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Klima

MOSAiC-Expedition: Eisscholle ist zerbrochen

Forschungscamp auf dem Eis ist abgebaut, Polarstern fährt weiter nach Norden

MOSAiC-Expedition
Kurz vor dem Zerbrechen der Eisscholle bargen die Wissenschaftler der MOSAiC-Expedition ihre

Wässriges Ende: Die Eischolle der transpolaren Drift-Expedition MOSAiC hat sich aufgelöst. Nachdem diese Meereisscholle 300 Tage lang Ankerplatz des Eisbrechers Polarstern und Unterlage für die schwimmenden Messstationen der Arktis-Expedition war, ist sie nun Opfer des sommerlichen Tauwetter und ihrer Süddrift geworden. Die Forscher haben damit den kompletten Lebenszyklus und Driftweg dieser Eisscholle begleitet.

Es ist die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Seit Herbst 2019 driftet ein internationales Forschungsteam im Rahmen der MOSAiC-Expedition durch die Arktis. Der Forschungseisbrecher Polarstern und ein ganzes Camp von Messstationen auf einer Eischolle dienen als Basis für Messungen im Polarmeer, im Meereis und in der Atmosphäre. Diese Transpolardrift hat bereits Rekorde aufgestellt und einzigartige Daten aus der zentralen Arktis geliefert.

Bergung
Abbau eines Atmosphären-Messgeräts auf dem Meereis. © Lisa Grosfeld/ AWI

1.700 Kilometer lange Reise einer Eisscholle

Doch jetzt ist die Kernphase der Expedition vorbei: Die Eisscholle, an der die Polarstern im Herbst 2019 vor Sibirien angedockt hat, existiert nicht mehr. Nach genau 300 Tagen Drift ist sie Opfer des sommerlichen Tauwetters geworden und am 30. Juli 2020 unter lautem Knallen zerbrochen. Ihre Einzelteile treiben nun in das Wasser der Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen hinaus.

„Sie hat uns 1.700 Kilometer durch das Nordpolarmeer getragen, von der Laptewsee vorbei am Nordpol bis in die Framstraße“, sagt Expeditionsleiter Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI). „Hier beendet sie nun an der Eiskante ihren natürlichen Lebenszyklus, während sie unter dem Einfluss von Dünung und Wellen zerbricht, schließlich schmilzt und wieder zu dem Wasser des Ozeans wird, aus dem sie sich vor fast zwei Jahren vor der sibirischen Küste gebildet hat.“

Punktgenaue Bergung des Forschungscamps

Damit ist der auf der Eischolle schwimmenden Forschungsstation buchstäblich der Boden unter den Füßen weggebrochen – doch die Wissenschaftler waren darauf vorbereitet. Bis zum letzten Moment hatten sie mit ihren Instrumenten auf dieser Scholle geforscht, bevor sie alle Geräte und Anlagen am 29. Juli geordnet innerhalb nur eines Tages an Bord holten. Gerade noch rechtzeitig: Am nächsten Tag zerbrach die Eisscholle.

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Damit konnte wie geplant auch die allerletzte Phase des Lebens der MOSAiC-Scholle dokumentiert werden. „Es ist uns gelungen, den Lebenszyklus der MOSAiC-Scholle seit Anfang Oktober letzten Jahres bis zu ihrem Ende zu begleiten. Das Konzept dieser Expedition ist damit vollständig aufgegangen“, sagt Rex. „In den vielen Monaten ist die Scholle für uns ein Zuhause geworden, das wir immer in Erinnerung behalten werden. Nun tritt sie ihren letzten Weg an und wird wieder zu Wasser.“

Die „Heimatscholle“ der MOSAiC-Expedition repräsentiert in vieler Hinsicht den typischen Zustand des arktischen Meereises in Zeiten des Klimawandels. Denn die Scholle umfasste zwar einen dickeren, stabilen Bereich, in vielen anderen Teilen war das Eis aber dünn und starken Veränderungen ausgesetzt. Das passt zu Beobachtungen, nach denen das alte, dicke Meereis in den letzten Jahren deutlich abgenommen hat und die Eisbedeckung insgesamt saisonaler geworden ist.

Letzter Abschnitt der Expedition beginnt

Nachdem die MOSAiC-Expedition ihre Scholle zehn Monate begleitet hat, wird die Polarstern zunächst nahe der Eiskante in der Framstraße bleiben, bis der russische Forschungseisbrecher Akademik Tryoshnikov in den nächsten Tagen eintrifft. Er bringt das Wissenschaftsteam des letzten Expeditionsabschnitts, neue Besatzungsmitglieder, Proviant und Treibstoff sowie Verbrauchsstoffe mit.

Dann wird die Polarstern ihren Standort verlassen und noch einmal nordwärts fahren. „Jetzt steht das letzte noch fehlende Puzzlestück im Jahreszyklus des arktischen Meereises im Fokus, das beginnende Gefrieren am Ende des Sommers“, erklärt Rex. „Für diese Phase werden wir weit nach Norden vorstoßen, wo die Eisbildung bereits demnächst einsetzen wird.“

Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

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