Planetenforscher.

Spuren eines eisigen Tsunamis

Interessanterweise scheint sich in dem Zeitraum zwischen den Tsunamis das Klima auf dem Mars abgekühlt zu haben, legen weitere Befunde nahe: Der ältere Tsunami hat offenbar viel Geröll abgelagert und als er sich zurückzog, bildeten sich durch das zurückströmende Wasser Abflussrinnen, die noch heute sichtbar sind.

Der zweite Tsunami hinterließ hingegen andere charakteristische Spuren: Offenbar war der Meteorit in eine gefrorene Ozeanoberfläche gekracht. Den Forschern zufolge zeichnet sich ab, dass sich ein Gemisch aus Wasser und Eisbrocken ins Landesinnere wälzte. Dort erstarrte das Material vermutlich und strömte nicht mehr in den Ozean zurück.

Potential für die Suche nach Spuren des Lebens

Den Forschern zufolge könnten diese Überbleibsel nun sogar für die Suche von Spuren einstigen Lebens auf dem Mars interessant werden. „Trotz der extrem kalten und trockenen globalen Klimabedingungen, könnte eine salzige Zusammensetzung des frühen Mars-Ozeans ermöglicht haben, dass er für mehrere zehn Millionen Jahre flüssige Teile besaß.“

„Eisige Umgebungen mit flüssigen Salzlösungen sind auf der Erde als Lebensräume bekannt. Folglich könnten einige der Tsunami-Ablagerungen interessante Ziele für die astrobiologische Erkundung sein“, sagen die Wissenschaftler.

„Wir haben bereits einige einst überflutete Bereiche identifiziert, in denen sich in eingeschlossenen Bereichen Sedimente abgelagert haben könnten“, sagt Rodriguez. „Wir planen nun diese Gebiete genauer zu charakterisieren und ihr Potential für zukünftige Erkundungsmissionen durch Roboter oder menschliche Mars-Explorer auszuloten.“ (Scientific Reports, 2016; doi: 10.1038/srep25106)

(Scientific Reports, 19.05.2016 – DAL)

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