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Medizin

Resistenzbildung bei Malaria aufgeklärt

Erreger verdrängt Wirkstoff aus seinem Verdauungstrakt

Die bisherigen Waffen gegen die tödliche Tropenkrankheit Malaria drohen stumpf zu werden, immer häufiger treten Resistenzen auf. Australische Wissenschaftler haben nun jedoch eine Entdeckung gemacht, die eine effektivere Behandlung von Malaria ermöglichen könnte. Bei ihren Untersuchungen fanden sie heraus, wie sich der Malariaerreger der Wirksamkeit des gängigen Medikaments Chloroquin entzieht

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Malaria ist die häufigste Tropenkrankheit weltweit. Jedes Jahr sterben knapp eine Million Menschen an der von Stechmücken übertragenen Krankheit, die Hälfte von ihnen Kinder unter fünf Jahren. Einen wirksamen Impfstoff gegen die vom Parasiten Plasmodium ausgelöste Infektionskrankheit gibt es bisher nicht. Bis in die 1990er Jahre galt Chloroquin als das effektivste Medikament für die Behandlung von Malaria. Es war preiswert, wirksam und sicher. In den letzten zwei Jahrzehnten hat jedoch die Verbreitung von Malariastämmen stark zugenommen, die gegen das einstige Wundermedikament resistent sind.

Erreger wandelt giftiges Eisen in harmlosen Kristall

Chloroquin verhindert, dass der Malariaerreger das für ihn gifte Eisen in unseren roten Blutzellen in ein harmloses Kristall umwandeln kann. Der Erreger wird gewissermaßen vergiftet, indem dessen Verdauungsprozess angegriffen wird. Vor knapp zehn Jahren konnten Wissenschaftler zwar

feststellen, dass die resistenten Stämme ein mutiertes Protein besitzen, aber es konnte nie geklärt werden, wie dieses Protein dem Parasiten hilft, sich der Wirksamkeit von Chloroquin zu entziehen.

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Medikament wird verdrängt

Wissenschaftlern der Australian National University in Canberra ist nun genau das gelungen. Hierzu isolierten sie das Protein in der relativ trägen Umgebung eines unbefruchteten Froscheis. Die Forscher führten dann Chloroquin in das Ei ein, um zu sehen wie der Parasit reagiert. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass das mutierte Protein das Chloroquin wirkungslos macht, indem es dafür sorgt, dass das Medikament aus seinem eigentlichen Wirkungsbereich – dem internen Verdauungsbereich des Parasiten – verdrängt wird.

Mit den neuen Erkenntnissen zur Wirkungsweise des Proteins können sich Wissenschaftler nun auf die Entwicklung neuer Chloroquin-Formen konzentrieren, die auch bei resistenten Malaria-Stämmen wirksam sind. Damit könnte die Grundlage für eine Renaissance wirksamer Malaria- Medikamente

auf Chinolinbasis geschaffen werden.

(Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund, 15.10.2009 – NPO)

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