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Raumfahrt

Starship: SpaceX-Rakete explodiert kurz nach dem Start

Größte Rakete der Welt ist nach erfolgreicher erster Brennstufe und gescheiterter Abtrennung explodiert

Starship auf der Startrampe
Das Starship und seine Trägerrakete Super Heavy auf der Startrampe in Texas. Heute soll das von SpaceX entwickelte System seinen ersten gemeinsamen Flug absolvieren. © SpaceX

Gescheiterter Erstflug eines Giganten: Das von SpaceX entwickelte Starship hat am heutigen 20. April seinen zweiten Startversuch absolviert – und ist explodiert. Nach zunächst gelungenem Liftoff gegen 15:30 Uhr unserer Zeit schien die erste Brennstufe abszulaufen wie geplant. Doch als nach rund drei Minunten die Abtrennung der Super-Heavy-Rakete erfolgen sollte, scheiterte dies. Stattdessen trudelte das Ensemble und wurde dann wenige Sekunden später zur Explosion gebracht.

Sie soll in Zukunft Mensch und Material zum Mond und Mars bringen und große Lasten in die Umlaufbahn bringen können: Das „Starship“ des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX ist ein Projekt der Superlative. Die 70 Meter lange Trägerrakete Super Heavy und die 50 Meter lange Raumkapsel mit Raketenoberstufe – das eigentliche Starship – bilden zusammen die größte Rakete der Welt – noch größer als die legendäre Saturn V der Apollo-Mondmissionen oder das Space-Launch-System der Artemis-Mission der NASA.

RAptor-Test
Im Februar 2023 zündeten erstmals 31 Raptortriebwerke auf einmal bei einem statischen Triebwerkstest. © SpaceX

Erster Startversuch wurde abgebrochen

Am Freitag, dem 14. April 2023, hatte SpaceX die offizielle Zulassung des Starship-Systems durch die US-Luftfahrtbehörde FAA erhalten. Damit ist der Weg frei zum ersten orbitalen Testflug des Kolosses. Nach mehreren suborbitalen Testflügen der Starship-Oberstufe, von denen einige spektakulär schiefgingen, ist dies der erste Start des gesamten Ensembles aus Super Heavy und Starship.

Ursprpünglich sollte das Ensemble aus Super Heavy und Starship am 17. April 2023 vom SpaceX-Raumbahnhof in Texas abheben. Dort wurde eigens für das neue Raketensystem ein Startturm von 146 Meter Höhe gebaut – die höchste Raketenstartanlage der Welt. Nachdem der Countdown kurz vor dem Start angehalten wurde, wurde der Flugtest verschoben.

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Explosion beim zweiten Startversuch

Der zweite Startversuch zum ersten gemeinsamen Flug des Starship und der Super-Heavy-Rakete fand am 20.April gegen 15:30 Uhr statt. Nach einem kurzen Stopp des Countdowns 40 Sekunden vor dem Start gab es grünes Licht für die Zündung und das Ensemble hob erfolgreich von der Startrampe ab. Die Raptor-Triebwerke der Super Heavy funktonierten wie geplant und brachten die Rakete bis zu dem Punkt, an dem – rund drei Minuten nach dem Start – die Abtrennung des Starship von der ausgebrannten Trägerrakete erfolgen sollte.

Dazu kam es jedoch nicht: Die Abtrennung scheitert und die sechs Raptoren des Starships kamen nicht zur Zündung. Das Starship und die anhängende Super Heavy vollführten dadurch statt eines geordneten „Belly Flops“ mehrere Überschläge. Laut SpaceX löste man dann die Selbstzerstörung des Ensembles mittels Explosion  aus, um einen Absturz und mögliche Folgen zu verhindern. Schon im Vorfeld hatte SpaceX-Chef Elon Musk die Erfolgschance des ersten Flugtests des kombinierten Systems auf rund 50 Prozent beziffert: „Ich kann nicht sicher sagen, dass es den Orbit erreichen wird, aber ich kann garantieren, dass es spannend wird“, so Musk kürzlich auf einer Konferenz. Da noch weitere Flugtests geplant sind, liegen laut Musk die Chancen für einen erfolgreichen Orbitalflug bis Ende dieses Jahres bei rund 80 Prozent.

Der Stream zeigt den zweiten Startversuch des Starship am 20. April 2023 und die Explosion gut drei Minuten nach dem Start.© SpaceX

So sollte der Orbital-Test eigentlich ablaufen

Für den ersten orbitalen Flug der Super Heavy mit dem Starship sind eigentlich zwei Phasen vorgesehen. In der ersten leisten die 33 Raptor-Triebwerke der Super-Heavy-Rakete die ganze Arbeit. Sie nutzen ein Gemisch aus flüssigem Methan und flüssigem Sauerstoff als Treibstoff und bringen das Ensemble bis auf orbitale Höhe. Nach Abtrennung des Starships rund drei Minuten nach dem Start dreht die Super Heavy, sinkt kontrolliert zum Golf von Mexiko und wassert dort.

Das Starship soll unterdessen seinen Flug mithilfe seiner sechs Raptor-Treibwerken fortsetzen. Die Raumkapsel wird beim ersten Orbitaltest keine volle Erdumrundung absolvieren, sondern soll in der Nähe von Hawaii in den Pazifik stürzen. Insgesamt soll der Flugtest eineinhalb Stunden dauern.

Wiederverwendbar und mit enormem Schub

Anders als andere Schwerlastraketen ist das Starship-System komplett wiederverwendbar: Sowohl die Super-Heavy-Rakete als auch das Starship können nach absolviertem Flug zur Erde zurückkehren und dort landen. Der Startturm in Texas ist dafür extra mit riesigen Roboterarmen ausgerüstet, die die mithilfe ihrer Triebwerke senkrecht landenden Raketenteile dabei stabilisieren und auffangen sollen. Beim heutigen ersten Flugtest wird das Starship allerdings noch nicht wieder zum Startpunkt zurückkehren. Dies ist dann erst für Folgeflüge geplant.

Dank seiner großen Schubkraft soll das Starship in Zukunft 100 bis 150 Tonnen Nutzlast ins All befördern können. Es ist dabei sowohl für den Transport großer Satelliten oder Raumsonde ausgelegt als auch für bemannte Missionen. Sollte der Flugtest erfolgreich sein und das System auch weitere Tests mit Erfolg absolvieren, könnte Starship auch dazu beitragen, die bemannte Rückkehr zum Mond vorzubereiten. Elon Musk sieht im Starship zudem einen wichtigen Schritt für zukünftige bemannte Flüge zum Mars.

Quelle: SpaceX, PBS

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