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Astronomie

Kosmischer Radiopuls gibt Rätsel auf

Astronomen fangen Radioblitz live ein – Ursache aber noch immer mysterös

Das Intensitätsprodiil zeigt, wie kurz der Radioblitz war. © Swinburne Astronomy Productions

Auf frischer Tat ertappt: Astronomen haben erstmals einen der rätselhaften kurzen kosmischen Radiopulse eingefangen. Bisher ist die Quelle dieser nur wenige Millisekunden an dauernden Radioblitze unbekannt. Die erste Live-Messung liefert nun aber zumindest erste Anhaltspunkte, welche kosmischen Ereignisse als Ursache ausgeschlossen werden können.

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Sie sind ein erst seit einigen Jahren bekanntes Phänomen – und eines, das bisher nur im Nachhinein in den Aufzeichnungen von Radioteleskopen entdeckt wurde. Starke, aber nur wenige Millisekunden dauernde Pulse von Radiowellen, die aus dem Weltraum kommen. Astronomen haben bei der Durchsicht von alten Daten des Parkes-Radioteleskops in Australien sieben solcher Ausbrüche entdeckt, einen weiteren beim Radioteleskop von Arecibo. „Diese Ereignisse sind eines der größten Rätsel im Universum“, erklärt John Mulchaey, Leiter der Carnegie Observatorien.

Solange es aber nicht gelang, einen solchen Radioblitz live einzufangen, fehlten den Forschern wertvolle Daten, um die Quelle dieser Ereignisse genauer einzugrenzen. Jetzt ist eine solche Live-Aufnahme erstmals geglückt. Möglich wurde dies mit Hilfe einer neuen Technik, die eine gezielte Suche nach solchen Ausbrüchen erleichterte.

Blitz aus 5,5 Milliarden Lichtjahren Entfernung

Als das Parkes-Radiotelekop dann einen solchen Radioblitz registrierte, sorgte eine sofortige Mobilisierung von elf weiteren Teleskopen rund um die Welt dafür, dass er in allen Wellenlängen gleichzeitig verfolgt werden konnte. Die Auswertung dieses auf frischer Tat ertappten Radioblitzes zeigt, dass er aus rund 5,5 Milliarden Lichtjahren Entfernung stammt. Seine Quelle liegt demnach weit außerhalb unserer Milchstraße und muss entsprechend stark sein, um noch auf der Erde als so intensiver Radioblitz anzukommen.

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Noch aufschlussreicher war allerdings, was die Teleskope nicht beobachteten: Es fehlten Röntgenstrahlen oder energiereiche Gammastrahlen. „Die Tatsache, dass wir kein Licht in anderen Wellenlängen gesehen haben, eliminiert eine Anzahl von astronomischen Phänomen, die so energiereiche Ausbrüche hervorrufen können“, sagt Daniele Malesani von der Universität Kopenhagen. Demnach ist es eher unwahrscheinlich, dass eine Supernova oder ein Gammastrahlenausbruch den Radioblitz verursacht hat.

Radiowellen sind polarisiert

Und noch einen Hinweis erhielten die Astronomen: Das Parkes-Teleskop registrierte eine spezifische Schwingungsrichtung des Radioblitzes: Die Radiowellen waren um mehr als 20 Prozent zirkulär polarisiert, wie die Astronomen berichten. Das deute daraufhin, dass sich ein Magnetfeld in der Nähe der Radioquelle befinde.

„Unsere Theorien gehen nun dahin, dass die Radioblitze vielleicht mit einem sehr dichten Objekt zusammenhängen, einem Neutronenstern oder Schwarzen Loch“, erklärt Malesani. „Die Radiopulse könnten durch Kollisionen oder eine Art Sternenbeben erzeugt werden.“ Das Rätselraten geht damit erst mal weiter, aber immerhin ist das Feld der Kandidaten nun eingeengt. (Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, 2014; arXiv:1412.0342)

(University of Copenhagen – Niels Bohr Institute, 19.01.2015 – NPO)

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