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Biotechnologie

Bio-Herzklappe wächst mit

Schonende Alternative soll mechanische Prothesen ersetzen

Muss heute eine Herzklappe ersetzt werden, erhält der Patient meist eine mechanische Prothese. Die Folge ist eine lebenslange Therapie zur Blutverdünnung mit gefährlichen Nebenwirkungen. Mit einer mitwachsenden Herzklappe aus körpereigenen Zellen wollen Herzchirurgen und Biotechnologen aus Niedersachsen jetzt eine schonende Alternative entwickeln.

Allein in Deutschland finden jährlich rund 7.500 Operationen an der linken Herzklappe statt. Durch die so genannte Mitralklappe fließt das Blut vom linken Vorhof in die linke Herzkammer. Geschädigt wird die Herzklappe vor allem durch bakterielle Infekte, Herzinfarkte oder Immunreaktionen. Bei rund 60 Prozent der Operierten kann die eigene Mitralklappe nicht erhalten werden, sie benötigen eine Prothese.

„Biologische Ersatzklappen haben bisher eine eingeschränkte Lebensdauer. Sie müssen daher in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden“, so Axel Haverich von der Universität Hannover. Folgeoperationen bedeuten jedoch ein erhöhtes Risiko für die Betroffenen. „Mechanische Herzklappen sind zwar langlebiger, erfordern aber eine lebenslange blutverdünnende Therapie, die Gefahren birgt.“

Klinische Studien: 2007

Diese Risiken wollen die Wissenschaftler der Firma Artiss aus Hannover mit ihrer neuen biologischen Mitralklappe ausschalten. Die Grundlage ihrer Entwicklung: auf einer Matrix gezüchtete Gewebezellen, aus denen eine Mitralklappe konstruiert wird. Um Immunreaktionen vorzubeugen, soll die biologische Matrix mit körpereigenen Zellen besiedelt werden. Hierfür wollen die „Gewebe-Ingenieure“ nicht nur Zellen aus dem Gefäßsystem des Empfängers erproben, sondern auch Stammzellen aus seinem Blut und dem Knochenmark, die sich im Reagenzglas zu Gefäßzellen entwickeln lassen.

„Diese Vorläuferzellen gelten als besonders patientenfreundlich, weil komplizierte Eingriffe zur Entnahme von Gefäßzellen durch eine einfache Blutabnahme ersetzt werden können“, erklärt Bettina Sohns von Artiss. Zunächst müsse sich die neu entwickelte biologische Mitralklappe jedoch in der Langzeittestung bei Schafen beweisen. Mit dem Beginn einer klinischen Erprobung am Patienten rechnet Sohns voraussichtlich in drei Jahren.

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Ziel: Marktfähigkeit

Die Entwickler sehen zahlreiche Vorteile der biologischen Mitralklappe aus körpereigenem Material: Sie kann mitwachsen und ist langlebiger als herkömmliche Prothesen. Es würden weniger Nachfolgeoperationen notwendig und die bisher üblichen Dauertherapien zur Blutverdünnung könnten eingestellt werden. Insgesamt würden dadurch enorme Kosten eingespart, so die Prognose. „Diese neue Art einer biologischen Mitralklappenprothese könnte die Grundlage für ein völlig neues Segment mit großem Marktvolumen sein.“

(BioRegioN – Biotechnologie Niedersachsen, 17.09.2004 – ESC)

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