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Paläontologie

La Brea: Warum starben Säbelzahnkatze und Co.?

Menschengemachte Brände als unterschätzte Killer der Eiszeitfauna

Säbelzahnkatze
Paläontologen haben herausgefunden, was den Säbelzahnkatzen und der restlichen Megafauna aus La Brea den Tod brachte. © Corey Ford/ Getty Images

Aussterben aufgeklärt: Eine Kombination aus Bränden und Bejagung könnte vor 13.000 Jahren einen Großteil der eiszeitlichen Megafauna in Südkalifornien ausgerottet haben, wie Paläontologen in „Science“ berichten. Demnach hatten Säbelzahnkatze, Schattenwolf und Co. neben einem immer heißeren Klima auch mit der Bejagung durch menschliche Siedler und menschengemachten Bränden zu kämpfen. Die Megafauna in La Brea starb durch diese fatale Kombination rund 1.000 Jahre früher aus als im restlichen Nordamerika.

Am Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren verschwanden weltweit rund zwei Drittel aller großen Säugetiere, darunter Mammuts, Säbelzahnkatzen, Riesenfaultiere und Schattenwölfe. Zu dieser Zeit erlebte die Erde eine anhaltende globale Erwärmung und gleichzeitig breiteten sich unsere Vorfahren immer weiter aus. Aufgrund lückenhafter Fossilienbelege ist jedoch vielerorts unklar, was von beidem die Megafauna letzten Endes zu Fall brachte.

Asphaltgruben als Todesregister

Es gibt allerdings einen Ort, der die Geschichte seiner eiszeitlichen Megafauna bis ins kleinste Detail aufgezeichnet hat: die Asphaltgruben von La Brea in Südkalifornien. Über zehntausende Jahre hinweg sind dort immer wieder Tiere im klebrigen Asphalt steckengeblieben und konserviert worden – ein einzigartiges Fenster in die Urzeit.

Paläontologen um Robin O’Keefe von der Marshall University in Huntington haben diese Zeitkapsel nun genutzt, um herauszufinden, was zum Aussterben der einst vielfältigen Megafauna in La Brea führte. Dafür bestimmten sie mithilfe von Radiokarbondatierung den Todeszeitpunkt von 172 großen fossilen Säugetieren. Zu den untersuchten Arten gehörten Säbelzahnkatzen, Schattenwölfe, Amerikanische Löwen, Riesenfaultiere, Wildpferde sowie Kamele, Bisons und Kojoten.

Nachdem O’Keefe und sein Team ermittelt hatten, wann eine Art nicht mehr in den Asphaltgruben auftauchte und somit ausgestorben war, suchten sie nach möglichen Gründen für dieses Aussterben. Das gelang ihnen, indem sie die Umweltbedingungen zu dieser Zeit und die Verbreitung des Menschen in La Brea rekonstruierten.

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Brände als Aussterbe-Treiber

Die Analysen ergaben: Die ersten, die damals ausstarben, waren die Kamele (Camelops hesternus) und Faultiere (Paramylodon harlani). Sie verschwanden vor 13.680 beziehungsweise 13.810 Jahren. O’Keefe und seine Kollegen gehen davon aus, dass sie den Folgen einer raschen Erwärmung zum Opfer fielen, die diese Region am Ende der letzten Eiszeit austrocknete und Bäume verschwinden ließ.

Alle anderen untersuchten Tiere – bis auf die Kojoten – starben ein paar hundert Jahre später, nämlich vor 13.100 bis 13.020 Jahren. „Ihr gleichzeitiges Verschwinden ging mit einer regionalen ökologischen Veränderung einher, die durch eine Umstrukturierung der Pflanzengemeinschaften und eine noch nie dagewesene Feueraktivität gekennzeichnet war“, berichten die Paläontologen. Zwar töteten diese extremen Brände einige Tiere wahrscheinlich auch direkt, doch viel verheerender waren ihre langfristigen Folgen für das Ökosystem.

Nachdem sich weite Teile der Vegetation in Asche verwandelt hatten, blieb den großen Pflanzenfressern kaum noch Nahrung. Auf der Suche nach Grün mussten sie nun anstrengende Wanderungen auf sich nehmen und gleichzeitig konnten sie sich schlechter vor Raubtieren verstecken. Für die eiszeitlichen Raubtiere bedeutete dies zwar zunächst reichliche Beute, doch als diese spärlicher wurde, bekamen auch sie Probleme. Nach Ansicht von O’Keefe und sein Team waren es vor allem diese Brandfolgen, die schließlich zum Aussterben der großen Pflanzen- und Fleischfresser führten.

Den Brandlegern auf der Spur

Lag dem Aussterben der La Brea-Megafauna also einfach eine Verkettung ungünstiger klimatischer Veränderungen zu Grunde? Nicht ganz. Denn die Paläontologen gehen davon aus, dass die Brände nicht auf natürliche Weise entstanden sind, sondern von unseren Vorfahren gelegt wurden. „Als die Menschen nach Südkalifornien kamen, trafen sie auf ein sich erwärmendes und zunehmend trockenes Klima mit reichlich brennbaren Stoffen“, erklären die Forschenden.

Unsere Vorfahren nutzten dieses Brennstoffangebot, um Feuer zu entfachen, und lösten so große Brände aus. In Kombination mit der Jagd auf große Säugetiere könnte dies das komplette Ökosystem verändert und den Tod der Megafauna besiegelt haben, wie O’Keefe und sein Team erklären. Die großen Eiszeit-Säugetiere starben dadurch in Südkalifornien rund 1.000 Jahre früher aus als im Rest von Nordamerika.

Von fruchtbar zu tot in 2.000 Jahren

O’Keefe und seine Kollegen rekonstruieren die eiszeitlichen Ereignisse demnach folgendermaßen: Vor 15.000 Jahren herrschten rund um die Asphaltgruben noch feuchte und kühle Bedingungen mit vielen Bäumen und großen Säugetieren. Vor 14.000 Jahren heizte sich das Klima dann plötzlich auf, das fruchtbare Ökosystem trocknete aus und wurde von den Menschen Südkaliforniens zusätzlich unter Druck gesetzt.

Vor 13.000 Jahren hatten Klima und Mensch dem Lebensraum rund um La Brea schließlich so stark zugesetzt, dass die Megafauna in diesem Gebiet ausgestorben war. Übrig geblieben waren nur die Kojoten, denn sie konnten sich auch von kleinerer Beute ernähren. Aus der ehemals grünen Waldlandschaft war innerhalb von 2.000 Jahren eine trockene Hartlaubzone geworden – ähnlich der heutigen Mittelmeerregion.

Die Tragödie wiederholt sich

Wer darin ein bekanntes Muster erkennt, liegt richtig. „Die Bedingungen, die zur Verschiebung des Zustands in Südkalifornien führten, treten heute im gesamten Westen der USA und in zahlreichen anderen Ökosystemen weltweit wieder auf“, berichten O’Keefe und sein Team. Sie hoffen, dass das neue Wissen über den Untergang von La Brea nun dazu beitragen könnte, ähnliche Katastrophen zu verhindern. (Science, 2023; doi: 10.1126/science.abo3594)

Quelle: American Association for the Advancement of Science (AAAS)

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