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Physik

Plasmon-Lineal misst jetzt auch 3D-Nanostrukturen

Gold-Nanostäbchen helfen beim Vermessen biologischer Nanostrukturen

Gold-Nanodrähte in einer charakteristischen Anordnung, so das sie als Plasmon-Lineal verwendet werden können. Im Vordergrund sind DNA und Proteinstrukturen eingezeichnet © Universität Stuttgart/ Hein

Gold-Nanostäbchen können dabei helfen, die dreidimensionale Struktur beispielsweise von Proteinen und anderen biologischen Nanostrukturen aufzuklären – ohne viel Aufwand und ohne die Zellen oder Moleküle zu zerstören. Damit eröffnet das jetzt von einem internationalen Forscherteam in „Science“ vorgestellte erste dreidimensionale Plasmon-Lineal ganz neue Möglichkeiten in Medizin und Biotechnologie.

Das Geheimnis des Lebens ist in Proteinen verschlüsselt. Woraus sie bestehen, weiß man seit Jahren, künstliches Leben zu erzeugen, schafft man aber dennoch nicht. Der Grund dafür liegt darin, dass nicht allein der Aufbau eines Proteins zählt, sondern auch seine Struktur und insbesondere die Form, wie es gefaltet ist. Die Entschlüsselung dieser Proteinfaltung ist für Forscher nach wie vor eine große Herausforderung. Methoden wie hochauflösende Kernspinresonanz, Röntgen- oder Elektronenbeugung oder optische Fluoreszenzmethoden kommen zum Einsatz. Diese Methoden sind jedoch oft sehr langwierig und schwierig durchzuführen, sie funktionieren nicht an einzelnen Proteinen und können zudem den zeitlichen Ablauf des Faltungsprozesses nicht wirklich beobachten. Höchst problematisch ist zudem, dass Methoden wie Röntgenstrukturanalyse das empfindliche lebende Gewebe zerstören.

Gold-Nanostäbchen als Messhilfe

Forscher der Universität Stuttgart und des Lawrence Berkeley Laboratoriums in Kalifornien haben nun ein so genanntes dreidimensionales Plasmon-Lineal vorgestellt. Dieses könnte eine Alternative sein, um die Probleme der Strukturbestimmung zu lösen. Die Idee dahinter ist ganz einfach: Man hängt an verschiedene Stellen im Protein oder in einer DNA Gold-Nanostäbchen an. Dann betrachten die Forscher das Protein unter einem optischen Mikroskop, beleuchten es mit weißem Licht und messen das Streu- oder Absorptionsspektrum.

Sind die Gold-Nanostäbchen in einer bestimmten Art und Weise im Protein arrangiert, so ergibt sich ein ganz charakteristisches optisches Spektrum. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Na Liu aus Berkeley demonstrieren nun, dass kleinste Veränderungen in der Anordnung der Gold-Nanoteilchen sehr große und eindeutig identifizierbare Änderungen im optischen Spektrum hervorrufen. Daraus ließe sich wiederum die biologische Struktur rekonstruieren.

Auch unter biologischen Bedingungen durchführbar

Die Methode hat den großen Vorteil, dass sie mit einzelnen Nanostrukturen und somit Proteinen funktioniert. Das Verfahren ist schonend, da es nur ein Mikroskop und weißes Licht benötigt und funktioniert auch in wässriger Umgebung, also auch bei Bedingungen, wie sie in einer Zelle herrschen. Zudem kann man den ganzen Prozess und seine Dynamik live betrachten. Von dem neuen Verfahren erhoffen sich die Forscher, dreidimensionale Strukturänderungen im Nanometer-Bereich und im Millisekundenbereich in Zellen, Zellkernen, Zellmembranen, bei Proteinen, Peptiden und anderen weichen biologischen Materialien aufklären zu können und dem Geheimnis des Lebens ein weiteres kleines Stück auf die Schliche zu kommen. (Science, 21011; DOI: 10.1126/science.1199958)

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(Universität Stuttgart, 20.06.2011 – NPO)

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