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Klima

Klimawandel: beispiellose Kohärenz

Keine Klimaschwankung der letzten 2.000 Jahre war global so synchron wie die aktuelle Erwärmung

Erwärmung
Die aktuelle Erwärmung betrifft 98 Prozent der Erdoberfläche – sie ist damit so umfassend und einheitlich wie keine andere Klimaschwankung der letzten 2.000 Jahre. © bischy/ iStock.com

Global statt regional: Das Muster der aktuellen Erwärmung ist einzigartig in den letzten 2.000 Jahren, wie nun zwei Studien enthüllen. Demnach verliefen frühere Klimaschwankungen wie beispielsweise die mittelalterliche Warmzeit oder die „Kleine Eiszeit“ nie auf der gesamten Erde synchron. Anders ist dies mit dem aktuellen Klimawandel: Die Erwärmung der letzten Jahrzehnte ist auf 98 Prozent der Erdoberfläche nachweisbar – diese Kohärenz sei seit dem Altertum beispiellos, so die Forscher im Fachmagazin „Nature“.

Das Klima schwankt von Natur aus: Immer wieder gibt es jahrzehnte- bis jahrhundertelange Phasen, in denen es kälter oder aber wärmer ist zuvor. Solche Schwankungen umfassen kurze Zyklen wie El Nino/La Nina, aber auch längere Klimavariationen wie die „Kleine Eiszeit“ von 1300 bis 1850 oder die mittelalterliche Warmzeit von 800 bis 1200. Umso schwieriger, aber auch wichtiger ist es zu ermitteln, ob und in inwieweit sich die aktuelle globale Erwärmung von solchen natürlichen Schwankungen unterscheidet.

Klimaschwankungen auf dem Prüfstand

An diesem Punkt setzen Raphael Neukom von der Universität Bern und sein Team mit ihrer neuen Studie an. Sie haben auf Basis von fast 7.000 Datenreihen aus Baumringen, Eisbohrkernen, Seesedimenten und Korallen fünf vorindustrielle Klimaepochen der letzten 2.000 Jahre analysiert und mit der Erwärmung seit dem 20. Jahrhundert verglichen. Mithilfe von sechs verschiedenen statistischen Methoden – so vielen wie noch nie – erhielten sie so ein detailliertes geografisches und klimatisches Bild der letzten 2.000 Jahre.

Das Ergebnis bestätigt, dass die Klimaschwankungen in vorindustrieller Zeit vor allem von zufälligen Schwankungen innerhalb des Klimasystems beeinflusst war. So führten vermehrte Vulkanausbrüche zu einer Abkühlung der Nordhalbkugel während der Kleinen Eiszeit. Die neuen Daten zeigen aber auch, dass diese Kältephase geografisch weit weniger ausgedehnt und einheitlich war als vielfach angenommen. „Zwar war es während der Kleinen Eiszeit auf der ganzen Welt generell kälter, aber nicht überall gleichzeitig“, erklärt Neukom.

Frühere Klimaphasen waren nie synchron

Gleiches galt auch für andere Klimaschwankungen: „Die Spitzenzeiten der vorindustriellen Warm- und Kaltzeiten traten zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Orten auf“, so die Forscher. „Die Minimal- und Maximaltemperaturen waren räumlich sehr unterschiedlich verteilt“ Bei jeder dieser Phasen war es dadurch auf weniger 50 Prozent der globalen Erdoberfläche zur gleichen Zeit besonders kalt oder warm.

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Nach Ansicht der Forscher könnte dies auch zwei Probleme der Klimaforschung mit diesen Klimaschwankungen lösen. Denn die regionale Natur der Wärme- und Kältephase erkläre, warum es so wenig Einigkeit zur genauen Datierung dieser Klimaphasen gebe. „Und es erklärt die Entdeckung von Klimadaten, die nicht zu den Standardannahmen passen“, so Neukom und sein Team.

„Beispiellose Kohärenz“

Ganz anders ist das Muster bei der aktuellen Erwärmung: „Die die mit großer Wahrscheinlichkeit wärmste Phase der letzten 2.000 Jahre liegt im späten 20. Jahrhundert“, berichten die Forscher. „Und sie zeigt sich fast überall – auf 98 Prozent der globalen Erdoberfläche.“ Nur in der Antarktis lasse sich die aktuelle Erwärmung noch nicht auf dem gesamten Kontinent beobachten.

„Das Klimasystem ist jetzt in einem Zustand der Temperatur-Kohärenz, der in den letzten 2.000 Jahren einzigartig ist“, konstatieren Neukom und seine Kollegen. „Das liefert starke Belege dafür, dass die anthropogene Erwärmung nicht nur in Bezug auf ihre absoluten Temperaturen beispiellos ist, sondern auch in Bezug auf ihre räumliche Einheitlichkeit.“

Nach Ansicht der Forscher demonstriert dies einmal mehr, dass der Mensch in der Klimasystem eingegriffen hat und dass die der aktuelle Klimawandel nicht mehr allein mit zufälligen Schwankungen zu erklären ist. (Nature, 2019; doi: 10.1038/s41586-019-1401-2)

Quelle: Universität Bern

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