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Raumfahrt

Starship: Explosives Ende auch für zweiten Teststart

Kontaktverlust nach erfolgreicher Abtrennung der ersten Brennstufe

Starship beim Start
Das 120 Meter hohe Ensemble von Starship und Super-Heavy-Trägerrakete nach dem Start vom SpaceX-Raumbahnhof in Texas. © SpaceX

Kein kompletter Erfolg, aber ein Schritt weiter: Der zweite Teststart des Starship, der größten Rakete der Welt, endete erneut mit einer Selbstzerstörung und Explosion. Anders als beim ersten Teststart schaffte das SpaceX-Raumschiff diesmal die Abtrennung von der ersten Brennstufe der Super-Heavy-Trägerrakete und das Starship flog acht Minuten lang bis in 150 Kilometer Höhe. Wegen eines Kontaktverlusts wurde dann die Selbstzerstörung ausgelöst, um ein unkontrolliertes Abweichen vom Kurs zu verhindern.

Das Starship des Raumfahrtunternehmens SpaceX ist ein Projekt der Superlative: Die 70 Meter lange Trägerrakete Super Heavy und die 50 Meter lange Raumkapsel mit Raketenoberstufe, das eigentliche Starship, bilden zusammen die größte Rakete der Welt. Sie ist größer als die legendäre Saturn V der Apollo-Mondmissionen und soll in Zukunft Mensch und Material zum Mond und Mars bringen können. Die NASA hat vier Milliarden US-Dollar investiert, weil das Starship wichtiger Teil der US-Mondmission Artemis werden soll.

Raketenvergleich
Vergleich des Super-Heavy-Starship-Ensembles (rechts) mit anderen Raketen. © FloraFallenrose/ CC-by-sa 4.0

Doch die bisherigen Testflüge liefen alles andere als reibungslos: Einige Teststarts der Starship-Oberstufe und auch der erste Testflug des Gesamt-Ensembles im April 2023 endeten in Explosionen. Bei diesem letzten Test zündeten nicht alle Triebwerke der Super Heavy und die Abtrennung des Starship von der ersten Raketenbrennstufe scheiterte. Daher wurde das Ensemble gesprengt. Der Raketenstart hatte zudem die Startrampe von SpaceX in Texas beschädigt.

Zündung und Start erfolgreich

Am Samstag, 18. November 2023, fand nun der zweite Teststart des Starship mit der Super Heavy statt. Anders als beim ersten Mal klappte diesmal die Zündung perfekt: Alle 33 Raptor-Triebwerke der Trägerrakete zündeten und hoben das Ensemble erfolgreich von der Starrtrampe. Nach zweieinhalb Minuten des Fluges war der Treibstoff für die erste Brennstufe verbraucht und die riskanteste Phase des Fluges stand an: die Abtrennung der verbrauchten ersten Brennstufe vom Starship mit der Raketenoberstufe.

Anders als bei gängigen Systemen, wie auch der von SpaceX entwickelten kleineren Falcon 9, erfolgt diese Abtrennung nicht durch pneumatische Impulse, die von einem Zwischensegment der Rakete ausgelöst werden. Stattdessen nutzt das Super-Heavy-Starship-Ensemble das sogenannte „Hot Staging“. Dabei erfolgt die Abtrennung der ausgebrannten Raketenbrennstufe allein durch das Zünden der sechs Starship-Triebwerke. Dieses Manöver schlug beim letzten Teststart fehl.

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„Hot Staging“ erfolgt, aber Probleme mit der ersten Brennstufe

Diesmal klappte das Hot Staging: Das Starship zündete wie geplant seine Triebwerke und trennte sich erfolgreich von der ersten Raketenbrennstufe. Die Raumkapsel beschleunigte weiter und erreichte rund acht Minuten nach dem Start rund 150 Kilometer Höhe. Die ausgebrannte Brennstufe der Super Heavy sollte in der Zwischenzeit eigentlich kontrolliert zur Erde zurückkehren und wieder landen. Stattdessen geriet sie jedoch außer Kontrolle und explodierte schließlich über dem Golf von Mexiko.

„Die Booster-Brennstufe erfuhr eine schnelle, ungeplante Demontage (unscheduled disassembly) kurz nach der Stufentrennung, während die Starship-Triebwerke auf ihrem Weg zum Weltraum mehrere Minuten weiterbrannten“, berichtete SpaceX auf X. Während der Live-Übertragung kommentierte Kate Tice von SpaceX: „Wir wussten, dass das Hot Staging unglaublich dynamisch ist und dass es durchaus wahrscheinlich ist, dass der Booster dies nicht überlebt. Wir müssen nun die Daten analysieren und herausfinden, wie wir den Booster für die nächste Hot-Stage-Trennung verbessern können.“

Starship
Blick auf das Starship kurz vor dem Start am 11. November 2023. © SpaceX

Starship in 150 Kilometer Höhe zerstört

Doch auch der Flug des Starships lief nicht reibungslos: Die Raumkapsel sollte eigentlich bis in orbitale Höhe aufsteigen und dann nach einer Erdumrundung vor Hawaii in den Pazifik stürzen. Doch neun Minuten nach dem Start verlor die Bodenstation Teile ihres Kontakts zum Starship, Datentransfer und Videoverbindung fielen aus. Gut elf Minuten nach dem Start wurde das Selbstzerstörungssystem des Raumschiffs ausgelöst, das ein unkontrolliertes Abweichen von der Flugbahn verhindern soll.

Als Folge explodierte auch das Starship. „Wir haben die zweite Raketenstufe verloren“, berichtete SpaceX während des Livestreams. Dennoch wertet das Unternehmen die zweiten Teststart als Erfolg. Schon im Vorfeld hatte SpaceX-Gründer Elon Musk erklärt, dass er es schon als Erfolg werten würde, wenn die Rakete es über das Hot Staging hinaus schafft. „Dies ist der riskanteste Teil des Fluges“, so Musk. Nach Ende des zweiten Teststarts erklärte SpaceX: „Bei einem Test wie diesem kommt der Erfolg durch das, was wir lernen, und der heutige Test wird uns dabei helfen, die Zuverlässigkeit des Starship zu verbessern.“

Verzögerung und Rückschlag auch für die NASA

Allerdings: Die Zerstörung des Starship und die Explosion der Super-Heavy-Brennstufe sind trotzdem ein herber Rückschlag für das Raumfahrtunternehmen – und auch für die NASA. Denn der gescheiterte Flug bedeutet weitere Verzögerungen für die Fertigstellung des Starship und erfordert zeitaufwendige Anpassungen, Umbauten und weitere Tests. Bevor diese jedoch stattfinden dürfen, muss nun erneut die US-Flugaufsichtsbehörde FAA die Umstände des aktuellen Tests prüfen – nach dem ersten gescheiterten Testflug dauerte diese Prüfung vier Monate.

Im Extremfall könnte sich damit auch der Zeitplan der Artemis-Mission zum Mond weiter verzögern. Dennoch gratulierte NASA-Administrator Bill Nelson zunächst zum Teststart: „Glückwünsche an die Teams, die bei dem heutigen Testflug Fortschritte gemacht haben“, sagte er. „Die Raumfahrt ist ein mutiges Abenteuer, das einen Can-Do-Spirit und waghalsige Innovation erfordert. Der heutige Test war eine Chance zu lernen – und dann erneut zu fliegen.“

Quelle: SpaceX, CNN, NASA

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