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Medizin

Grippaler Infekt mit Schattenseiten

Gegen das Schnupfenvirus RSV gibt es keine Impfung

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) verursacht in der Regel leichte Beschwerden wie Schnupfen, Husten und Bronchitis. Meist verläuft die Infektion bei Menschen mit Symptomen, die landläufig als „grippaler Infekt“ beschrieben werden. Gefährlich ist die RSV-Infektion jedoch vor allem für Säuglinge und Kleinkinder. Bei ihnen führt die durch das Virus verursachte Atemwegsinfektion häufig zu schweren Verläufen, die eine stationäre Behandlung erforderlich machen.

Elektronenmikroskopische Aufnahme eines RS-Virus © CDC

Auch bei älteren Menschen und Erwachsenen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems kann es nach RSV-Infektion zu schweren Atemwegserkrankungen bis hin zur Lungenentzündung kommen. So unterscheidet sich die RSV-Infektion, was die Häufigkeit und Schwere der Erkrankung betrifft, in dieser Altersgruppe kaum von der normalen Influenza-Grippe. Im Gegensatz zur Influenza gibt es jedoch bisher keinen zugelassenen Impfstoff gegen die Infektion mit RSV.

Nur mildern, nicht blocken

Vorbeugen kann man bisher nur durch Präparate, die einen Antikörper gegen das RS-Virus enthalten (Palivizumab oder Synagis®). Dieser mildert den Krankheitsverlauf. Eine solche Gabe von Erreger-spezifischen Antikörpern wird als „passive Immunisierung“ bezeichnet. Sie ist jedoch nur bei Hochrisikopatienten im Säuglingsalter und bei Frühchen empfohlen, da die Kosten-Nutzen-Analyse eine breitere Anwendung nicht rechtfertigt. Alle weiteren Bemühungen führten bisher zu keinem schützenden Impfstoff.

Ein schwerer Rückschlag für die RSV-Impfstoffentwicklung war ein früher Impfversuch bei Kindern in den 1960er-Jahren. Hierbei wurde ein chemisch-inaktiviertes Virus eingesetzt. Dieses hatte jedoch keinen ausreichend schützenden Effekt gegen die Infektion hatte. Im Gegensatz zum erhofften Effekt verstärkte sich bei den geimpften Kindern die Erkrankung nach RSV-Infektion sogar noch. Im Vergleich zu den mit Placebo geimpften Kindern verlief die Erkrankung nach der Impfung mit dem inaktivierten Virus deutlich schlimmer. Zwei Kinder starben sogar nach der Infektion. Dieses Phänomen ist als „enhanced disease“ in die Geschichte der Impfstoffentwicklung eingegangen, wobei bis heute noch nicht alle immunologischen Details dieses Effektes aufgeklärt sind.

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RUBIN Sonderheft Transfer, Dr. Thomas Grunwald, Ruhr-Universität Bochum
Stand: 05.10.2012

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Mit DNA gegen den Kinderschnupfen
Neue Impfstoff-Strategie gegen den RSV-Infekt

Grippaler Infekt mit Schattenseiten
Gegen das Schnupfenvirus RSV gibt es keine Impfung

Nukleinsäure statt komplettem Virus
Neuer Ansatz bei der Suche nach Impfstoffen

Am Anfang steht die Optimierung
Besseres Virengen hilft besser gegen den Virus

Genfähre gesucht
Wie kommt das RSV-F-Gen in die Zellen?

Mit Stromstoß durch die Membran
Elektroporation ermöglicht Impfstoff ohne virale Genfähre

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