Anzeige
Raumfahrt

Voyager 1 sendet (immer noch) nicht

47 Jahre alte Raumsonde arbeitet zwar, kann aber keine Daten mehr zur Erde senden

Voyager-Sonde
Die Raumsonde Voyager 1 sendet seit mehr als drei Monaten keine Daten mehr zur Erde zurück. Kann die NASA das Problem beheben? © NASA/ Jet Propulsion Laboratory

Keine Daten mehr: Seit gut drei Monaten gibt es Kommunikationsprobleme mit der Raumsonde Voyager 1 – dem am weitesten entfernten Außenposten der Menschheit. Obwohl die Instrumente und das Funkmodul der fast 47 Jahre alten Sonde korrekt funktionieren, kann Voyager 1 keine wissenschaftlichen und technischen Daten mehr zur Erde zurücksenden. Schuld ist ein Defekt in dem Computersystem, das die Daten zu einem versendbaren Paket zusammenfasst. Noch hat die NASA nicht aufgegeben, doch die Hoffnung schwindet.

Die beiden Voyager-Sonden sind die äußersten Vorposten der Menschheit und absolute „Oldies“ der Raumfahrt: Sie sind seit fast 47 Jahren im Weltraum unterwegs und die einzigen aktiven Raumsonden, die unser Sonnensystem verlassen und den interstellaren Raum erreicht haben. Doch allmählich macht sich ihr Alter bemerkbar: Im Sommer 2022 sendete Voyager 1 wegen eines Computerdefekts vorübergehend nur noch wirre Telemetriedaten, im August 2023 hatte Voyager 2 Probleme mit der Ausrichtung seiner Antenne, die sich aber beheben ließen.

Voyager-Mission
Zeitplan und Meilensteine der Voyager-Mission. © NASA/JPL-Caltech

Instrumente intakt, aber die Sonde sendet keine Daten

Doch seit dem 14. November 2023 gibt es mit Voyager 1 ein weiteres Problem. Die inzwischen gut 24 Milliarden Kilometer von uns entfernte Raumsonde empfängt zwar alle Befehle und führt sie korrekt aus, auch ihre wissenschaftlichen Instrumente arbeiten noch korrekt. Doch sie sendet keine wissenschaftlichen und technischen Daten mehr zur Erde zurück. Seitdem arbeitet die NASA daran, den Grund für das Problem und eine Lösung zu finden.

Inzwischen scheint klar, dass einer der drei Bordcomputer, das sogenannte Flight Data System (FDS), schuld an dem Problem ist. Normalerweise sammelt dieses System die von den Instrumenten und anderen Hardware-Komponenten eingehenden Daten und wandelt sie in ein kompaktes, aus Nullen und Einsen bestehendes Datenpaket um. Dieses wird dann an die Telemetrie-Modulationseinheit (TMU) geschickt, ein Subsystem, das die Daten zur Erde sendet.

Defekt am Daten-„Packer“ der Raumsonde

Wie die NASA ermittelt hat, hakt es in der Kommunikation zwischen dem Flight Data System und dem TMU, sodass letzteres keine gültigen Datenpakete mehr erhält. Als Folge sendet es nur noch eine wiederholte Folge von sinnlosen Nullen und Einsen – wie ein Schallplatte, die an einer Stelle festhängt. Bereits im Dezember 2023 versuchte das Voyager-Team der NASA, das Flight Data System zurückzusetzen und neu zu starten. Leider reichte dies jedoch nicht, um das Problem zu beheben.

Anzeige

Erschwert werden die Lösungsversuche dadurch, dass jedes Signal 22,5 Stunden bis zu Voyager 1 benötigt. 45 Stunden dauert es, bis das Bodenteam eine Reaktion empfangen kann. Hinzu kommt, dass viele Unterlagen zum Aufbau der in den 1970er Jahren gebauten Raumsonde nicht digitalisiert wurden und es die Hard- und Software heute nicht mehr gibt. Nicht verfügbar sind auch viele der ursprünglichen Konstrukteure der Voyager-Sonden, die möglicherweise noch Tipps und Tricks zur Umgehung des Problems gekannt hätten – sie sind bereits verstorben.

„Es wäre ein Wunder“

Noch gibt die NASA ihre fernste und dienstälteste Raumsonde nicht auf. Denn die beiden Voyager-Sonden sind die ersten und einzigen, die uns Daten aus dem interstellaren Raum liefern – und gerade der Vergleich der Daten beider Sonde hat bereits einige wertvolle Einblicke in diesen Vorhof unseres Sonnensystems geliefert. Um diese einzigartigen „Außenposten“ der Menschheit möglichst lange am Laufen zu halten, hatte die NASA erst letztes Jahr der Voyager-2-Sonde weitere Energiesparmaßnahmen verordnet, Voyager 1 sollte 2024 an die Reihe kommen.

„Wir haben noch nicht aufgegeben“, sagte Suzanne Dodd, Projektmanagerin des Voyager-Programms am Jet Propulsion Laboratory der NASA jüngst gegenüber Ars Technica. „Es wäre ein großes Wunder, wenn wir die Sonde wieder zurückbekommen.“ Dies sei das bisher schwerwiegendste Problem, seit sie Projektmanagerin geworden sei, so Dodd. „Aber es gibt noch einige Sachen, die wir versuchen können.“

Quelle: NASA

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Das NASA-Archiv: 60 Jahre im All - von Piers Bizony, Roger Launius, Andrew Chaikin

Top-Clicks der Woche