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Medizin

Modifizierte T-Zellen verhindern Abstoßung

Neuer Ansatz gegen Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantationen

Modifizierte T-Zellen
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von T-Zellen ohne das Protein Coronin 1 © Swiss Nanoscience Institute/ Universität Basel

Abstoßung verhindert: Forscher haben einen neuen Weg gefunden, um Immunreaktionen gegen transplantierte Organe zu unterbinden. Demnach könnten sich solche Angriffe der körpereigenen Abwehr durch die Blockade eines bestimmten Proteins verhindern lassen. Das Besondere: Die Immunzellen unterlassen dadurch nur die Bekämpfung des fremden Organs – reagieren aber weiterhin auf krankmachende Erreger.

Für Menschen mit akutem Organversagen oder einer schweren chronischen Erkrankung ist eine Organtransplantation oftmals die letzte Hoffnung auf Heilung. Doch das Leben mit fremdem Organ bedeutet auch ein Risiko: Damit der Körper den Eindringling akzeptiert, müssen Patienten ein Leben lang Immunsuppressiva einnehmen – Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken. Dies macht sie wesentlich anfälliger für lebensbedrohliche Infektionen.

Mediziner fahnden daher schon länger nach alternativen Wegen: Gibt es Möglichkeiten, die Abstoßung des transplantierten Organs zu verhindern, ohne dabei das körpereigene Abwehrsystem wehrlos gegenüber Krankheitserregern wie Viren und Bakterien zu machen? Jean Pieters von der Universität Basel und seine Kollegen haben nun eine Entdeckung gemacht, die genau das nahelegt.

Schlüsselprotein Coronin

Die Wissenschaftler wollten wissen, welche Rolle das Protein Coronin 1 für Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantationen spielt. Von diesem Protein ist bekannt, dass es die T-Zellen des Immunsystems steuert – jene Zellen, die unerwünschte Eindringlinge im Körper außer Schach setzen und vernichten.

Für seine Studie veränderte das Forscherteam transplantierte Mäuse so, dass dieses wichtige regulatorische Protein bei ihnen nicht mehr produziert wird. Das Ergebnis: „Wir haben herausgefunden, dass die T-Zellen die Immunreaktion gegenüber dem transplantierten Organ nach dem Entfernen von Coronin 1 nicht nur massiv unterdrücken, sondern die Abstoßung sogar aktiv verhindern“, sagt Mitautor Rajesh Jayachandran.

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Trotzdem aktiv bei Infektionen

Wie aber kommt es dazu? Weitere Experimente offenbarten, dass Coronin 1 in den T-Zellen offenbar in einen Signalweg eingreift, der zur Produktion eines Botenstoffs namens cAMP (cyclisches Adenosinmonophosphat) führt. In Abwesenheit des Proteins steigt die Konzentration dieses Botenstoffs in den T-Zellen drastisch an – als Folge verändern sich die Zellen und tolerieren das transplantierte Organ.

Viren, Bakterien und Co bekämpfen die modifizierten T-Zellen überraschenderweise trotzdem, wie Jayachandran berichtet: „Wir waren erstaunt, dass die Coronin-1-armen T-Zellen weiterhin Krankheitserreger bekämpfen können.“ Demnach stimulieren von Mikroben befallene Körperzellen die T-Zellen im Falle einer Infektion und regen die Produktion bestimmter Moleküle an, die die Wirkung von cAMP neutralisieren – die T-Zellen werden wieder in Alarmbereitschaft versetzt.

Neue Therapiemöglichkeiten?

Die neuen Ergebnisse deuten den Forschern zufolge daraufhin, dass sich die Immunantwort des Körpers selektiv abschalten lässt. Inwiefern dies möglicherweise Türen zur Entwicklung von Therapien gegen Abstoßungsreaktionen bei Transplantationen öffnet, werden aber erst weitere Studien zeigen können. (Immunity, 2019; doi: 10.1016/j.immuni.2018.12.011)

Quelle: Universität Basel

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