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Medizin

Säuglingssterblichkeit: Afrika hinkt hinterher

Anzahl der weltweiten Todesfälle unter Neugeborenen sinkt - aber nicht überall gleich schnell

Veränderungen in der Neugeborenensterblickeit für 193 untersuchte Länder im Zeitraum von 1990 bis 2009 in Prozent. © Oestergaard et al. /PloS Medicine (doi:10.1371/ journal.pmed.1001080.g007)

In Indien, Nigeria, Pakistan, China und der Demokratischen Republik Kongo sterben mehr Säuglinge kurz nach ihrer Geburt als irgendwo sonst. Das zeigt eine Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO zur weltweiten Neugeborenensterblichkeit. Im Jahr 2009 seien diese fünf Länder für mehr als die Hälfte aller 3,3 Millionen Todesfälle unter Neugeborenen verantwortlich gewesen, berichten die Forscher im Fachmagazin „PloS Medicine“. Zwar habe sich die Säuglingssterblichkeit weltweit um gut ein Viertel verringert, doch in Afrika und einigen asiatischen Ländern seien die Todesfälle unter Neugeborenen deutlich langsamer zurückgegangen als im weltweiten Durchschnitt.

Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler Daten aus Melderegistern, Volkszählungen und anderen Quellen für insgesamt 193 Länder gesammelt und analysiert. Ihre statistische Auswertung zeige, dass die Neugeborenensterblichkeit weltweit um 28 Prozent abgenommen habe, berichten sie. Starben im Jahr 1990 noch durchschnittlich 33,2 Kinder pro 1.000 Geburten, seien es im Jahr 2009 nur noch 23,9 Prozent gewesen.

79 Millionen Säuglinge in 20 Jahren gestorben

Insgesamt seien in den rund 20 Jahren zwischen 1990 und 2009 rund 79 Millionen Säuglinge in den ersten vier Wochen nach ihrer Geburt gestorben, berichten Mikkel Oestergaard von der WHO und seine Kollegen. Die meisten dieser Neugeborenen stammten aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Allein in Südostasien habe es 31 Millionen tote Säuglinge gegeben, in Afrika 21 Millionen.

„Die meisten dieser Todesfälle wären mit existierenden Maßnahmen vermeidbar gewesen“, konstatieren die Forscher. Schon eine bessere Hygiene bei der Geburt, Stillen oder das Warmhalten der Babys könne die Sterblichkeit bei Neugeborenen um ein Drittel senken. „Wenn dieser sinnlose Verlust von Leben vermieden werden soll, müssen nationale Regierungen, internationale Organisationen und die Zivilgesellschaft verstärkt aktiv werden“, apellieren die Forscher. Es müssten mehr Anstrengungen unternommen werden, den Tod von Neugeborenen systematisch zu verhindern und zu überwachen.

Afrika hinkt hinterher

Die größten Fortschritte verzeichneten die Wissenschaftler in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen in Europa, Amerika und der westlichen Pazifikregion. Dort habe sich die Neugeborenensterblichkeit im untersuchten 20-Jahres-Zeitraum um rund die Hälfte verringert. Weitaus weniger Fortschritte gebe es dagegen in Afrika. Dort sei der Anteil der im ersten Lebensmonat gestorbenen Säuglinge um weniger als ein Prozent pro Jahr gesunken. „Wenn der Trend von 1999 bis 2009 weitergeht, wird Afrika 2010 die Region mit den meisten Neugeborenen-Todesfällen weltweit sein“, schreiben die Forscher. Das liege allerdings auch daran, dass dort die Geburtenrate weiter steige, während sie in den meisten anderen Regionen abnehme.

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Frühgeburten und Infektionen häufige Todesursachen

Als Ursachen für die Todesfälle unter Neugeborenen nennen die Forscher eine zu frühe Geburt, Ersticken der Kinder und Infektionen wie beispielweise Lungenentzündungen und Blutvergiftungen. In Ländern, in denen nur wenige Neugeborenen sterben, darunter auch Deutschland, seien die Todesfälle meist auf Frühgeburten zurückzuführen, berichten Oestergaard und seine Kollegen. In Ländern mit hoher Todesrate seien dagegen rund die Hälfte der Neugeborenen einer Infektion zum Opfer gefallen, schreiben die Forscher. Diese Fälle hätten daher vermieden oder behandelt werden können. (PloS Medicine, 2011; doi:10.1371/journal.pmed.1001080)

(PNAS, 01.09.2011 – NPO)

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