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Genetik

Gefleckte Pferde gab es schon vor 25.000 Jahren

Entgegen bisherigen Annahmen hatten Wildpferde nicht nur braunes oder schwarzes Fell

Tigerschecke © IZW

Schon vor 25.000 Jahren malten unsere Vorfahren Bilder von gepunkteten Wildpferden – unter anderem an die Wände der Höhle von Pech-Merle in Südfrankreich. Dass die Steinzeitmenschen dabei nicht ihrer Fantasie folgten, sondern der Natur, hat jetzt ein internationales Forscherteam herausgefunden. „Wir haben Belege dafür, dass es die Genvariante für geflecktes Fell bei Pferden bereits vor tausenden von Jahren gab“, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Science“. Das zeige die Genanalyse fossiler Wildpferdknochen aus Europa und Sibirien.

Bisher gingen Biologen davon aus, dass es bei Wildpferden nur schwarzes oder braunes Fell gab. Flecken oder andere Muster sollten erst mit der Züchtung der Hauspferderassen entstanden sein. Die berühmten Höhlenmalereien gefleckter Pferde in Pech-Merle wurden daher vielfach als rein symbolisch oder künstlerische Ausschmückung interpretiert. „Unsere Ergebnisse sprechen gegen eine symbolische Erklärung für die Pferde. Die Menschen malten damals, was sie sahen“, sagt Terry O’Connor von der University of York, einer der Autoren der Studie.

Erbgutvariante für geflecktes Fell identifiziert

Bei ihren Genanalysen fanden die Wissenschaftler in vier urzeitlichen Wildpferdknochen aus Westeuropa und zweien aus Osteuropa eine Erbgutvariante, die ein geflecktes Fell hervorbringt. Diese sogenannte Leopard-Genvariante erzeugt weiße Flecken im Fell oder ein weißes Fell mit dunklen Flecken darin. Sie führe bei Hauspferderassen wie den Appaloosa oder den Knabstruppern zu deren typischer Fellfärbung, sagen die Forscher. Bei Wildpferden habe man die Leopard-Genvariante erst jetzt erstmals nachgewiesen.

„Zu wissen, dass es solche gefleckten Pferde auch während der Eiszeit in Europa gab, liefert neue Einblicke und Impulse auch für die Archäologen, die die Höhlenmalereien interpretieren“, sagt Erstautorin Melanie Pruvost vom Leibnitz Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Denn jetzt sei klar, dass die Darstellungen zumindest in punkto Fellfarben realistisch waren.

Analyse fossiler DNA liefert Hinweise auf Fellfarbe

Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler Erbmaterial aus 35 fossilen Wildpferdknochen aus West- und Osteuropa, von der Iberischen Halbinsel und aus Sibirien. Die Knochen stammten zum Teil aus der mehr als 12.000 Jahre zurückliegenden Ära der letzten Eiszeiten, teilweise aus der Jungsteinzeit. In ihren Analysen überprüften die Forscher gezielt die Stellen im fossilen Erbgut, die bei heutigen Pferden für Varianten in der Fellfarbe verantwortlich sind.

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„In erstaunlicher Übereinstimmung mit den steinzeitlichen Höhlenmalereien fanden sich in den Proben vor allem braune und schwarze Genotypen“, schreiben die Forscher. 18 Proben stammten von bräunlich gefärbten Wildpferden. Genvarianten für weißes oder rötliches Fell habe man dagegen nicht nachweisen können. Die Leopard-Variante für geflecktes Fell sei in Europa durchaus häufig gewesen, sie fand sich in sechs von zehn Proben aus dieser Region. (Proceedings of the National Academy of Science, 2011; DOI: 10.1073/pnas.1108982108)

(Proceedings of the National Academy of Science / dapd, 08.11.2011 – NPO)

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