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Evolution

Entwürfe für Darwins „Entstehung der Arten“ veröffentlicht

Wieder aufgetauchte Manuskript-Seiten zeigen Entstehung von Darwins Evolutions-Buch

Darwin
Charles Darwin gilt als der Vater der Evolutionstheorie. © Grafissimo/ Getty images

Neue Einsichten zum Jahrestag: Vor genau 164 Jahren hat Charles Darwin sein berühmtes Werk über die Evolution der Arten veröffentlicht. Das Originalmanuskript des epochalen Werks ist weitgehend verloren gegangen, nur wenige Seiten sind noch erhalten. Diese sind nun erstmals alle online einsehbar. Die Entwürfe enthalten auch Sätze und Passagen, die es nicht in die Endfassung des Buchs geschafft haben, und zeigen damit Darwins ursprüngliche Gedanken über die Entstehung der Arten.

Das am 24. November 1859 veröffentlichte Buch „Die Entstehung der Arten“ ist bis heute eines der einflussreichten Bücher in der Wissenschaftsgeschichte. Den Entwurf dazu schrieb sein Verfasser, der britische Naturforscher Charles Darwin, ursprünglich von Hand auf hunderte Seiten Papier, die er nach der Veröffentlichung des Buches auf einen Stapel Altpapier im Haushalt der Darwins legte. Seine Kinder nutzten die unbeschriebenen Rückseiten teils für Zeichnungen und mathematische Berechnungen, doch die allermeisten Entwurfsseiten wurden zerstört.

Suche nach den verschollenen Entwurfsseiten

Nur etwa 50 Seiten des Originalmanuskripts sind heute noch erhalten. Sie wurden erst bewahrt, als Darwins anfänglich heftig kritisiertes Buch gegen Ende seines Lebens zunehmend doch akzeptiert wurde. Über die Jahrzehnte wechselten die Papiere allerdings mehrfach die Besitzer, wurden verschenkt oder verkauft, und sind heute über die ganze Welt verstreut. Die verbleibenden Entwürfe zählen heute zu den wertvollsten wissenschaftlichen Dokumenten; jede einzelne Seite ist bis zu einer Million US-Dollar wert. Großbritannien bemüht sich heute, die Überreste des Manuskripts zu sammeln und im Land zu halten.

Eine Forschungsgruppe um John van Wyhe von der National University of Singapore (NUS) hat nun alle noch verbliebenen bekannten Manuskriptseiten der „Entstehung der Arten“ ausgewertet und online veröffentlicht. Die Sammlung umfasst insgesamt 59 Entwurfsseiten samt Informationen über ihren Inhalt und ihre einstigen Besitzer – darunter drei, die erst kürzlich wiederentdeckt wurden, und sieben Seiten, die zuvor in keiner Sammlung gelistet waren. Zusammen enthalten sie 11.700 Wörter, was etwa 7,7 Prozent der „Entstehung der Arten“ entspricht.

Entwurfsseite von Charles Darwins Buch
Das „Folio 233“ ist eine von nur drei von Darwin signierten Seiten seines Entwurfs für die „Entstehung der Arten“. © Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Fondation Martin Bodmer, Schweiz.

Wie unterscheidet sich das Manuskript vom fertigen Buch?

Da Darwins Handschrift nur schwer zu entziffern ist, haben die Forschenden alle Entwürfe abgeschrieben und so aufbereitet, so dass sie direkt mit den finalen Passagen in der veröffentlichten Fassung verglichen werden können. Dabei fiel auf, dass die Entwürfe auch viele Sätze enthalten, die nie veröffentlicht wurden. Durch die Aufarbeitung ist nun erkennbar, wie Darwin seine Gedanken und Argumente zur Evolution der Arten entwickelte und vielfach auch revidierte.

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So hat er beispielsweise den Satz „Einen Instinkt könnte man fast als einen leeren Trick bezeichnen“ im ersten Entwurf wieder durchgestrichen. Und auch in den nachfolgenden Reinschriften hat Darwin offenbar viele Passagen geändert, bevor die erste Fassung des Buches veröffentlicht wurde, erinnert sich einer seiner Söhne.

Ganze Absätze gestrichen

In einer berühmten Passage seines Buches argumentiert Darwin zum Beispiel, dass die natürliche Selektion ein Tier wie einen Bären allmählich in etwas wie einen Wal verwandeln könne. Seine Kritiker verspotteten ihn dafür so heftig, dass Darwin die Passage aus allen späteren Ausgaben des Buches strich. Doch im ursprünglich niedergeschriebenen Manuskript war die Passage sogar noch ausführlicher, wie die neu analysierten Seiten zeigen.

Der folgende Absatz hat es demnach nicht ins Buch geschafft: „In Nordamerika wurde beobachtet, wie ein Bär stundenlang mit weit geöffnetem Maul schwamm und dabei die winzigen Krustentiere erbeutete, die an der Oberfläche schwammen. Selbst in einem so extremen Fall wie diesem, wenn der Vorrat an winzigen Krebstieren konstant wäre und es in der Region keine besser angepassten Konkurrenten gäbe, kann ich keine Schwierigkeit darin erkennen, dass eine Bärenrasse durch natürliche Selektion in Gewohnheiten und Struktur immer aquatischer wurde, mit immer größerem Maul, bis eine Kreatur entstand, die so monströs in Größe und Struktur war wie ein Wal, obwohl sie sich von so winziger Beute ernährte.“

Quelle: National University of Singapore, Darwin Online

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