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Geowissen

Kaolin ist Gestein des Jahres 2013

Das feine weiße Puder ist Ausgangsstoff für zahlreiche Alltagsgegenstände

So sieht Kaolin aus. © USGS

Es ist weiß, pudrig und aus unserer Alltagswelt kaum mehr wegzudenken: Kaolin, das Gestein des Jahres 2013. Obwohl er aus der Verwitterung harten Granits oder Feldspats entsteht, hat Kaolin nur noch wenig mit diesen Hartgesteinen gemeinsam. Stattdessen bietet das weiße, tonige Gestein beste Voraussetzungen, um in einer Vielzahl von Materialien und Produkten als Farbstoff, Trägersubstanz oder Trennmittel eingesetzt zu werden. Es ist in Porzellan, Papier oder Wandfarben und selbst in Kunststoffen enthalten.

Kaolin entsteht, wenn Granite oder andere feldspatreiche Gesteine bei warmen-feuchten Bedingungen verwittern. Solche Bedingungen herrschten bei uns in Mitteleuropa beispielsweise am Ende der Kreidezeit und zu Beginn des folgenden Paläogens. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten Kaolin-Lagerstätten bei uns. Bei seiner Bildung reichert sich das Gestein mit Aluminiumoxid und Silikaten an und es bildet sich das Schichtsilikat Kaolinit. Typisch für dieses Mineral sind seine blättrigen Kristalle, die diese „weiße Erde“ extrem weich und pudrig machen.

Wichtigster Rohstoff für weißes Porzellan

Benannt ist der Kaolin nach einer historischen Lagerstätte in China, der Begriff leitet sich vom chinesischen Ortsnamen Gao-ling (hoher Berg) ab. Im alten China wurde das feine Puder bereits vor Jahrhunderten zur Herstellung von Porzellan genutzt. Auch die deutsche Bezeichnung „Porzellanerde“ geht auf diesen Verwendungszweck zurück. Kaolin war und ist der wichtigste Rohstoff für die Herstellung weißen Hartporzellans. Der hohe Schmelzpunkt des Kaolins von 1.450 Grad Celsius ermöglicht es, besonders zarte, dünne Formen zu erschaffen und zu brennen.

Es ist daher auch kein Zufall, dass die traditionellen Standorte der deutschen Porzellanindustrie wie Meißen, Selb oder Kahla sich in der Nähe von Kaolin-Lagerstätten finden. So stammt der Rohstoff für das Meißener Porzellan aus Kaolin-Lagerstätten bei Seilitz und Kemmlitz in Mittelsachsen. Eine der größten deutschen Abbaugebiete für Kaolin liegt in der Oberpfalz bei Hirschau – und auch dort gibt es in der Nähe zwei große Porzellanwerke.

Blick auf den Kaolin-Abbau bei Hirschau in der Oberpfalz. © gemeinfrei

Inzwischen aber wird Kaolin längst nicht mehr nur bei der Herstellung von Porzellan verwendet. Es dient auch als weißes Pigment beispielsweise in Wandfarbe, Lacken und in Papier. Das feine Pulver wird aber auch als Füllstoff in Kunststoffen wie Polyethylen oder dem Gummi von Reifen eingesetzt. In Kosmetik bildet Kaolin die Basis für Puder und Gesichtsmasken. Sogar in Lebensmitteln findet sich das Tongestein: Als Zusatzstoff E559 deklariert dient es als Trägerstoff und auch als Basis für Farbstoffe.

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Das Gestein des Jahres wird jeweils von einem Expertengremium unter Leitung des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler (BDG) und der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG) ausgewählt, mit dem Ziel, Gesteine, die aufgrund Ihrer geologischen Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung bemerkenswert sind, in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Bisher fiel die Wahl unter anderem auf den Basalt, den Granit und den Sandstein.

(Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler / Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften, 14.02.2013 – NPO)

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