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Medizin

E-Zigaretten schaden den Gefäßen

Dampf beeinträchtigt die Funktion der Blutgefäße selbst ohne Nikotin

E-Zigarette
Das "Dampfen" scheint die Funktion der Blutgefäße zu beeinträchtigen. © patrisyu/ iStock.com

Schlechte Nachrichten für „Dampfer“: Der vermeintlich harmlose Dampf von E-Zigaretten könnte der Gefäßgesundheit schaden. Wie eine Studie offenbart, wirken sich schon wenige Züge messbar auf die Blutgefäße aus und stören deren normale Funktion – dies gilt sogar für Liquide ohne Nikotin. Die Forscher vermuten, dass die Inhaltsstoffe des Liquids beim Verdampfen in potenziell schädliche Substanzen umgewandelt werden.

E-Zigaretten gelten als gesündere Alternative zum herkömmlichen Glimmstängel. Denn anstatt Tabak zu verbrennen, erhitzen sie eine Flüssigkeit, die meist mit Aromastoffen und Nikotin versetzt ist. Der eingeatmete Dampf enthält dadurch deutlich weniger Schadstoffe als der Tabakrauch und soll sogar beim Rauchen-Abgewöhnen helfen.

Allerdings: Völlig harmlos ist auch das „Dampfen“ nicht. Studien zeigen, dass der Dampf von E-Zigaretten freie Radikale und andere potenziell schädliche Substanzen enthält – und möglicherweise sogar krebserregend ist. Auch die Aromastoffe im Liquid allein können offenbar gefährlich sein. So legen Zellexperimente eine schädliche Wirkung mancher Aromen auf die Wandzellen der Blutgefäße nahe, und zwar selbst in Abwesenheit von Nikotin.

Schädlich für die Blutgefäße?

Forscher um Alessandra Caporale von der University of Pennsylvania in Philadelphia haben den Effekt des E-Zigaretten-Konsums auf die Gefäßgesundheit nun näher unter die Lupe genommen. Im Test mit 31 gesunden Nichtrauchern untersuchten sie mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) unter anderem die Aorta sowie die große Oberschenkelarterie und -vene der Probanden.

Dabei schnürten sie das Bein kurzfristig mit einer Manschette ab und beobachteten, wie schnell das Blut danach wieder normal durch die Gefäße floss und wie sehr sich diese durch den gesteigerten Blutfluss weiteten. Diese sogenannte flussvermittelte Dilatation (FMD) gilt als ein Maß für die Gesundheit der Gefäße und kann auch Hinweise auf kardiovaskuläre Erkrankungen geben.

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Messbarer Effekt schon nach einmal Dampfen

Würde sich die Reaktion der Blutgefäße durch ein paar Züge am „Verdampfer“ verändern? Um dies herauszufinden, ließen die Wissenschaftler die Studienteilnehmer 16 Mal für jeweils drei Sekunden an einer E-Zigarette ziehen. Das Liquid im Gerät enthielt hauptsächlich Propylenglycol und Glycerol mit Tabakaroma, aber kein Nikotin.

Die Ergebnisse zeigten: Schon das kurzfristige Inhalieren hatte sich offenbar auf die Gefäße ausgewirkt. So stellten die Forscher fest, dass der Blutfluss in der Oberschenkelarterie vermindert war und sie sich deutlich weniger erweiterte. Im Schnitt hatte sich der FMD-Wert demnach um 34 Prozent reduziert. Zudem war der Sauerstoffgehalt in der Vene um 20 Prozent niedriger als vor der Dampf-Einheit.

Von wegen harmloser Wasserdampf

Diese Ergebnisse sprechen nach Ansicht von Caporales Team dafür, dass sich das Dampfen unter anderem negativ auf die Wandzellen der Blutgefäße auswirkt – diese Endothelzellen kleiden die Gefäße aus und sind entscheidend für eine funktionierende Blutzirkulation. Eine Schädigung des Endotheliums kann zum Beispiel zur Verdickung der Arterienwände führen und damit Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigen.

„Abgesehen von den bekannten schädlichen Effekten des Nikotins haben wir gezeigt, dass sich das Dampfen unmittelbar auf die vaskuläre Funktion des Körpers auswirkt“, konstatiert Caporales Kollege Felix Wehrli. „Während das Liquid selbst relativ harmlos sein mag, können die darin enthaltenen Moleküle wie Propylenglycol und Glycerol beim Verdampfprozess in schädliche Substanzen umgewandelt werden“, so seine Vermutung.

„Viele E-Zigaretten-Nutzer glauben, sie inhalierten nur Wasserdampf. Doch die Lösungsmittel, Aromen und Zusatzstoffe im Liquid können beim Verdampfen belastende Wirkungen auf die Atemwege und die Blutgefäße entfalten“, ergänzt Caporale.

Langzeitfolgen noch unklar

Bisher haben die Wissenschaftler nur den kurzfristigen Effekt des Dampfens auf die Gefäße untersucht. Welche langfristigen Folgen der E-Zigaretten-Konsum in diesem Zusammenhang haben kann, müssen weitere Studien erst noch zeigen. Bis dahin raten sie jedoch zur Vorsicht: „Wenn schon nach einer einzigen Dampf-Einheit eine Wirkung feststellbar ist, kann man sich vorstellen, welcher Schaden im Laufe der Jahre entstehen könnte“, sagt Wehrli.

„Der Gebrauch von E-Zigaretten ist ein großes Problem, vor allem weil sich die Verdampfer auch unter Teenagern großer Beliebtheit erfreuen und gemeinhin als harmlos beworben werden – und das, obwohl über die Langzeitfolgen bisher kaum etwas bekannt ist“, schließt Caporale. (Radiology, 2019; doi: 10.1148/radiol.2019190562)

Quelle: Radiological Society of North America/ University of Pennsylvania

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