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Botanik

Rettet die Riesenblume!

Rafflesien – die größten Blumen der Welt – sind stärker bedroht als gedacht

Rafflesie
Diese auf Sumatra heimische Rafflesia kemumu ist gefährdet – genauso wie alle anderen Spezies ihrer Gattung. © Chris Thorogood

Botanischer Notruf: Alle 42 bekannten Arten der parasitischen Riesenblumen sind aktuell gefährdet, 25 von ihnen sogar vom Aussterben bedroht, warnen Forschende nach einer aktuellen Bestandsaufnahme der botanischen Sonderlinge. Der Fortbestand der Rafflesien oder „Kadaverblumen“ mit ihrem Blütendurchmesser von bis zu einem Meter ist somit deutlich unsicherer als bislang angenommen. Das Forschungsteam empfiehlt daher, Schutzgebiete einzurichten und ein öffentliches Bewusstsein für die ungewöhnlichen Pflanzen zu schaffen.

Rafflesien gehören zu den Sonderlingen des Pflanzenreichs. Als Parasit befallen sie tropische Reben in den Regenwäldern Südostasiens und leben im Inneren ihres Wirts zunächst als unsichtbares, fadenförmiges Gebilde. In unregelmäßigen Abständen bringen sie jedoch bis zu einen Meter breite, rote Blüten hervor, mit denen sie die Rinde der Reben durchbrechen und den Geruch von verrottendem Fleisch verströmen. Auf diese Weise locken sie bestäubende Fliegen an und haben sich außerdem den Spitznamen „Kadaverblume“ eingehandelt.

Rafflesie Größenvergleich
Rafflesien bilden riesige Blüten mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter. © Chris Thorogood

Die große Rafflesien-Zählung

Da Rafflesien die meiste Zeit ihres Lebens praktisch unsichtbar sind, sind sie nach wie vor kaum erforscht, und es werden immer wieder neue Arten entdeckt. Gleichzeitig ist allerdings unklar, wie stark gefährdet die Riesenblumen sind. Schließlich findet in vielen ihrer tropischen Heimatwälder Abholzung in großem Stil statt.

Um mehr über die Bestände der 42 bekannten Rafflesien-Arten zu erfahren, haben Forschende um Pastor Malabrigo Jr. von der Universität der Philippinen in Los Baños nun erstmals alle verfügbaren Informationen über Verbreitungsgebiete und Vorkommen der Riesenblumen gesammelt. Dafür griffen sie unter anderem auf das Wissen indigener Völker und auf Daten aus jahrzehntelangen Feldbeobachtungen zurück. Auf diese Weise konnte das Forschungsteam ermitteln, wie gefährdet die verschiedenen Arten sind, aber auch, wie sich ihr Schutz garantieren lassen könnte.

Alle 42 Arten gefährdet

Das Ergebnis: Obwohl bislang nur eine einzige Rafflesien-Art – Rafflesia magnifica – auf der Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion IUCN steht, müssten eigentlich alle von ihnen darin gelistet sein, wie Malabrigo und seine Kollegen berichten. Ihren Auswertungen zufolge sind zwei der 42 bekannten Riesenblumen-Arten gefährdet, 15 stark gefährdet und 25 sogar vom Aussterben bedroht. Viele der verbliebenen Populationen bestehen demnach nur noch aus wenigen Exemplaren.

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Hinzu kommt, dass mehr als zwei Drittel der Rafflesien-Lebensräume derzeit ungeschützt und von der Zerstörung bedroht sind, wie die Forschenden ermittelt haben. Unter anderem sollen einige der Gebiete künftig in landwirtschaftliche Flächen wie Palmölplantagen umgewandelt werden. Da die einzelnen Riesenblumen-Arten ohnehin jeweils nur auf stark begrenzten Gebieten vorkommen und sich so gut wie nicht in botanischen Gärten kultivieren lassen, könnte diese Entwicklung das Ende der meisten Riesenblumen-Spezies bedeuten, warnen Malabrigo und sein Team.

Sofortige Schutzmaßnahmen gefordert

„Diese neue Studie zeigt, dass die weltweiten Bemühungen um den Schutz von Pflanzen – auch wenn es sich um Ikonen handelt – hinter denen von Tieren zurückgeblieben sind“, sagt Koautor Chris Thorogood von der Universität Oxford. „Wir brauchen dringend ein gemeinsames, regionenübergreifendes Konzept, um einige der bemerkenswertesten Blumen der Welt zu retten.“

Für ein solches Konzept haben die Forschenden bereits verschiedene Rettungsmaßnahmen erarbeitet. Diese umfassen unter anderem den verstärkten Schutz von Rafflesien-Lebensräumen und die Aufnahme aller Spezies auf die Rote Liste der IUCN. Auch fordert das Team, die noch immer mysteriösen Pflanzen besser zu erforschen und Wege zu finden, sie umzusiedeln oder in botanischen Gärten zu erhalten.

Des Weiteren wollen Malabrigo und sein Team die Rafflesien als Attraktion des Ökotourismus etablieren und dabei mit Einheimischen zusammenarbeiten. Diese sollen Führungen für Touristen anbieten und so ein internationales Bewusstsein für die Schutzbedürftigkeit der Riesenblumen schaffen. „Die Rafflesie hat das Potenzial, ein neues Symbol für den Naturschutz in den asiatischen Tropen zu werden“, sagt Malabrigos Kollege Adriane Tobias. (Plants People Planet, 2023; doi: 10.1002/ppp3.10431

Quelle: University of Oxford

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