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Genetik

Gene: Gepard ist nicht gleich Gepard

Tiere aus Asien und Afrika unterscheiden sich genetisch viel stärker als vermutet

Asiatischer Gepard © Luke Hunter

Neueste Ergebnisse eines internationalen Forscherteams alarmieren Artenschützer. Danach unterscheiden sich Geparden aus dem Nordwesten Afrikas, dem Süden Afrikas und aus Asien genetisch viel stärker voneinander als bisher angenommen.

Eine stark reduzierte Population mit Tieren aus einer entfernten Region aufzustocken, wird damit zu einem ernsten Problem, berichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Molecular Ecology“.

„Die Tiere würden sich untereinander kreuzen, dabei würden die Besonderheiten in der genetischen Ausstattung verschwinden, die vermutlich Anpassungen an den jeweiligen Lebensraum und das besondere Nahrungsangebot dort sind“, erklärt Pamela Burger vom Institut für Populationsgenetik der Veterinärmedizinischen Universität Wien die schwierige Situation für den Artenschutz. Zusammen mit ihrer Kollegin Pauline Charruau war sie für die neue Studie verantwortlich.

Darstellung der Verwandtschaft asiatischer (grün), südafrikanischer (rot) und nordostafrikanischer (violett) Geparden in einem so genannten Neighbour-joining tree, der auf der Analyse genetischer Daten basiert. Die drei Zweige sind deutlich unterscheidbar. © Pamela Burger / Vetmeduni Vienna

Drei große Gruppen genetisch deutlich unterscheidbar

Noch Ende des 19. Jahrhunderts waren Geparden in Afrika und Asien weit verbreitet. Bisher ging die Forschung davon aus, dass sich die heute noch verbliebenen Bestände weltweit genetisch wenig voneinander unterscheiden.

„Man vermutete, dass es vor gut zehntausend Jahren bei Geparden einen demographischen Engpass gab, bei dem sich aus einer kleinen Population der heutige weltweite Bestand entwickelte“, erklärt Populationsgenetikerin Burger. Doch diese Annahme erwies sich nun als falsch.

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Burger und ihr Team fanden anhand genetischer Untersuchungen stattdessen heraus, dass sich die Gepardenbestände im nordöstlichen Afrika, im südlichen Teil Afrikas und die in Asien in drei deutlich abgrenzbare Gruppen unterteilen lassen, die sich in ihrer genetischen Ausstattung stark voneinander unterscheiden. „Wir vermuten nun, dass sich die Populationen schon vor 30.000 bis 70.000 Jahren voneinander getrennt haben“, so die Forscherin.

Weltweite Kooperation

Charruau und Burger arbeiteten bei der Untersuchung der Geparden-Populationen mit Forschungsgruppen aus Portugal, Deutschland, den Vereinigten Staaten, dem Iran, den Vereinigten Arabischen Emiraten, aus Frankreich und Südafrika zusammen.

Für ihre Untersuchungen analysierten sie so genannte mitochondriale DNA und Mikrosatelliten-DNA. Neben Proben von lebenden Tieren aus Gebieten, in denen Geparden heute vorkommen, nahmen die Forscher auch Proben von Gepardenknochen aus dem Mittelalter, die im Nordwesten des Iran gefunden wurden. Damals hielten Mogulherrscher die Tiere zu Tausenden als Jagdhelfer.

Iran startet Arterhaltungsprogramm

Die einzige noch verbleibende Population asiatischer Geparden im heutigen Iran ist akut bedroht. Weil die iranischen Geparden die letzten Vertreter der asiatischen Unterart sind und sie sich so deutlich von ihren afrikanischen Verwandten unterscheiden, stellt ihre Erhaltung für den Iran eine nationale Priorität dar. Der Gepardenbestand im Iran wird heute auf 100 Tiere oder sogar weniger geschätzt, deshalb besteht akuter Handlungsbedarf zur Erhaltung der noch existierenden Population.

Gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen hat das Iranische Department für die Umwelt ein umfassendes Arterhaltungsprogramm für die asiatischen Geparden (CACP) ins Leben gerufen.

Gepardenzahl im Iran stabil

„Dennoch, um den asiatischen Geparden zu retten, läuft uns die Zeit davon“, sagt Alireza Jourabchian, Leiter des CACP. „Wir konnten die Zahl der Geparden im Iran zwar stabilisieren, haben aber immer noch einen langen Weg vor uns, bis wir den Bestand als abgesichert bezeichnen können. Wir sind zuversichtlich, dass die neuen Forschungsergebnisse die Aufmerksamkeit noch stärker auf dieses Problem lenken werden“, ist Jourabchian überzeugt. (Molecular Ecology, 2010; doi:10.1111/j.1365-294X.2010.04986.x)

(Veterinärmedizinische Universität Wien, 18.01.2011 – DLO)

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