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Biologie

Orang-Utans sind „Couchpotatoes”

Menschenaffen entpuppen sich als energieeffizienteste Säugetiere

Orang-Utan: Meister der Energieeffizienz © Kabir Bakie / CC-by-sa 2.5

Orang-Utans sind wahre Meister der Energieeffizienz: Die großen Menschenaffen verbrauchen in ihrem normalen Alltag weniger Energie pro Kilogramm Körpergewicht als jedes andere Säugetier. Das enthüllt die erste Studie zum Energieverbrauch bei Menschenaffen, jetzt erschienen in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS). Selbst die sprichwörtlichen Couchpotatoes unter den Menschen schaffen es nicht, sie darin zu unterbieten.

Für jede unserer Lebensregungen – ob die Erhaltung unserer Körpertemperatur, Bewegung, Schlaf oder Arbeit – verbrauchen wir Energie. Diese Energie müssen wir wieder zuführen, beispielsweise in Form von kalorienhaltiger Nahrung. Nur wenn die Bilanz von Energieverbrauch und Energieaufnahme stimmt, ist auf Dauer ein Überleben möglich. Das gleiche gilt auch im gesamten Tierreich. Allerdings ist der Energieverbrauch nicht überall gleich hoch. So muss der Kolibri, ein Vielverbrenner unter den Vögeln, quasi ständig Nektar suchen, während die kaltblütigen Echse und Schlangen mehrere Tage oder gar Wochen ohne Nahrung auskommen können.

Energiebilanz von Orang-Utans analysiert

Unter den Säugetieren galt das Faultier lange Zeit als der sprichwörtlich faulste, sprich energieeffizienteste Vertreter. Doch eine Studie von Forschern der Washington Universität in St. Louis hat nun einen neuen, überraschenden Rekordhalter in Sachen Energieeffizienz entdeckt, noch dazu einen unserer nächsten Verwandten. Zwei Wochen lang verbrachten die Wissenschaftler im „Great Ape Trust“, einer Menschenaffen-Forschungsstation in Des Moines in Iowa und analysierten dort die tägliche Energiebilanz von Orang-Utans. Dafür registrierten sie jede Aktivität, jede Ruhepause und jede Kalorie, die die Affen zu sich nahmen.

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Sparsamer als fast alle anderen Säugetiere

Das Ergebnis war eine Überraschung: die Orang-Utans verbrauchten extrem wenig Energie pro Kilogramm Körpermasse –weniger, als fast jedes andere Säugetier und auch deutlich weniger als der Mensch. Und dies, obwohl die Affen in den großen Freianlagen der Station ein der Wildnis sehr ähnliches Aktivitätsniveau zeigten. Eine so niedrige Rate des Energieverbrauchs war noch niemals zuvor an einem Primaten beobachtet worden.

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„Das ist, als wenn man ein Faultier in seinem Familienstammbaum entdeckt”, erklärt Herman Pontzer, Assistenzprofessor an der Washington University in St. Louis. „Das ist wirklich ein bemerkenswert niedriger Energieverbrauch.“

Anpassung an häufigen Nahrungsmangel

Seiner Ansicht nach könnte diese Sparsamkeit einerseits mit dem langsamen Wachstum und der niedrigen Reproduktionsrate in Verbindung stehen. Andererseits stellt sie vermutlich auch eine evolutionäre Anpassung an ihren natürlichen Lebensraum in den Regenwäldern von Borneo und Sumatra dar. Denn für die sich vorwiegend von reifen Früchten ernähren Orangs sind lange Phasen des Nahrungsmangels, unterbrochen von plötzlichem, kurzzeitigen Nahrungsüberfluss, normal.

Die Studie deutet darauf hin, dass die Orang-Utans sich daran angepasst haben, indem sie im Laufe der Zeit Niedrigenergie-Spezialisten geworden sind, die ihren täglichen Energiebedarf sehr stark senkten, um dem Verhungern in nahrungsarmen Zeiten zu entgehen.

(Washington University, 04.08.2010 – NPO)

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