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Medizin

E-Zigaretten machen Keime aggressiver

Rauch fördert Infektionen der Atemwege und schwächt die Immunabwehr

E-Zigaretten gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen. Ihnen allen ist jedoch eines gemein: Sie dampfen nur, wenn sie eingeschaltet sind. © Fraunhofer WKI

Doch nicht so gesund: Der Dampf von E-Zigaretten macht krankheitserregende Bakterien aggressiver und hilft ihnen, der Immunabwehr zu entgehen. Das belegen US-Forscher in Experimenten mit dem resistenten Keim MRSA. Durch den Dampf kann er sich leichter auf den Schleimhäuten der Atemwege vermehren und so potenziell Infektionen auslösen. Dieser infektionsfördernde Effekt ist nur wenig schwächer als bei Tabakrauch.

E-Zigaretten sind im Trend, denn die Verdampfer gelten als gesunde Alternative zum Glimmstängel. Statt des Tabaks liefert dabei eine Flüssigkeit Nikotin und Aroma, sie wird in der E-Zigarette verdampft. Die verdampften Substanzen erzeugen ein Aerosol aus ultrafeinen Partikeln und Tröpfchen, die dann eingeatmet oder mit dem Dampf ausgestoßen werden. Der Vorteil dabei: Es entstehen weniger Teer und andere bei normalen Zigaretten anfallenden Schadstoffe. Aber schadstofffrei sind auch sie nicht.

Laura Crotty Alexander von der University of California in San Diego und ihre Kollegen haben nun E-Zigaretten auf eine andere unerwünschte Eigenschaft hin untersucht: ihre Wirkung auf Krankheitserreger. Denn von normalem Zigarettenrauch ist bekannt, dass er Bakterien hilft, die Atemwege des Menschen zu befallen und so Infekte auszulösen.

Keime werden aggressiver

In ihrem Experiment prüften die Forscher, wie sich E-Zigarettenrauch auf Kulturen menschlicher Schleimhautzellen auswirkt, die mit dem resistenten Keim Staphylococcus aureus (MRSA) infiziert wurden. Dieser Krankheitserreger findet sich auch bei gesunden Menschen häufig auf den Schleimhäuten des Nasen- und Rachenraums, schadet ihnen aber nicht – normalerweise. Schafft das Immunsystem es aber nicht, diese Keime in Schach zu halten und dringen sie in den Blutkreislauf ein, können lebensgefährliche Infektionen die Folge sein.

Das Ergebnis war eindeutig: „Die Virulenz von MRSA wird durch den Rauch von E-Zigaretten erhöht“, konstatiert Crotty Alexander. Die Bakterien vermehren sich stärker und sind aggressiver. Der Verdampfer-Dampf kann MRSA-Infektionen dabei gleich auf zweierlei Weise fördern: Er macht die Bakterien robuster gegenüber Angriffen des Immunsystems. Ihre Biofilme werden dicker und sie verändern ihre Zelloberfläche so, dass sich Abwehrmoleküle schlechter anlagern können. „In unseren Zellversuchen konnte MRSA dadurch vermeiden, von Fresszellen und Killerzellen getötet zu werden“, so die Forscher.

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Abwehr geschwächt

Zum zweiten aber schwächt der E-Zigarettenrauch die körpereigene Abwehr: Er verändert den pH-Wert der Schleimhaut-Oberfläche drastisch und sorgt dadurch für Zellstress. Dies erleichtert es den Bakterien, sich anzusiedeln und bremst die Abwehr zusätzlich aus, wie die Forscher berichten. In Versuchen mit infizierten Mäusen erhöhte der E-Zigaretten-Dampf die Überlebensrate der MRSA-Keime um das Dreifache. Bei echten Zigaretten liegt dieser Wert beim Vierfachen.

„Selbst wenn E-Zigaretten nicht ganz so schädlich sind wie Tabak, haben sie doch messbare negative Auswirkungen auf die Gesundheit“, sagt Crotty Alexander. „Wenn mich Patienten fragen, ob E-Zigaretten besser sind, habe ich daher keine klare Antwort.“ Weitere Studien seien nun nötig um festzustellen, welche Komponenten im E-Zigaretten-Dampf für die infektionsfördernden Effekte verantwortlich seien.

(American Thoracic Society, 19.05.2014 – NPO)

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