Entdecken und Mitmachen ist das Motto des Ausstellungsschiffes MS Wissenschaft, das heute auf große Fahrt geht. Zwischen Mai und September 2008 läuft es 31 deutsche Städte an und präsentiert mit zahlreichen Exponaten die faszinierende Welt der Mathematik im Wissenschaftsjahr 2008.
„Das Matheschiff begeistert Jung und Alt für diese Wissenschaft. Mit Ausstellungen wie dieser wollen wir Mathematik greifbar machen und Begeisterung wecken“, sagte Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) anlässlich der gestrigen Schiffstaufe in Bonn.
„Mit dem Jahr der Mathematik geben wir dieser zukunftsweisenden Wissenschaft eine wichtige Plattform, um ihre zentrale Bedeutung für Innovationen in verschiedenen Branchen zu präsentieren“, so Rachel weiter. „Das Wissenschaftsjahr ist bereits ein voller Erfolg: Bis heute haben wir mehr als 150 Partner gewinnen können, die sich mit zahlreichen Veranstaltungen beteiligen.“
30 Exponate regen zum Mitmachen an
Das BMBF fördert das Matheschiff 2008 gemeinsam mit der Klaus Tschira Stiftung (KTS). Auf 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche bietet die MS Wissenschaft einen Eindruck von der Welt der Mathematik und widmet sich mathematischen Fragen wie beispielsweise den Gestaltung der Fahrpläne von Bus und Bahn, dem Wetterbericht oder dem Versenden von Paketen.
Mehr als 30 Exponate bieten den Besuchern einen Überblick über die Mathematik und animieren zum Mitmachen. Ziel der Ausstellung ist es, Mathematik erlebbar zu machen und zu zeigen, dass Mathe auch im Alltag eine wichtige Rolle spielt.
Geheime Nachrichten schicken
„Zahlen, bitte! – aber sicher“ fordert beispielsweise das Exponat des Bonner Exzellenzclusters „Hausdorff Center for Mathematics“ und zeigt, wie die Mathematik dabei hilft, Zahlungen im Internet oder die Nutzung eines Geldautomaten sicherer zu machen. Das schon vor über 30 Jahren von Mathematikern entwickelte RSA-Verfahren zählt zu den sichersten Methoden der Verschlüsselung überhaupt und hängt mit der Zerlegung von großen Zahlen in Primfaktoren zusammen.
An diesem Problem – der sehr schwierigen Zerlegung besonders großer Zahlen – arbeiten Bonner Mathematiker. Besucher des Schiffes können geheime Nachrichten schicken oder herausfinden, ob ihr Geburtstag eine Primzahl ist, und bekommen so Einblick in die spannende Welt von Primzahlen, Faktorisierung und Verschlüsselung.
Travelling-Salesman-Problem
Um die Verbesserung von Abläufen geht es dagegen bei einem gemeinsamen Exponat von DFG-Forschungszentrum MATHEON und Zuse-Institut Berlin. „Verbinden Sie alle markierten Städte auf der Deutschlandkarte und finden die die kürzeste Rundreise!“ ist eine Aufgabe, die auf Besucher des Schiffes wartet.
Hier geht es darum, für die Fahrt zu mehreren Orten die Reihenfolge so zu wählen, dass die gesamte Reisestrecke – zum Beispiel eines Handlungsreisenden – möglichst kurz ist. Dieses sogenannte Travelling- Salesman-Problem – kurz TSP genannt – ist das bekannteste Problem in der Kombinatorischen Optimierung und vor allem wegen seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten in Logistik, Transport, Technik und Telekommunikation für die Praxis interessant. Das derzeit größte beweisbar optimal gelöste TSP umfasst 89.500 Städte. Besucher des Exponats haben es allerdings nur mit Rundreisen zu 15, 25 oder 40 Städten zu tun.
Mathe hilft Ozeanforschern
Was Mathematik mit Ozeanforschung zu tun hat, zeigt das Exponat des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“. Die Weltmeere bedecken mehr als zwei Drittel der Erde und spielen eine zentrale Rolle zum Beispiel beim Klimageschehen. Ihre Erforschung ist jedoch schwierig und mit hohem technischem Aufwand verbunden.
Hier hilft die Mathematik: Mit mathematischen Gleichungen lassen sich realistische Ozeanmodelle erstellen, die einzelne Größen – etwa Salzgehalt, Temperatur oder Geschwindigkeit – abbilden und so Einblicke in Prozesse im Meer ermöglichen.
Wie bekannte Meeresströmungen, zum Beispiel der Golfstrom, in der Simulation aussehen oder Daten in Echtzeit per Tiefseeforschungsgerät erhoben werden, lässt sich am interaktiven Exponat der Kieler Forscher auf der „MS Wissenschaft“ erleben.
„MS Wissenschaft“ öffnet die Tore
Die Ausstellung ist in allen Städten während der Schulzeit von neun bis 19 Uhr, am Wochenende und in den Ferien von zehn bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
(BMBF/Wissenschaft im Dialog (WiD)/DFG, 07.05.2008 – DLO)