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Geowissen

Ampel warnt vor Erdrutschen

Forscher entwickeln Frühwarnsysteme für Hangrutschungen und Felsstürze

Hangrutschung in Unterhausen/Schwäbische Alb. © AG Pohl / Uni Bonn

Ein Erdrutsch hat Anfang der Woche in Südtirol einen Zug aus den Gleisen geworfen. Mindestens neun Menschen starben, zahlreiche Passagiere wurden schwer verletzt. Auch in Deutschland drohen immer wieder Hangrutschungen und Felsstürze – von den Mittelgebirgen bis zu den Alpen. Kann man solche Katastrophen vermeiden, indem man sie rechtzeitig erkennt und Alarm auslöst? Genau dies untersuchen Bonner Wissenschaftler bereits seit einiger Zeit. Sie haben mittlerweile sogar einen Prototypen eines Frühwarnsystems entwickelt, das künftig Menschenleben retten soll.

Erdrutschungen sind auf der Welt ein häufiges und nicht selten katastrophales Ereignis: So wurden bei Rio de Janeiro erst vor kurzem ganze Dörfer von Erdmassen begraben, die ins Rutschen gekommen waren. Und gerade zwei Monate ist es her, dass Erdrutsche in Machu Picchu (Peru) Tausende von Touristen von der Außenwelt abschlossen. In Bayern forderte ein Felssturz an Neujahr Menschenleben.

Naturereignisse frühzeitig erkennen

Ein interdisziplinäres Forscherteam um Professor Dr. Thomas Glade – seit kurzem in Wien tätig – und Professor Dr. Jürgen Pohl von der Universität Bonn arbeitet seit Jahren daran, solche Naturereignisse frühzeitig zu erkennen.

Ein Untersuchungsgebiet ist die Schwäbische Alb, wo die Landschaft am so genannten Albtrauf stark von Hangrutschungen geprägt ist, ein weiteres liegt in Südtirol im Randbereich des Etschtales. Ziel ist es, das Risiko von Katastrophen durch Erdrutsche, wie sie sich rund um den Erdball ständig wiederholen, zu mindern.

Prototyp in der Schwäbischen Alb

Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft haben die Bonner Forscher einen Prototyp für eine „Warnampel“ entwickelt, der bereits in der Schwäbischen Alb für erste Messungen installiert ist. Die Ampel basiert auf einem Ansatz, der ingenieurtechnische Messungen ebenso einbezieht wie die sozioökonomischen Rahmenbedingungen. „Es geht uns vor allem auch darum, die Warnungen für die Nutzer so aufzubereiten, dass sie damit etwas anfangen können“, erklärt Pohl.

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Im Boden eingebrachte Sensoren messen verschiedene Frühindikatoren wie Bewegungsraten des Hanges und Bodenfeuchte, die – nach der endgültigen Implementierung des Systems – über Internetverbindungen an die verantwortlichen Experten in den zuständigen Behörden weitergeleitet werden sollen. Die Daten sind aber auch online für angemeldete Nutzer zugänglich.

Schranken sperren gefährdete Straßen

Werden Grenzwerte überschritten, schaltet die Warnampel von Grün nach Gelb. Unter bestimmten Umständen wechselt sie dann schließlich nach Rot – entweder nach Prüfung durch Experten oder auch automatisch. Im Anschluss daran sind verschiedene Maßnahmen möglich. „Dann werden zum Beispiel Schranken aktiviert, die akut gefährdete Straßen sperren“, erläutert Pohl.

(idw – Universität Bonn, 15.04.2010 – DLO)

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