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Raumfahrt

Warum Voyager 2 nicht antworten kann

Falsch ausgerichtete Antenne der Raumsonde sendet zwei Grad an der Erde vorbei

Voyager-Die Raumsonde Voyager 2 kann zurzeit nicht mehr "nach Hause telefonieren". © NASA/JPL
Die Raumsonde Voyager 2 kann zurzeit nicht mehr "nach Hause telefonieren". © NASA/JPL

Falsche Richtung: Erstmals seit 45 Jahren ist der Kontakt zur NASA-Raumsonde Voyager 2 abgebrochen. Die Sonde sendet zwar noch fleißig, ihr Funkstrahl geht aber an der Erde vorbei. Grund dafür ist ein Fehler in einem von der NASA an Voyager 2 gesendeten Befehl, wodurch die Sonde ihre Antenne falsch ausgerichtet hat. Hoffnung macht aber, dass eine der größten Schüsselantennen des Deep Space Network heute Nacht das Trägersignal der Sonde aufgefangen hat.

Sie sind die dienstältesten und am weitesten gereisten „Außenposten“ der Menschheit: Die NASA-Raumsonden Voyager 1 und 2 sind schon seit 1977 im Weltraum unterwegs und haben inzwischen beide die schützende Heliosphäre unseres Sonnensystems hinter sich gelassen. Ihre Instrumente sind damit die ersten, die uns Daten aus dem interstellaren Raum übermitteln. Damit dies so bleibt, hat die NASA beiden Sonden ein Sparprogramm verordnet, das den Energieverbrauch möglichst minimieren soll.

Erde und Sonde reden aneinander vorbei

Doch zurzeit gibt es mit Voyager 2 ein Problem: Erde und Raumsonde sprechen seit 21. Juli 2023 aneinander vorbei – buchstäblich. Denn Voyager 2 schickt zwar noch fleißig Funksignale und Daten, diese rasen aber an der Erde vorbei, statt auf die großen Radioteleskope des Deep Space Network (DSN) der NASA zu treffen. Als Folge herrscht Funkstille: Das Bodenteam kann die Raumsonde nicht erreichen und Voyager 2 kann nicht mehr „nach Hause telefonieren“.

Schuld daran ist ein Fehler in den Kommandos, die die NASA an ihre fast 20 Milliarden Kilometer entfernte Sonde geschickt hat. Sie führten dazu, dass Voyager 2 seine 3,70 lange Hochleistungs-Antenne um zwei Grad falsch ausgerichtet hat – sie zeigt dadurch an der Erde vorbei. Zwei Grad klingt zwar nicht viel, aber über die enorme Entfernung summiert sich dies zu einer ziemlich großen Abweichung.

Deep Space Station 43
Diese 70-Meter-Antenne in der Nähe von Canberra gehört zum Deep Space Network der NASA und soll den Kontakt zu Voyager 2 wiederherstellen helfen. © NASA/Deep Space Network /span>

Funkstille (noch) keine Gefahr für die Mission

Was aber bedeutet dies für die Mission der Voyager 2? Glücklicherweise ist damit noch nicht alles verloren. Denn die Voyager-Raumsonden sind so eingestellt, dass sie mehrfach im Jahr automatisch nach der Erde suchen und ihre Antenne korrekt ausrichten. Der nächste Termin für diese Justierung ist bei Voyager 2 am 15. Oktober 2023. Spätestens dann müsste die Kommunikation wieder hergestellt werden können, wie die NASA berichtet. Die Messungen der Sonde laufen auch ohne direkten Kontakt mit der Erde weiterhin nach Plan.

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Gleichzeitig versucht die NASA aber trotz des Antennenversatzes, schon früher Kontakt mit Voyager 2 zu bekommen. Sie nutzen dafür die 70-Meter große Schüsselantenne der Deep-Space Station 43 in der Nähe des australischen Canberra. Diese Sende- und Empfangsstation ist die größte steuerbare Parabolantenne der Südhalbkugel und speziell für die Kommunikation mit weit entfernten Raumsonden ausgelegt.

„Herzschlag“ der Sonde gehört

Das „Riesenohr“ in Canberra lauscht nach den Signalen von Voyager 2, schickt aber auch selbst immer wieder Korrekturbefehle an die Sonde – in der Hoffnung, dass einer davon vielleicht trotzdem ankommt. Sollte das der Fall sein, könnte die Fehlausrichtung der Voyager-Antenne doch schon vor Oktober korrigiert werden.

Update: Gestern Nacht hat das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA per Twitter/X mitgeteilt, dass die Deep Space Station 43 jetzt das Trägersignal von Voyager aufgefangen hat. „Das ist ein wenig wie der ‚Herzschlag‘ der Raumsonde und bestätigt, dass Voyager 2 noch immer sendet, was die Ingenieure auch erwartet haben“, heißt es. Das erhöht die Chance, dass ein zur Raumsonde gesendeter Korrekturbefehl vielleicht trotz des Antennenversatzes ankommt.

Quelle: NASA/Jet Propulsion Laboratory, Deep Space Network

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